Septimus Heap 06 - Darke
gefallen, hätten ihn nicht vier starke Arme gepackt und wie einen Sack Kartoffeln durch die Tür nach draußen gezerrt.
»Sep, du bist gerettet! Und Sie auch, Onkel Alther! Ja, ihr seid beide gerettet!« In dem schwarzen Nebel klang Jennas Stimme wie aus weiter Ferne, doch ihre Freude und Erleichterung waren nicht zu überhören.
Keuchend saß Septimus gegen den kleinen Backsteinkegel über Verlies Nummer Eins gelehnt, zu erschöpft, um mehr zu tun, als zu lächeln. Jenna und Nicko, beide in den weiten Hexenmantel gewickelt, sahen ihn an und erwiderten sein Lächeln. Sie mussten nichts sagen – sie waren wieder vereint.
Doch Alther hatte etwas zu sagen. »Hmm«, brummte er. »Ihr habt den Laden ganz schön verlottern lassen, während ich weg war.«
* 44 *
44. Der Zaubererturm
D a s Lehrmädchen aus dem Krankenrevier klopfte zaghaft an die große lila Tür, die Marcias Gemächer schützte. Die Tür war in höchster Alarmbereitschaft. Sie erkannte Rose nicht und blieb deshalb fest geschlossen, sodass Marcia selbst Rose hereinlassen musste. Rose war ganz überwältigt, als sie plötzlich in den Räumlichkeiten der Außergewöhnlichen Zauberin stand, und vergaß im ersten Moment, was sie eigentlich ausrichten sollte.
»Ja?«, fragte Marcia nervös.
»Äh ... verzeihen Sie, Madam Overstrand, die Zauberin vom Dienst lässt bestellen, dass wir nichts mehr tun können. Sie lässt höflich bitten, die Patientin abzuholen, sobald es Ihnen möglich ist.«
Marcia seufzte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. »Danke, Rose. Wären Sie so freundlich, der Zauberin vom Dienst zu sagen, dass ich sie am Ende meiner Runde abholen werde?«
Ein paar Minuten später trat Marcia aus ihren Gemächern und fuhr mit der Treppe, die auf dauerhaften Energiesparbetrieb umgestellt war, nach unten. Entschlossen, die Moral der Zauberer hochzuhalten, fegte sie wie ein Wirbelwind durch den Turm. Der Lebend-Schutzschild konnte dem Dauerangriff der Dunkelkräfte nur standhalten, wenn jeder Zauberer seine Zauberkräfte voll und ganz auf den Schild konzentrierte. Die orangefarbenen Lichtblitze, die häufig durch die Fenster zuckten, erinnerten unablässig daran, dass das magische Kraftfeld schwächer wurde. Marcia war sich nicht sicher, ob sie den Turm noch lange halten konnten, und fürchtete, dass auch viele Zauberer daran zweifelten. Deshalb musste sie ihnen den Glauben zurückgeben, dass es möglich war.
Während sie ihre Runde durch den Turm machte und Zuversicht verbreitete, spürte sie, wie bald wieder ein magisches Summen die Luft erfüllte. Es hatte etwas Erquickendes, wie ein Spaziergang nach einem schweren Gewitter, wenn die Luft prickelnd frisch war und alles vom Regen glänzte. Verstummt waren Klatsch und Gezänk, beiseitegelegt die kleinen Rivalitäten, die im Zaubererturm immer unter der Oberfläche schwelten – jetzt zogen wieder alle an einem Strang.
Marcia ging schnell von Zauberer zu Zauberer. Die meisten zogen es vor, sich im öffentlichen Teil des Turms aufzuhalten, und nur wenige wollten in diesen Stunden lieber allein sein. Sie waren überall verstreut, und jeder konzentrierte sich so, wie er es am besten konnte, auf seine Magie. Viele gingen in der Großen Halle auf und ab und murmelten leise vor sich hin, sodass dieses entschlossene Summen nach oben in den Turm stieg. Andere saßen an einem Fenster und blickten unverwandt zu den indigoblauen und lila Lichtern des Schutzschirms, bemüht, nicht zusammenzuzucken, wenn ein orangerotes Flackern sie in ihrer Konzentration störte.
Nachdem Marcia mit möglichst vielen Zauberern gesprochen hatte, fuhr sie mit der Treppe nach oben ins Krankenrevier. Als Erstes schlüpfte sie in die Entzauberungskammer, um Syrah Syara einen Besuch abzustatten. Sie blieb einen Augenblick neben ihr stehen und nahm still von ihr Abschied – nur für den Fall. Sie wusste, dass Syrah, die sich noch mitten im Prozess der Entzauberung befand, nicht lange überleben würde, falls das Dunkelfeld in den Turm eindringen sollte.
Mit wackligen Schritten verließ Marcia die Kammer wieder und trat an den Tisch der diensthabenden Zauberin, wo Jillie Djinn auf sie wartete wie eine Fundsache im Fundbüro.
»Die Diensthabende lässt sich entschuldigen«, sagte Rose, »sie wurde soeben zu einem Notfall gerufen.« Sie zog einen dicken Ordner unter dem Schreibtisch hervor. »Äh, Madam Overstrand, wenn Sie die Güte hätten, die Rücknahme der Obermagieschreiberin mit ihrer Unterschrift zu
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