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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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stehen. Im Notfall sollte sie mein Handy anwählen, es einmal klingeln lassen und dann auflegen.
    »Einmal, wenn sie vom Land kommen, zweimal vom Meer«, hatte sie vorgeschlagen. »Genau wie bei Paul Revere. Aber der hatte wenigstens ein Pferd.«
    Wir wandten uns zum Haus, aber Schwadron meinte noch: »Probieren Sie das Chili, meine Liebe. Und geben Sie mir Ihre Stimme. Nicht Bill.«
     
    »Ich bin stolz auf Sie, Mike«, sagte Schwadron. »Wie die meisten Amerikaner stehe ich Verschwörungstheorien skeptisch gegenüber. Ich glaube, dass ein Einzeltäter John F. Kennedy getötet hat, nicht ein CIA-Team oder der Mob. Ich kann bloß lachen, wenn mir jemand erzählen will, dass eine Verschwörung von Bankern die Regierung kontrolliert. Ich habe lange genug gegen Wirtschaftskriminalität gekämpft, um zu wissen, dass sie zumeist von einer einzelnen Person ausgeht. Sind es mehrere, überschlagen sie sich fast immer, um sich gegenseitig zu belasten, sobald man ihnen auf die Schliche kommt. Kriminelle sind meistens dumm, gierig und haben eine selektive Moral. Aber die wenigsten sind durch und durch schlecht.«
    »Sehen Sie, Bill?«, fuhr Schwadron fort. »Mike hat sich an uns gewandt, nicht an die Presse oder die Polizei, obwohl Sie ihn gefeuert haben. Wenn das nicht Loyalität bedeutet, was dann?«
    »Danke, dass Sie uns die Gelegenheit geben, mit Ihnen zu sprechen«, quetschte Keating zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Mein Vorhaben basierte auf der Annahme, dass nur einer der beiden Männer direkt mit der Ermordung des Vorsitzenden zu tun hatte, selbst wenn sie auf anderem Gebiet Partner sein mochten. Ich bezweifelte, dass Dwyer sich gleich in zwei Freunden derart hätte täuschen können.
    Außerdem wollte Keating Schwadron nicht dabeihaben.
    »Mike, erzählen Sie uns mehr über die Disk«, sagte Keating.
    Schwadron ließ sich in einen tiefen Sessel in der Ecke sinken. Er wirkte gelassen und ein wenig blasiert. Einen Drink hatte er abgelehnt, ebenso wie ich.
    Keating schenkte sich ein Glas Perrier mit Eis ein, trank aber nicht. Er setzte sich auf die Couch zu meiner Linken, weit entfernt von Schwadron. Ich konnte nicht beide gleichzeitig im Auge behalten. Vielleicht war das ihre Absicht.
    »Auf der Disk steht nichts, was Sie nicht schon wüssten«, sagte ich.
    Das Arbeitszimmer war in heller Esche ausgeführt, die Brokatvorhänge zierte ein Blumenmuster. Dazu kamen kostbare italienische Webteppiche, Sofas aus venezianischem Leder und ein Trio von Flachbildfernsehern, damit Keating mehrere Kanäle gleichzeitig verfolgen konnte.
    An der Wand neben einem Fenster tickte eine antike Uhr. Mit jedem Ruck des Sekundenzeigers schien die Zeit schneller zu verstreichen.
    »Dwyer hat mich mit der Disk über Enhance informiert«, sagte ich zu Keating. »Oder Oblige. « Ich sah Schwadron an. »Sie enthält Ihre Memos, alle Details über Naturetech und die Synthese. Asa Rodriguez. Direktor Carbone.« Keating versteifte sich leicht. Schwadrons Lächeln wurde noch breiter, als hätte sein Lieblingsstudent gerade eine Prüfung bestanden.
    Die Uhr begann zu schlagen. »Und die Royces«, fügte ich nicht ganz wahrheitsgemäß hinzu. »Der Vorsitzende hat einige Einzelheiten intuitiv erfasst und sich den Rest zusammengereimt. Er bat mich, mit der Disk an die Presse zu gehen, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Er fürchtete, in Gefahr zu sein. Aber er rechnete mit seiner Festnahme, nicht seiner Ermordung.«
    »Die Royces?« Keating runzelte die Stirn. Sein Blick glitt zwischen mir und Schwadron hin und her. »Dwyer hat Selbstmord begangen. Wer oder was sind die Royces?«
    Schwadron nickte. »Das habe ich auch nicht verstanden, Mike.«
    »Die Personen, die ihn ermordeten. Und auch Dr. Asa Rodriguez in Florida, vor zwei Tagen.«
    Die Uhr hörte auf zu schlagen, und in der einsetzenden Stille hörte ich leise Musik und Gelächter von draußen. Keating goss sein Perrier in einem Zug hinunter. Schwadron lehnte sich zurück und wirkte gleichermaßen nachdenklich, traurig und neugierig.
    »Profikiller«, sagte ich und setzte meine beste FBI-Miene auf. »Sie wurden engagiert, um ihn zu töten und zurückzuholen, was er bei Naturetech mitgehen ließ.«
    Keating sah Schwadron jetzt mit unverhohlener Neugier an. Schwadron ergriff als Erster das Wort.
    »Sind Sie sicher, Mike? Das ist schwer zu glauben. Haben Sie Beweise?«
    »Sie haben mich bedroht. Sie haben es zugegeben. Ich habe alles auf Band«, log ich. »Ja, ich bin sicher. Aber worüber

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