Septimus Heap 05 - Syren
Salzwasser würde den Schmerz lindern und das Brennen stoppen. Außerdem wirkte es gut gegen Infektionen, wenn er sich richtig erinnerte.
»Wir müssen seinen Schwanz in den Gezeitentümpel dort legen«, sagte Septimus und deutete auf eine große Wasserlache hinter den Felsen, die sie bei der Landung nur knapp verfehlt hatten.
»Das wird ihm aber nicht gefallen«, gab Beetle zu bedenken und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, wie immer, wenn er an einem Problem knobelte. Seine Stirn lag in Falten, und seine Haare standen ab wie die Borsten eines Schornsteinbesens. Beetle wusste, dass er jetzt nicht über so was nachdenken sollte, aber er hoffte inständig, dass Jenna es nicht bemerkt hatte.
Jenna hatte es bemerkt. Es entlockte ihr zum ersten Mal in dieser Nacht ein Lächeln, aber sie hütete sich, etwas zu sagen. »Wie wär’s, wenn du mit Feuerspei sprichst, Septimus«, schlug sie vor. »Sag ihm, was wir vorhaben, dann können Beetle und ich seinen Schwanz hochheben und in den Tümpel legen.«
Septimus blickte skeptisch. »Sein Schwanz ist ziemlich schwer.«
»Und wir sind ziemlich stark, nicht wahr, Beetle?«
Beetle nickte und hoffte dabei im Stillen, dass’ seine Haare nicht allzu sehr hin und her wackelten. Sie wackelten, aber Jenna sah bewusst nicht hin.
»Also gut«, willigte Septimus ein.
Wieder kniete er neben Feuer speis reglosem Kopf nieder. »Feuerspei«, sagte er, »dein Schwanz schwelt noch, und wir müssen ihn löschen. Jenna und Beetle werden ihn jetzt hochheben und in kaltes Wasser legen. Das wird ein bisschen wehtun, aber danach wird es dir besser gehen. Du musst ein Stück zurückrutschen, einverstanden?«
Zu seiner Erleichterung öffnete Feuerspei die Augen. Der Drache betrachtete ihn ein paar Sekunden lang mit glasigem Blick, dann schloss er die Augen wieder.
»Alles klar!«, rief Septimus nach hinten zu Beetle und Jenna.
»Bist du sicher?«, fragte Beetle.
»Ja«, antwortete Septimus. »Los geht’s.«
Beetle ergriff den verletzten Teil des Schwanzes, von dem er wusste, dass er bei Weitem der schwerste war, und Jenna den Widerhaken am Ende, der sich noch ganz heiß anfühlte.
»Ich zähle bis drei, dann heben wir ihn an, alles klar?«, sagte Beetle.
Jenna nickte.
»Eins, zwei, drei und ... uff! Ist der schwer!«
Unter dem Gewicht des riesigen Schwanzes wankend, stapften sie Schritt um Schritt nach hinten zu dem Gezeitentümpel, dessen Oberfläche glatt im Mondlicht schimmerte. Die Muskeln an ihren Armen schrien förmlich vor Schmerz, aber sie wagten es nicht, den Schwanz fallen zu lassen, bevor sie das Wasser erreicht hatten.
»Sep, er muss sich ... irgendwie drehen«, stieß Jenna keuchend hervor.
»Drehen?«
»Hm ...«
»Nach links oder rechts?«
»Äh ... rechts. Nein, links, links!«
Also drückte sich der Drache, angeleitet von Septimus, mühsam nach links, sodass sein Schwanz brav nach rechts schwenkte und die beiden taumelnden Helfer mitriss.
»Jetzt zurück ... zurück!«
Langsam und unter größter Anstrengung schoben sich Feuerspei, Jenna und Beetle rückwärts durch eine schmale Lücke zwischen den Felsen in Richtung Tümpel.
»Noch ... einen ... Schritt«, stöhnte Beetle.
Platsch! Feuerspeis Schwanz landete in dem Gezeitentümpel. Wasser spritzte in die Höhe. Feuerspei hob den Kopf und brüllte – das Wasser bereitete ihm größere Schmerzen, als Septimus ihm gesagt hatte. Ein lautes Zischen ertönte, und Dampf stieg aus dem Tümpel auf, als die tief im Drachenfleisch schwelende Hitze durch das Wasser abgelöscht wurde. Mehrere kleine Kraken, die in dem Gezeitentümpel faul herumlagen, liefen rot an und flüchteten in eine Felsspalte, wo sie, bleich vor Angst, eine ungemütliche Nacht verbrachten. Der Drachenschwanz hatte sie eingeschlossen.
Feuerspei beruhigte sich, als das kalte Wasser das Brennen linderte und seinen Schwanz betäubte. Dankbar stupste er mit der Nase gegen Septimus’ Schulter, und prompt fiel dieser um. Feuerspei öffnete noch einmal die Augen und sah zu, wie Septimus wieder aufstand, dann legte er seinen Kopf in den Sand, und Septimus sah, dass die natürliche Wölbung des Drachenhalses wieder da war. Eine Minute später kehrte auch das Schnarchen des Drachen zurück, und ausnahmsweise einmal war Septimus froh, es zu hören.
Nun, da der Drache schlief, ließen sich Jenna, Beetle und Septimus neben ihm in den Sand plumpsen. Sie sprachen nicht viel. Sie schauten aufs Meer und beobachteten das Spiel des Mondlichts auf den Wellen, die
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