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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Ausdrucksweise missfiel ihm zutiefst.
    »Ihr heget doch gewiss nicht den Wunsch, gegen Eure liebe Mama ungehorsam zu seyn«, sagte der Truchsess kalt. »Ich für mein Teil würd’s nicht wollen, wenn ich an Eurer Stelle wär.«
    »Besser, Ihr geht«, flüsterte Sir Hereward. »Ich bleib an Eurer Seit. Dieser Blasius Schmalzfass wird nichts ahnen, denn ich werd ihm nicht erscheinen.«
    Jenna lächelte dankbar.
    Mit einem schrecklich flauen Gefühl im Magen, aber dem treuen Sir Hereward an ihrer Seite, folgte sie Blasius Schmalzfass durch die von Kerzen erleuchteten Gänge, mitten durch das geschäftige Treiben der Dienstboten und dann die breite Treppe hinunter, dem unheilvollen Lärm entgegen, der von den Vorbereitungen auf das Bankett kündete.

* 37 *
    37.  Das Bankett
     

    » S e tz dich dort hin!«, blaffte Königin Etheldredda Jenna an und deutete auf einen kleinen, unbequemen goldenen Stuhl. Der Stuhl stand neben ihrem dick gepolsterten Thron, der die Tafel am Kopf oben auf dem Podium des Bankettsaals beherrschte. Königin Etheldredda war keine großzügige Gastgeberin und gab möglichst wenig Bankette. Sie sah in ihnen nur eine Verschwendung von gutem Essen und kostbarer Zeit, aber manchmal musste es eben sein. Die Königin war überrascht gewesen, wie schnell sich die Nachricht von der Rückkehr der ertrunkenen Prinzessin herumgesprochen hatte, und nicht nur im Palast, sondern überall in der Burg. Doch zusammen mit dieser Neuigkeit machte ein Gerücht die Runde, das der Ritter des Tages in die Welt gesetzt hatte und das sich in bedenklicher Weise verstärkte. So wurde gemunkelt, dass die Königin über die Rückkehr ihrer Tochter verärgert sei und die Ärmste eingesperrt habe. Und schlimmer noch: dass jeder, der ihr Gesicht gesehen habe, als sie die ertrunken Geglaubte erblickte, hätte meinen können, sie habe ihrer Tochter den Tod gewünscht. Oder, und dies wurde nur geflüstert – und erst, nachdem man sich gründlich nach möglichen Lauschern umgeschaut hatte –, dass die Königin ihr Kind eigenhändig ertränkt habe. Diese Mitteilung wurde von Rufen des Erstaunens und Entsetzens begleitet und weckte den brennenden Wunsch, jemand anderen zu finden, dem man die Neuigkeit erzählen konnte, um sich noch einmal am Erstaunen und Entsetzen zu weiden.
    Das Gerücht ging wie ein Lauffeuer durch die Burg, und am Abend wusste Königin Etheldredda, dass sie schleunigst etwas unternehmen musste. Und so wurden die Palastschreiber angewiesen, Einladungen zu schreiben für ein

    Prächtiges Festbankett aus Anlass
der wohlbehaltenen Rückkehr
unserer geliebten Tochter,
Prinzessin Esmeralda.
Eigene Teller mitbringen.
    Die eilends zusammengerufenen Gäste versammelten sich vor der großen Tür zum Ballsaal, dem größten Raum im Palast, in dem alle Bankette stattfanden. Jenna saß auf dem wackligen goldenen Stuhl und ließ nervös den Blick durch den Saal wandern. Sie schüttelte den Kopf, um das merkwürdige Gefühl loszuwerden, das sie seit dem Sprung durch den Spiegel hatte, nämlich das Gefühl, dass sie zu Hause in ihrer eigenen Zeit sei und gerade einen von Silas’ großen Streichen erlebe. Liebevoll dachte sie an ihren sechsten Geburtstag: Als sie morgens aufwachte, befand sie sich an Bord eines Schiffes, das, wie ihr Silas erklärte, auf der Fahrt zur Geburtstagsinsel sei. Das ganze Zimmer sah aus wie das Innere eines außerordentlich unordentlichen Schiffs. Ihre Brüder waren als Piraten und Sarah war als Schiffskoch verkleidet. Irgendwann rief Simon »Land ahoi«, und alle kletterten an einer Strickleiter, die aus dem Fenster hing, halsbrecherisch in ein richtiges Boot, dass unten auf dem Fluss auf sie wartete und sie stromaufwärts zu einer kleinen Sandbank brachte, auf der Jenna eine Schatzkiste mit ihrem Geburtstagsgeschenk darin entdeckte.
    Jenna schielte verstohlen zur Königin. Nein, dachte sie voller Wehmut, sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Mutter der armen Esmeralda und der kleinen Prinzessinnen einen Schiffskoch spielte, und sei es nur für einen Tag. Anscheinend war es ihr schon zuviel, so zu tun, als habe sie ihre Tochter gern. Jenna drehte sich um und warf Sir Hereward einen heimlichen Blick zu. Sie fühlte sich gleich wohler, als sie den alten Geist hinter sich Wache stehen sah. Er fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu.
    Jenna beobachtete, wie Königin Etheldredda ihren Platz auf dem Thron einnahm. Kerzengerade, als hätte sie einen Stock verschluckt, und vorsichtig, als könnte

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