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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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die sprühende Gischt verließen Feuerspei endgültig die Kräfte.
    Septimus umschlang den Hals des Drachen. »Feuerspei«, flüsterte er, »gleich haben wir es geschafft, gleich! « Der dunkle Schatten einer Insel, umsäumt vom Weiß eines langen Sandstreifens, ragte quälend nahe vor ihnen auf. »Nur noch ein kleines Stück, Feuerspei. Du kannst es schaffen, ich weiß es ...«
    Mühsam streckte der Drache die geschundenen Flügel, bekam für ein paar Sekunden irgendwie wieder seinen Schwanz unter Kontrolle und glitt, angefeuert von allen drei Reitern, über die letzten Wellenkämme der auflaufenden Flut hinweg und plumpste, nur knapp ein paar Felsen verfehlend, in ein weiches Bett aus Sand.
    Keiner rührte sich. Keiner sprach ein Wort. Sie saßen entgeistert da und konnten kaum glauben, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten – oder besser gesagt unter dem Bauch, denn die Füße des Drachen lagen abgespreizt in den tiefen Furchen, die er bei der Landung in den Sand gezogen hatte, und er selbst lag völlig erschöpft mit seinem ganzen Gewicht auf seinem breiten weißen Wanst.
    Abermals rissen die Wolken auf, und der Mond schien herab und enthüllte die Umrisse einer kleinen Insel und einer sanft geschwungenen Bucht. Der Sand glitzerte im Mondlicht und bot ein wunderbar friedliches Bild, aber das Tosen der Wellen, die gegen die Felsen brandeten, und die salzige Gischt, die ihnen in die Gesichter spritzte, erinnerten sie daran, dass sie nur mit knapper Not davongekommen waren.
    Mit einem lauten, schauerlichen Stöhnen ließ Feuerspei den Kopf in den Sand sinken. Septimus erwachte aus seiner Starre, gab sich einen Ruck und kletterte, dicht gefolgt von Jenna und Beetle, von seinem Pilotensitz. Im ersten Moment dachte er erschrocken, Feuerspei hätte sich den Hals gebrochen, denn so hatte er ihn noch nie daliegen sehen – selbst im tiefsten, schnarchseligsten Schlaf beschrieb sein Hals normalerweise einen schönen Bogen, aber jetzt lag er im Sand wie ein alter Strick. Septimus kniete nieder und legte ihm die Hand auf den Kopf, der nass war von Regen und Gischt. Der Drache hatte die Augen geschlossen und öffnete sie nicht wie sonst immer, wenn Septimus ihn berührte. Septimus kämpfte mit den Tränen. Feuerspei erinnerte ihn daran, wie das Drachenboot ausgesehen hatte, nachdem es von Simons Donnerblitz getroffen worden war.
    »Feuerspei, ach, Feuerspei – geht es ... geht es dir gut?«, hauchte er.
    Der Drache antwortete mit einem Laut, den Septimus nie zuvor von ihm gehört hatte, einer Art halb ersticktem Schrei, mit dem er Sand in die Luft wirbelte. Septimus stand auf und klopfte sich den Sand von seinem durchweichten Wärmemantel.
    Jenna sah ihn bestürzt an. »Ist... ist es schlimm?«
    »Ich ... ich weiß nicht«, antwortete Septimus.
    »Sein Schwanz sieht nicht gut aus«, sagte Beetle. »Das solltest du dir ansehen.«
    Feuerspeis Schwanz war böse zugerichtet. Der Blitz hatte ihn kurz vor dem Widerhaken getroffen, eine blutige Masse aus Schuppen und Knochen hinterlassen und den Widerhaken selbst beinahe abgetrennt. Septimus ging in die Hocke und nahm die Verletzung genauer in Augenschein. Was er sah, gefiel ihm nicht. Die Schuppen im letzten Drittel des Schwanzes waren verbrannt und verkohlt, und dort, wo der Blitz eingeschlagen hatte, schimmerte blanker Knochen im Mondlicht. Der Sand darunter war schon dunkel und klebrig von Drachenblut. Ganz vorsichtig legte Septimus seine Hand auf die Wunde. Feuerspei stieß erneut einen halb erstickten Schrei aus und versuchte, den Schwanz wegzuziehen.
    »Sch! Feuerspei«, rief Septimus. »Alles wird wieder gut. Sch!« Er nahm die Hand weg und betrachtete sie. Sie glänzte nass von Blut.
    »Was wirst du tun?«, fragte Beetle.
    Septimus versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was Marcellus ihn gelehrt hatte. Marcellus hatte immer gesagt, dass alle Wirbeltiere nach »demselben Plan«, wie er es nannte, gebaut seien und dass alle Gesetze der Heilkunst, die für den Menschen galten, auch auf sie anwendbar seien. Und dann fiel ihm wieder ein, was Marcellus zu Verbrennungen gesagt hatte – sofort und so lange wie möglich in Salzwasser tauchen. Nur war er sich nicht sicher, ob dies auch für offene Wunden galt. Er stand unschlüssig da, während Jenna und Beetle darauf warteten, dass er etwas unternahm.
    Wieder brüllte Feuerspei und versuchte, den Schwanz zu bewegen. Da fasste Septimus einen Entschluss. Feuerspei hatte Verbrennungen. Er hatte Schmerzen. Kaltes

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