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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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eine vernunftgemäße Entscheidung zu treffen.«
    Ich bemerkte die Sorgenfalte auf seiner Stirn. Irgendetwas bereitete ihm Kopfzerbrechen. »Du willst ihn nicht ausliefern, weil er dein Vater ist?«
    Orma verdrehte die Augen, das Weiße darin blitzte wie bei einem verängstigten Tier. »Ganz im Gegenteil. Ich möchte am liebsten die Wachen auf ihn hetzen, ihn vor Gericht sehen, ihn hängen sehen. Und nicht etwa weil er eine Gefahr für den Ardmagar ist – was er vermutlich ist, auch wenn deine Zweifel berechtigt sind –, sondern weil ich ihn … weil ich ihn wirklich hasse .«
    Unbegreiflicherweise empfand ich zuallererst Eifersucht. Ich verspürte sie wie einen Faustschlag in den Magen, nicht nur, weil Orma überhaupt etwas empfand, sondern weil er ein so starkes Gefühl für jemand anderen als mich aufbrachte. Ich sagte mir, dass es Hass war und ich nicht ernsthaft ein solches Gefühl seiner mir entgegengebrachten wohlwollenden Gleichgültigkeit vorziehen könnte, oder etwa doch?
    »Hass ist etwas sehr Ernstes. Bist du dir sicher?«, fragte ich ihn.
    Er nickte, und dann offenbarte er sich mir, indem er zuließ, dass sein Gesichtsausdruck seine Gefühle verriet. Er sah entsetzlich aus.
    »Wie lange geht es dir schon so?«, fragte ich.
    Er zuckte verzweifelt die Schultern. »Linn war nicht nur meine Schwester, sie war auch meine Lehrerin.«
    Orma hatte mir oft erklärt, dass die Bezeichnung »Lehrer« für Drachen der Ausdruck höchster Wertschätzung war; Lehrer wurden höher geachtet als die eigenen Eltern, höher sogar als der Ardmagar.
    »Als sie starb und die Schande über unsere Familie kam«, sagte er, »konnte ich sie nicht verurteilen, wie es mein Vater tat – so wie wir es alle tun sollten, damit der Ardmagar zufrieden war. Wir kämpften sogar, er biss mich –«
    »Er hat dich gebissen?«
    »Wir sind Drachen, Fina. Das eine Mal, als du mich gesehen hast …« Er machte eine vage Handbewegung, als widerstrebte es ihm, laut auszusprechen, was ich erblickt hatte, fast so als hätte ich ihn nackt gesehen, was genau genommen wohl auch der Fall war. »Meine Flügel waren nicht ganz ausgebreitet, deshalb hast du wahrscheinlich auch die Verletzung an meinem linken Flügel nicht bemerkt, wo ich mir den Knochen gebrochen habe.«
    Ich schüttelte entsetzt den Kopf. »Kannst du noch fliegen?«
    »Oh ja«, antwortete er geistesabwesend. »Aber du sollst wissen, am Ende habe ich sie doch noch verurteilt, wenn auch unter Zwang. Meine Mutter hat sich trotzdem das Leben genommen und mein Vater wurde trotzdem in die Verbannung geschickt …« Seine Lippen zitterten. »Es hat alles nichts genützt.«
    Ich kämpfte mit den Tränen und er vermutlich auch. »Die Zensurbehörde hätte eine Exzision angeordnet, wenn du dich nicht gefügt hättest.«
    »Ja, wahrscheinlich hätte sie das«, überlegte er, und seine Stimme klang wieder unbeteiligt.
    Bei einer Exzision merzten die Zensoren in einer grausamen Prozedur all jene Erinnerungen eines Drachen aus, die Ärger bereiteten. Sie hätten auch im Kopf meiner Mutter jedes liebende Andenken an meinen Vater ausgelöscht. Die kleine Blechschatulle mit den Erinnerungen, die ich in meinem Kopf trug, sandte einen scharfen Schmerz aus.
    »Auch nachdem ich Linn verdammt hatte, blieben die Zensoren misstrauisch«, fuhr Orma fort. »Sie kennen meine wirklichen Schwächen nicht, aber angesichts meiner Familiengeschichte nehmen sie natürlich an, ich hätte welche. Vor allen Dingen argwöhnen sie, dass mir mehr an dir liegt als zulässig ist.«
    »Deshalb haben sie Zeyd auf mich angesetzt«, sagte ich und bemühte mich, keine Bitterkeit aufkommen zu lassen.
    Ich sah, wie Orma zusammenzuckte. Er hatte nie eine Spur von Reue gezeigt, weil er mich als kleines Kind in Lebensgefahr gebracht hatte; dieses vage Gefühl des Unbehagens war das Höchste, was ich von ihm erwarten konnte.
    »Ich habe nicht vor, ihnen auch nur anzudeuten, worin meine wahren Schwierigkeiten bestehen«, sagte er und gab mir die Münze. »Mach damit, was du für richtig hältst.«
    »Ich werde sie Prinz Lucian Kiggs geben, auch wenn ich nicht genau weiß, ob er etwas mit deinem Verdacht anfangen kann. Kannst du mir keinen Rat geben, wie man Imlann in Menschengestalt erkennt?«
    »Ich würde ihn sofort erkennen, es sei denn, er hat sich getarnt. Sein Geruch würde ihn verraten«, sagte Orma. »Sein Saarantras war schlank, aber vielleicht hat er sich in den letzten sechzehn Jahren den Bauch vollgestopft. Woher soll ich das

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