Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
Vom Netzwerk:
an deinem …« Er vollendete den Satz nicht, sondern deutete lediglich von oben bis unten auf mich.
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich war angewidert bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele – so ich überhaupt eine hatte. Meine Mutter war ein Drache gewesen, da hat man keine Gewissheiten mehr.
    »Ich verstehe jetzt, warum du nicht wolltest, dass ich es weiß«, murmelte ich in meine Teetasse. Meine Stimme war rau vor Scham. »Früher, vor dieser … unerwarteten Veränderung, hätte ich nicht so ohne Weiteres eingesehen, weshalb ich es geheim halten sollte. Ich hätte mich vielleicht einem der Dienstmädchen gegenüber geäußert oder …« Oder wem? Ich hatte nie richtige Freundinnen gehabt. »Glaub mir, ich sehe es jetzt ein.«
    »Ach ja?«, erwiderte Papa und sah mich scharf an. »Du kennst den Vertrag und die Gesetze, doch das hätte deine Lippen nicht versiegelt. Erst deine Entstellung macht dich einsichtig?«
    »Du selbst hättest an den Vertrag und die Gesetze denken sollen, ehe du sie geheiratet hast«, erwiderte ich.
    »Ich habe es nicht gewusst!«, schrie er. Er schüttelte den Kopf und sagte in einem sanfteren Ton: »Sie hat es mir nie gesagt. Sie starb bei deiner Geburt, ihr silbernes Blut ergoss sich über das ganze Bett, und von einem Augenblick auf den nächsten stand mir das Wasser bis zum Hals und ich musste alles alleine meistern, ohne die Frau, die ich mehr als alles andere liebte.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch das schüttere Haar. »Man könnte mich des Landes verweisen oder hinrichten, je nach Laune der Königin, aber letzten Endes liegt es vielleicht gar nicht in ihrer Hand. Nur wenige Fälle von Fraternisierung mit Drachen wurden je vor Gericht gebracht, der Mob hat die Angeklagten gewöhnlich schon vorher in Stücke gerissen oder sie in ihren Häusern bei lebendigem Leibe verbrannt. Manchmal sind sie auch einfach spurlos verschwunden, ehe dergleichen geschah.«
    Meine Kehle war so trocken, dass ich kein Wort hervorbrachte. Ich trank einen Schluck von dem kalten Tee. Er schmeckte bitter. »Und w-was ist mit den Kindern passiert?«
    »Es ist nirgendwo bezeugt, dass einer von ihnen jemals Kinder hatte«, sagte Papa. »Aber glaub nur nicht, dass die Bürgerschaft nicht genau wüsste, was sie mit dir tun würde, wenn sie es herausfände. Ein Blick in die Heiligen Bücher genügt!«
    Orma, der die ganze Zeit über ins Leere gestarrt hatte, sah jetzt zu uns. »Sankt Ogdo hat für diesen Fall einige besondere Anweisungen, wenn ich mich nicht täusche«, sagte er und zupfte an seinem Bart. »Sollte je ein Wurm eure Frauen entehren und ungestalte und absonderliche Kreuzungen hervorbringen, dann duldet nicht, dass solche schrecklichen Erscheinungen am Leben bleiben. Spaltet den Schädel des Kindes mit einer dreimal gesegneten Axt, ehe sein Stirnknochen hart wie Eisen wird. Trennt ihm die schuppigen Glieder vom Körper und verbrennt sie in je einem eigenen Feuer, sonst werden sie des Nächtens zurückkehren, kriechend wie die Würmer, und die rechtschaffenen Menschen töten. Schlitzt dem kleinen Ungeheuer den Bauch auf, pisst auf die Eingeweide und verbrennt sie. Solcherlei Zwitterwesen kommen schon schwanger auf die Welt – wenn ihr deren Bäuche unversehrt begrabt, werden zwanzig neue Ungeheuer aus dem Boden sprießen –«
    »Genug davon, Saar«, unterbrach ihn Papa. Er blickte mir prüfend ins Gesicht, seine Augen hatten nun die Farbe sturmgepeitschter See. Ich starrte ihn entsetzt an und presste die Lippen zusammen, um nicht zu weinen.
    Lehnte er die Religion ab, weil selbst die Heiligen die Tötung seines Kindes befürworteten? Hassten die Goreddis die Drachen nach fünfunddreißig Jahren Frieden, allein weil der Himmel es so wollte?
    Orma hatte meine seelische Not gar nicht bemerkt. »Ich frage mich, ob Ogdo und all jene, die ähnlichen Abscheu hegen – Sankt Vitt, Sankt Munn und viele andere –, jemals mit solcher Zwitterbrut in Berührung gekommen sind. Nicht etwa, weil Serafina irgendeine Ähnlichkeit mit den geschilderten Wesen hätte, nein, einfach nur, weil sie deren Existenz überhaupt in Betracht ziehen. In der Großen Drachenbibliothek in Tanamoot findet sich kein Hinweis auf solche Zwitter, was an sich schon bemerkenswert ist. Man könnte doch meinen, dass in all diesen Jahren irgendjemand es mal gezielt ausprobiert hätte.«
    »Nein«, erwiderte Papa, »das glaube ich nicht. Nur ein Drache ohne Sitte und Anstand würde auf so eine Idee kommen.«
    »Genau«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher