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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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quittieren.«
    Marcia unterschrieb ohne große Begeisterung für Jillie Djinn.
    »Miss Djinn wäre dann so weit«, sagte Rose.
    »Ich danke Ihnen, Rose. Ich bringe sie nach oben.«
    Marcia fuhr, in jedem Stockwerk anhaltend und Zuversicht unter den Zauberern verbreitend, langsam hinauf in die Spitze des Zaubererturms, und Jillie Djinn folgte ihr wie ein Hündchen.
    Sobald sich die lila Tür hinter ihr geschlossen hatte, fiel Marcias Maske der Zuversicht. Sie setzte Jillie Djinn auf das Sofa und sank auf den Hocker am Kamin, auf dem Septimus immer saß. Dann nahm sie eine kleine silberne Dose vom Kaminsims und öffnete sie. Darin lag die Zaubererturm-Hälfte der paarigen Geheimformeln – eine dicke, glänzende Silberscheibe mit einem runden Loch in der Mitte. Die Scheibe war dicht mit Zahlen und Symbolen bedeckt, und jedes Symbol und jede Zahl war mit einer feinen, eingeritzten Linie verbunden, die von der Mitte nach außen strebte.
    Marcia betrachtete sie ein paar Minuten lang und sann darüber nach, wie alles gekommen wäre, wenn sie die Manuskriptorium-Hälfte der Geheimformeln in die Hand bekommen hätte. Sie fühlte sich von der silbernen Scheibe verhöhnt. Wo ist meine andere Hälfte schien sie zu sagen. Marcia unterdrückte das Verlangen, sich mit einem Transportzauber aus dem Zaubererturm zu teleportieren und Jagd auf Merrin Meredith zu machen – wie sehr sie sich danach sehnte, ihn in die Hände zu bekommen! Aber sie wusste, dass jede Magie, die den Schutzschild durchbrach, auch den Dunkelkräften eine Bresche öffnete, durch die sie hereinströmen konnten – das wäre das Ende des Zaubererturms. Sie war die Gefangene ihrer eigenen Abwehrkräfte.
    Marcia hob den Kopf und blickte zornig auf Jillie Djinn – die Obermagieschreiberin hatte sich in ihren Augen grober Fahrlässigkeit schuldig gemacht. Hätte sie im Manuskriptorium nicht die Schlange Merrin Meredith genährt, wäre dies alles nicht geschehen. Marcia schloss die Dose wieder mit einem scharfen Knacken. Jim Knee zuckte zusammen. Mit einem lauten Aufschnarchen drehte er sich um und machte es sich an Jillie Djinns schmutziger Schulter bequem. Die Obermagieschreiberin rührte sich nicht. Sie saß nur da und starrte mit bleichem, ausdruckslosem Gesicht ins Leere. Ein orangefarbener Blitz zuckte vor dem Fenster und verlieh den beiden auf dem Sofa das gruselige Aussehen von Wachspuppen.
    Bei diesem Anblick überkam Marcia eine tiefe Verzweiflung – seit jener Nacht, in der Alther und Königin Cerys erschossen worden waren, hatte sie sich nicht mehr so einsam gefühlt. Wo Septimus jetzt wohl war?, fragte sie sich und stellte sich vor, wie er in schwarzmagischer Trance irgendwo in einer verlassenen Gasse lag und im Schnee erfror. Sie machte sich Vorwürfe. Durch ihre Unnachgiebigkeit hatte sie Septimus an jenem Nachmittag zu Marcellus getrieben. Durch einen dummen Fehler hatte sie Alther verbannt. Und nun bekam sie dafür die Quittung. Sie würde als die Außergewöhnliche Zauberin in die Geschichte eingehen, die den Zaubererturm an die Dunkelkräfte verloren hat. Für alle Zeiten würde ihr Name geschmäht werden und nur als der Name der letzten Außergewöhnlichen Zauberin in Erinnerung bleiben, die all das kostbare, an diesem schönen und magischen Ort versammelte Wissen verspielt hat. Marcia Overstrand, die siebenhundertsechsundsiebzigste Außergewöhnliche Zauberin – die, die alles verschleudert hatte. Marcia entfuhr ein Laut, der halb wie ein Seufzer, halb wie ein Schluchzer klang.
    An der Spitze des Zaubererturms gab es ein großes und sehr altes Drachenfenster, das in Marcias Wohnzimmer führte. Vor dem Fenster war ein breiter Sims, der eigentlich als Landerampe für Drachen gedacht war, aber auch Geistern wie Alther, die etwas aus der Übung waren, als Rastplatz nützliche Dienste leisten konnte. Froh, dass er in seinen Lehrjahren einmal als Mutprobe auf den Sims hinausgeklettert war, ruhte sich Alther dort jetzt aus und sammelte Kraft, bevor er sich auflösen und durch das Fenster gehen wollte. Er spähte durch die Scheibe, konnte aber nur sehr wenig erkennen. Das Zimmer lag im Halbdunkel und wurde nur von einem Kaminfeuer erhellt. Er meinte, vor dem Kamin eine Gestalt sitzen zu sehen, den Kopf in die Hände gestützt, aber er war sich nicht sicher.
    Ein paar Minuten später hatte Alther genug Kraft geschöpft. Und wie wenn ein Lebender tief Luft holt, sammelte er sich und trat durch das Drachenfenster.
    Marcia schaute auf. Ihre funkelnden

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