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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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»Wer von euch ist wer?«, fragte ich forsch, denn wenn ich rechtmäßig hierhergekommen wäre, würde ich selbstverständlich ihre Namen kennen. Überrascht stellte ich fest, dass ich den dünneren der beiden, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, bereits kannte. Er hatte bei jenem verhängnisvollen Drachenumzug vor fünf Jahren Orma von mir weggescheucht und Maurizio geholfen, mich nach Hause zu bringen.
    »Sir Karal Halfholder«, sagte er und setzte sich aufrecht hin. Er war wie ein Bauer gekleidet, Tunika, Holzschuhe, ein wenig schäbig alles, aber sein Benehmen zeugte von guten Manieren. »Und das ist mein Waffenbruder, Sir Cuthberte Pettybone.«
    Sir Cuthberte war derjenige, der mich für eine Straßendirne gehalten hatte. Er verbeugte sich und sagte: »Verzeiht, Maid Dombegh, ich habe mich benommen wie ein Flegel.«
    Sir Karal wollte meine nächste Frage schon vorwegnehmen und sagte: »Wir werden Euch niemals verraten, wo sich unsere Brüder versteckt halten!«
    »Dazu müsstet Ihr uns zuerst verführen!« Sir Cuthberte zwirbelte seinen Bart. Sir Karal blickte ihn böse an, aber Cuthberte rief: »Sie lächelt! Sie weiß, dass ich nur Späße mache!«
    Und ob ich das wusste. Irgendwie war es doch recht lustig. Alte Männer, die sich jahrzehntelang in Gesellschaft anderer alter Männer versteckt gehalten hatten, fanden es reizvoll, mit mir zu tändeln.
    »Die Krone weiß ohnehin, wo Ihr Euch versteckt haltet«, sagte ich, was vermutlich sogar stimmte. »Das interessiert mich nicht. Ich möchte wissen, wo Ihr den Drachen gesehen habt.«
    »Er kam direkt zu unserem Lager geflogen! Das haben wir doch schon gesagt!«, antwortete Sir Karal.
    Hoppla. Das hätte ich eigentlich wissen müssen, wenn ich mich nicht hierhergemogelt hätte. Ich versuchte möglichst ungeduldig zu klingen. »Aus welcher Richtung kam er geflogen? Kam er von Norden? Aus dem Dorf? Vom Wald?« Alle Heiligen im Himmel, bitte lasst ein Dorf und einen Wald in der Nähe sein. In Goredd war beides ziemlich wahrscheinlich, aber eben nicht überall.
    Aber ich hatte sie zum Nachdenken gebracht, und so merkten sie zum Glück nicht, wie wenig ich wusste.
    »Es war dunkel«, sagte Sir Karal und kratzte sich die Stoppeln an seinem dürren Gänsehals. »Aber Ihr habt recht, das Ungeheuer könnte sich als Saarantras im Dorf aufhalten. Darauf sind wir noch gar nicht gekommen, wir hatten in den Kalksteinhöhlen im Süden gesucht.«
    Meine Zuversicht schwand. Bei Dunkelheit konnten sie nicht viel gesehen haben. »Und Ihr seid sicher, dass es ein Drache war?«
    Sie sahen mich geringschätzig an. »Mädchen«, sagte Sir Karal. »Wir haben Kriege geführt. Ich leitete den linken Flügel eines Dracomachie-Trupps. Ich bin durch den Himmel geflogen, habe an meiner Harpune gehangen, während sie in der Flanke eines Drachen steckte und mich sein Feueratem umloderte, und habe verzweifelt einen Platz auf der Erde gesucht, an dem wir sicher landen konnten, als das Ungeheuer in Flammen aufging.«
    »Das haben wir alle gemacht«, entgegnete Sir Cuthberte gelassen und klopfte seinem Kameraden auf die Schulter.
    »Drachen vergisst man nicht«, schnaubte Sir Karal. »Selbst wenn ich einmal taub und blind, vergreist und vom Alter meiner Sinne beraubt bin, werde ich es immer noch spüren, wenn ein Drache in der Nähe ist.«
    Sir Cuthberte lächelte. »Sie verbreiten Hitze und riechen nach Schwefel.«
    »Und sie verbreiten Unheil! Meine Seele erkennt sie, selbst wenn mein Körper und mein Geist mich im Stich lassen.«
    Sein Hass verletzte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Ich schluckte und versuchte trotzdem mit gewinnender Stimme weiterzusprechen. »Habt Ihr diesen speziellen Drachen gut sehen können? Wir vermuten, wer es sein könnte, aber jeder zusätzliche Hinweis würde uns weiterhelfen. Hat er ein besonders geformtes Horn oder zum Beispiel einen verletzten Flügel oder war seine Farbe –«
    »Es war dunkel«, sagte Karal knapp.
    »Er hatte ein Loch in seinem rechten Flügel«, fügte Sir Cuthberte hinzu. »Die Lederhaut direkt am Flügelansatz. Es hatte die Form eines … ich weiß nicht. Vielleicht einer Ratte. So wie sie sich beim Fressen hinkauern.« Er machte es vor, dann fiel ihm auf, wie albern er dabei aussah, und lachte.
    Ich lachte auch und zog meinen Kohlestift hervor. »Malt es an die Wand, bitte.«
    Entsetzt starrten die beiden Ritter den Stift an. Bei Sankt Masha und Sankt Daan, er war eine Erfindung der Drachen.
    Zum Glück gaben sie nicht mir,

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