Septimus Heap 05 - Syren
ich Syrah.«
»Hier draußen?«, fragte Septimus.
»Lies es«, sagte sie, »dann wirst du verstehen. Später«, setzte sie hinzu, als Septimus den brüchigen Buchdeckel anheben wollte. »Wir müssen jetzt weiter.«
Hinter der Quelle wurde der Pfad breiter, sodass sie nebeneinander hergehen konnten. Als sie sich der bewaldeten Hügelkuppe näherten, wandte sich Syrah ihm zu und sagte: »Das, um was ich dich jetzt bitten werde, sollst du nicht für mich tun, sondern für die Burg. Und ich glaube, wenn du erst weißt, worum es sich handelt, wirst du es auf jeden Fall tun wollen.« Sie sah Septimus an und blinzelte mit ihren grünen Augen in die Sonne, die ihrem struppigen Haar einen goldenen Glanz verlieh. Sie lächelte. »Ja«, sagte sie, »davon bin ich überzeugt.«
»Aber wenn du dir so sicher bist, warum sagst du es mir dann nicht?«, fragte Septimus.
»Ich kann nicht.«
Septimus wurde ungehalten. »Wieso denn nicht?«, fragte er. »Wenn du willst, dass ich diese gefährliche Sache mache, könntest du mir doch wenigstens verraten, worum es geht, anstatt Spielchen mit mir zu treiben.«
»Wenn ich es dir sage, weißt du es. Und wenn du es weißt, wird die Sirene es erfahren.«
»Die Sirene?«, fragte Septimus. Er blickte auf den Namen auf dem Buchdeckel: Sirene – der Name, der hinter Syrahs Namen stand. Sirene – der Name, der Syrahs Namen ersetzt hatte. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Die Insel wurde ihm immer unheimlicher. Er senkte die Stimme. »Wenn du mir schon nicht sagen kannst, was ich tun soll, muss ich zumindest wissen, womit ich es zu tun habe. Wer oder was ist diese Sirene?«
Sie hatten inzwischen den Rand des Wäldchens auf dem Gipfel erreicht. »Also gut«, sagte Syrah. »Aber bevor ich dir von der Sirene erzähle, muss ich eines wissen: Kannst du einen Gedankenschirm aufbauen? Wenn nicht, ist es besser, wenn du es nicht jetzt sofort erfährst, glaube mir bitte.«
Aber Septimus konnte in der Tat einen Gedankenschirm aufbauen.
Er erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem Marcia es ihm beigebracht hatte. Von dem Augenblick an, als er vom Aufräumen in der Pyramiden-Bibliothek zurückgekehrt war, hatte der Tag etwas Unwirkliches gehabt. Alles, was er gesagt oder getan hatte, hatte Marcia im Voraus gewusst. Sie hatte seine Sätze für ihn beendet, seine unausgesprochenen Fragen beantwortet, ihm ein Buch geholt, das er suchen wollte, und ihm zahllose andere kleine Streiche gespielt. Am Ende des Vormittags hatte Septimus das Gefühl gehabt, den Verstand zu verlieren – woher hatte Marcia gewusst, was er dachte und was er zu tun beabsichtigte?
Dann hatte Marcia darauf bestanden, dass er mit ihr zusammen zu Mittag aß, statt wie sonst in die Kantine des Zaubererturms zu gehen. Er hatte in der kleinen Küche gesessen und schweigend seine Mahlzeit eingenommen, entschlossen, sich nicht in ein Gespräch ziehen lassen. Er hatte sich fest auf die Gegenstände konzentriert, die auf dem Tisch standen, und ganz besonders auf jeden Löffel des recht leckeren Zaubererturm-Tageseintopfs, den Marcia hatte heraufkommen lassen. Als er bemerkt hatte, dass Marcia ihn mit einem leicht belustigten Lächeln ansah, hatte er nicht weggeschaut, sondern versucht, einen geistigen Schutzschirm zwischen seinen und ihren Augen zu errichten, indem er nur an alltägliche Dinge dachte. Nach dem Nachtisch – glitzernder Schokoladenkuchen à la Zaubererturm – hatte Marcia gestrahlt. Sie hatte ihren Löffel weggelegt und in die Hände geklatscht. »Gut gemacht, Septimus«, hatte sie gerufen. »Ich habe meine ganze Kraft darauf verwendet, deine Gedanken zu lesen, und du bist nicht nur dahintergekommen, was ich getan habe, sondern du hast auch einen Weg gefunden, wie du dich vor mir schützen kannst. Sehr gut! Du hast Gedankenschutz Stufe Eins aus eigener Kraft gemeistert. Heute Nachmittag werden wir uns mit Stufe Zwei beschäftigen – was musst du tun, damit dein Gedankenschirm nicht wahrgenommen werden kann. Wenn du das beherrschst, kommen wir zu Stufe Drei – wie kannst du mithilfe von Scheingedanken jederzeit die Oberhand gewinnen.« Sie hatte gelächelt. »Danach wirst du vor jedem neugierigen Wesen oder Zauberer geschützt sein, sogar vor mir.« Der Nachmittag war damals gut verlaufen. Septimus hatte Stufe Drei erreicht, allerdings war seine Stufe Zwei immer wieder unter seinen Scheingedanken zusammengebrochen, was aber nach Auskunft Marcias bei Anfängern ganz normal sei und mit Übung besser werde.
»Ja«,
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