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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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den Halbdrachen erfahren und uns dann beschuldigt, ein falsches Spiel zu treiben. Sie werden sich damit abfinden.«
    Ich starrte den Rücken des Prinzen an, als könnte der mir sagen, ob auch Kiggs sich schon damit abgefunden hatte. Wollte man seiner Weigerung, mir in die Augen zu schauen, irgendeine Bedeutung beimessen, dann lautete die Antwort Nein. Ich riss mich von den beiden los und überließ sie ihren Planungen.
    Im Gang wartete mein Vater auf mich; er hatte die Arme verschränkt und machte ein sorgenvolles Gesicht. Als er mich sah, streckte er seine Hand nach mir aus. Ich ergriff sie und wir standen beide schweigend da.
    »Es tut mir leid«, sagte er schließlich. »Ich habe so lange in diesem Gefängnis gelebt, aber plötzlich konnte ich es nicht länger ertragen.«
    Ich drückte seine Hand und ließ sie los. »Du bist mir nur zuvorgekommen. Und wie geht es jetzt weiter? Deine Zunft sieht doch sicherlich irgendwelche Strafen vor, wenn ein Anwalt gegen das Recht verstößt.« Er hatte immerhin eine Frau und vier Kinder zu versorgen, auch wenn ich es im Moment nicht fertigbrachte, das auszusprechen.
    Er lächelte bitter. »Ich habe mich sechzehn Jahre lang auf dieses Verfahren vorbereitet.«
    »Verzeihung«, sagte jemand links von mir. Der Ardmagar stand neben uns. Er räusperte sich und strich sich mit seiner juwelengeschmückten Hand über die Wange. »Ihr seid der Mensch, der eine … eine Beziehung mit der Namenlosen, mit Linn, der Tochter Imlanns hatte?«
    Mein Vater verbeugte sich steif.
    Vorsichtig wie eine Katze kam Comonot noch ein Stück näher. »Sie hat ihre Heimat, ihr Volk, ihre Studien und auch sonst alles aufgegeben. Euretwegen.« Er berührte mit seinen dicken Fingern das Gesicht meines Vaters: erst die linke Wange, dann die rechte, dann die Nase und das Kinn. Mein Vater ließ es mit unbewegter Miene geschehen.
    »Was seid Ihr?«, fragte der Ardmagar ungewohnt zaghaft. »Ihr seid weder ein Narr noch ein Schurke. Im Norden kennt man Euch als unparteiischen Hüter des Friedensvertrags, wisst Ihr das? Ihr habt Drachen vor Gericht verteidigt, als niemand anderes es tun wollte; denkt nicht, dies wäre uns entgangen. Und doch wart Ihr es, der uns eine unserer Töchter abspenstig gemacht hat.«
    »Das wusste ich damals nicht«, antwortete mein Vater heiser.
    »Nein, aber sie wusste es.« Comonot legte verwundert eine Hand auf den fast kahlen Kopf meines Vaters. »Was hat sie in Euch gesehen? Und weshalb sehe ich das nicht?«
    Mein Vater schüttelte die Hand ab, verbeugte sich und ließ uns beide stehen. In diesem flüchtigen Moment, als er mit traurig hängenden Schultern davonging, erkannte ich, was Comonot nicht sehen konnte: seine unerschütterliche Lauterkeit, seinen endlosen Kampf für das Richtige, da er das Falsche, das er getan hatte, nicht mehr rückgängig machen konnte, den schmerzgeplagten Ehemann und den besorgten Vater, den Schöpfer wunderbarer Liebeslieder. Und zum ersten Mal in meinem Leben verstand ich.
    Comonot kümmerte der hastige Rückzug meines Vaters nicht. Er packte mich am Arm und raunte mir atemlos wie ein kleines Kind ins Ohr: »Dein Onkel ist in der Krankenstation des Konservatoriums.«
    Ich sah ihn verwundert an: »Hat er sich in einen Menschen zurückverwandelt?«
    Der Ardmagar zuckte mit den Schultern. »Er bestand eisern darauf, dass ihm kein Saar-Doktor zu nahe käme; er glaubt, sie würden ihm an Ort und Stelle seine Gefühle und Erinnerungen nehmen. Aber morgen wird er weggebracht.«
    Ich riss mich von ihm los. »Bringt Basind ihn fort, damit man ihn einer Exzision unterzieht?«
    Comonot fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als müsste er meine Bitterkeit schmecken, um sie zu verstehen. »Ganz im Gegenteil. Ich habe Orma begnadigt – allerdings werden sich die Zensoren wohl kaum um die Befehle eines vertriebenen Ardmagar scheren. Um Mitternacht schafft Eskar ihn heimlich fort, und nicht einmal ich weiß, wohin. Es wird vielleicht sehr lange dauern, bis du ihn wiedersiehst.«
    »Heißt das, Ihr habt plötzlich Nachsicht mit jenen, die sich auf die Abwege der Gefühle begeben?«
    In seinem scharfen Blick spiegelte sich eine Klugheit, die ich zuvor nicht wahrgenommen hatte. »Nachsicht nicht unbedingt, aber vielleicht verstehe ich jetzt besser, wie vielschichtig und kompliziert Gefühle sind«, erwiderte er. »Ich glaubte genau zu wissen, was wir Drachen lernen sollten und was nicht, aber ich erkenne, dass meine Einstellung engstirnig war. Ich war so in meinem

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