Septimus Heap 06 - Darke
Ziegengrinsen und erwiderte: »Dann bist du hier falsch, Sum. Der Lehrling DomDaniels macht sich gut – erstaunlich gut, wie man hört. Und zwar oben.«
Septimus verbeugte sich und lächelte.
Tertius Fume erwiderte die Verbeugung spöttisch und entschwebte. Septimus setzte sich neben Alther. Er wusste, dass Tertius Fume ihm nicht traute, und musste rasch handeln. Er kam gleich zur Sache. »Marcia hat mir die Umkehrformel für den Bannzauber gegeben. Ich bin hier, um sie Ihnen zu bringen.« Er warf dem Geist einen Blick zu. Für Zuschauer hatte sich nichts an Althers Haltung geändert. Er saß weiterhin stocksteif da, die Augen wieder geschlossen. Doch Septimus spürte, dass er gespannt war wie eine Katze vor dem Sprung. Er war zum Gehen bereit.
Septimus holte tief Luft und begann, mit leiser, monotoner Stimme den Umkehrzauber zu sprechen. Am liebsten hätte er die Worte heruntergerasselt und die Sache zügig hinter sich gebracht, bevor Tertius Fume den Braten roch, aber das durfte er nicht. Der Umkehrzauber musste ein getreues Spiegelbild des ursprünglichen Bannzaubers sein. Er musste genauso lange dauern, auf den Bruchteil einer Sekunde genau. Und er musste am Schluss des Bannzaubers beginnen und an seinem Anfang enden.
Fünfeinhalb Sekunden vor dem Ende des Umkehrzaubers hatte Tertius Fume endlich zwei und zwei zusammengezählt. Aus einer engeren Auswahl von sieben Kandidaten hatte er den richtigen herausgefunden. Jetzt wusste er, wer Sum war. Wie ein Blitz schoss er quer durch das Vorzimmer. Er passierte jeden Geist, der ihm im Weg stand, und wäre ihm nicht ein besonders muffeliger Geist – ein bedauernswerter Maurer, der beim Ausbessern der Wand ins Verlies Nummer Eins gestürzt war – in die Quere gekommen, so wäre er wohl noch rechtzeitig bei Septimus gewesen, um die Umkehr des Bannzaubers zu unterbrechen. So aber kam er, dem Maurer sei Dank, genau in dem Augenblick an, als die allerletzten Worte – »Overstrand Marcia, ich« – gesprochen wurden.
Wie eine Sprungfeder schnellte Alther in die Höhe, packte in höchst ungeisterhafter Art Septimus an der Hand und stürzte mit ihm zu dem schwarzen Strudel, der genau in der Mitte des Vorzimmers wirbelte. Tertius Fume jagte ihnen nach, kam aber zu spät. Septimus und Alther wurden in den Strudel hineingezogen, während der weiterhin verbannte Tertius Fume zurückgestoßen und durch das Vorzimmer gewirbelt wurde wie jeder Neuzugang, den das Verlies Nummer Eins ausspuckte.
Septimus und Alther waren frei. Gemeinsam durchbrachen sie die Schichten aus Knochen und Verzweiflung, bohrten sich durch Schlamm und Schleim und wirbelten in den Schacht von Verlies Nummer Eins. Septimus wurde regelrecht in die Höhe katapultiert. Weit über sich sah er die Eisensprossen der Leiter, die er erreichen musste. Er wurde immer höher und höher getragen, bis er nur noch eine Armlänge von der untersten Sprosse entfernt war. Da spürte er, dass er den Schwung verlor, und er begriff, dass er sie nicht erreichen konnte. Gleich würde er in den Morast am Boden des Verlieses zurückstürzen, in den Morast, dem nur wenige entrannen. Mit Entsetzen sah Alther, wie die Schwerkraft von Septimus Besitz ergriff.
»Flieg, Septimus! Stell dir vor, dass du fliegst!«, rief der Geist, der jetzt neben ihm schwebte. »Stell es dir vor, tu es. Flieg!«
Und so erinnerte sich Septimus an einen Augenblick am Rand eines eisigen Abgrunds und dachte an seinen alten Flug-Charm, der jetzt in den Gewölben des Manuskriptoriums in einem Gefäß lag. Sogleich spürte er, wie die Schwerkraft von ihm abfiel und er wieder neuen Schwung bekam. Im nächsten Moment hielt er die Eisensprosse am Fuß der Leiter umklammert und wusste, dass er gerettet war.
Alther blieb an seiner Seite, während er die Sprossen erklomm. Das Heulen des Strudels tief unten wurde immer leiser, je höher er kletterte, und dann endlich konnte er die dicke, von Rost durchzogene Eisentür oben sehen. Auf der allerletzten Sprosse blieb er stehen und knöpfte, sich mit einer Hand festhaltend, die Tasche auf, in der sich der kostbare Schlüssel befand. Er brauchte viele lange und ermüdende Minuten, bis alle Knöpfe offen waren. Dann endlich konnte er den Schlüssel herausziehen, schlang sich sicherheitshalber sein Band um das Handgelenk, steckte den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn um.
Die Tür sprang auf, und schwarzer Nebel quoll herein und drückte den völlig überraschten Septimus nach hinten. Er wäre in den Schacht
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