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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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bedauern würde, ihn zu verabschieden. Es war ohne ihn viel ruhiger im Haus, und außerdem hatte sie dann Gelegenheit, ihren Interessen nachzugehen. »Und – teilen Sie die Meinung meines Mannes, John?«
    Keane nickte. »Allerdings. Die Seefahrt ist höchst gefährlich geworden. Überall lauern Feinde – die Spanier, die Venezianer, die Türken, und die verdammten Korsaren! Die Toskana steht äußerlich zwar noch zu uns, aber das wird auch nicht mehr lange währen. Wir sind zu erfolgreich, wissen Sie, das erregt Mißfallen bei den weniger Glücklichen.« Er schob seinen leeren Teller weg.
    Was für ein netter, vernünftiger Bursche, dachte Faith wieder einmal. Dorothy könnte keinen besseren Mann bekommen, wenn ihr Vater nur endlich stürbe. »Sie lächeln«, sagte sie. »Warum?«
    »Weil ich fast das gleiche Gespräch mit Thomas Marlowe hatte, wie Edward jetzt mit Richard Staper, mitten in der Nacht in Livorno. Auch er wies mich darauf hin, wie unverzeihlich es sei, bei der Bewaffnung eines Schiffes zu sparen.«
    Faith hielt einen vorbeikommenden Diener auf und bat ihn, den Malvasier zu kredenzen. Ihre Augen strahlten noch immer, doch an ihrem Herzen nagte ein leichter Schmerz.
    »Und er hatte recht – genau wie Ned recht hat. Irgendwann wird es ernst, und das weiß Mr. Staper so gut wie wir. Deshalb wird er Ned die Kanonen schließlich auch bewilligen. Wir werden sie brauchen.«
    Fiametta trug auf dem Bankett im Hause ihres Vaters in Florenz ein weißes Satinkleid, das mit Silberlitze besetzt und mit Süßwasserperlen bestickt war. Ihr sandfarbenes Haar war verschwenderisch mit Borten und Bändern geschmückt, wirkte jedoch nicht im entferntesten so prächtig wie die rotgoldenen Locken ihrer Mutter.
    Zu diesem festlichen Abend im Palazzo Nadi hatte sich die gesamte Prominenz der Stadt eingefunden. Die Donatis, die Frescobaldis, die Lambertinis und die Malespinis – all die illustren Vertreter der wichtigsten Gilden. Die Plateausohlen der Damen klapperten über den Marmorboden, Seiden- und Satinroben schleiften leise rauschend über die buchsbaumbegrenzten Gartenwege. Die Musiker, die auch für die Medicis spielten, entlockten ihren Lauten und Lautengitarren die schönsten Melodien und sangen Balladen von Josquin des Prez.
    Die Gäste tanzten im Salon, im Bankettsaal und im Garten zwischen den Springbrunnen und Blumenbeeten, Grotten und Statuen. Weinflaschen kühlten in dem Wasser, das durch ein Loch in der Mitte eines Steintisches sprudelte, Feuerwerkskörper und Wasserbomben explodierten in der duftenden Luft wie geräuschvolle Knospen. Eine Pastete wurde aufgeschnitten, die mit lebenden Fröschen gefüllt war, die unter die Reifröcke der Damen hüpften. Um sich zu rächen, warfen die so Belästigten kandierte Früchte und Geleebonbons nach den Herren. Gegen Ende des Festes schleppten Bedienstete einen Zuckerberg herein, an dessen Hängen sich Tiere aus Zucker tummelten. Wohlriechende Flammen züngelten aus den Felsspalten. Lorenzo Nadi überschlug im Geiste das gemeinsame Vermögen der Geladenen und kam zu dem Schluß, daß es mehr sein müßte als das Gold des sagenhaften Eldorado. Er beobachtete Angelo Guardi, den er inzwischen als möglichen Schwiegersohn betrachtete, und stellte fest, daß seine Erscheinung und seine Manieren keinerlei Anlaß zu einer Beanstandung gaben. Und gerade die äußere Erscheinung war im Geschäftsleben von großer Wichtigkeit: Ein Mann wurde nach dem Schnitt seiner Kleidung und dem Selbstvertrauen beurteilt, mit dem er auftrat. Lorenzo hatte dem jungen Mann eine angenehme Einführung beschert – gestern mit einem Abendessen im Familienkreis und heute als Gast auf diesem Bankett –, doch der morgige Tag würde nicht so angenehm werden: Morgen würden sie über Geschäfte sprechen, allein und nicht abgelenkt durch solche Albernheiten wie Liebe und Brautwerbung.
    Der Notar der Firma Guardi, ein unangenehmer Franzose, betrank sich sinnlos, und Angelo Guardi schaffte ihn in das Zimmer, das der Rechtsbeistand für die Dauer des Besuches bewohnte. Der Mann tauchte an diesem Abend nicht mehr auf, aber es vermißte ihn niemand. Auch dieses souveräne Verhalten gefiel Signor Nadi. Angelo Guardi war ein intelligenter, charmanter junger Mann, den er sich durchaus nicht nur auf dem gesellschaftlichen Parkett sondern auch als kalten Geschäftsmann vorstellen konnte. In den dunklen Augen brannte das Feuer des Ehrgeizes, das unerläßlich war, wenn man es zu etwas bringen wollte.
    Giulia

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