Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)

wieder um und tat so, als ob ich ihn nicht gesehen hätte.
    „Ne, ich kenne den nicht. Vielleicht verwechselt er mich mit jemanden“, sagte ich in der Hoffnung, dass er verstanden hatte, dass ich nicht zu ihm kommen wollte.
    Sarah und Vicky hörten jedoch nicht auf, hinter mich zu starren. Bevor ich mich umdrehen konnte, lehnte sich Dale auf unseren Tisch, mit einer Hand auf meine Armlehne gestützt.
    „Willst du nicht zu uns rüberkommen und uns etwas Gesellschaft leisten, Babe ?“
    Ich schob seine Hand von meinem Stuhl.
    „Was ist, wenn ich nein sage?“, zischte ich und drehte mich mit einem giftigen Blick zu ihm um.
    „Dann nehme ich dich so mit“
    Unmittelbar nach diesem Satz hob er mich von meinem Stuhl und trug mich zu seiner Gang.
    „Tickst du eigentlich noch ganz richtig?!“, rief ich, als er mich vor seinen Freunden absetzte.
    Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Geschätzte fünfzig Augenpaare starrten uns nun an, Sarahs und Vickys inklusive. Connor Gage und seine Crew fing lauthals an zu lachen, einige von ihnen klatschten Beifall. Ich riss ihm meine Tasche aus der Hand und hing sie mir ruckartig um.
    Das würde er büßen.
     
     
    Seth machte mir von Innen die Autotür auf und ich stieg mit einer viel zu schlechten Laune ein. Ich verstaute meine Tasche bei meinen Füßen und betete, dass diese Idioten mir nicht bis zum Parkplatz gefolgt waren.
    „Fahr doch“, sagte ich etwas zu scharf.
    Seth hörte nicht auf, verwirrt auf mich zu starren.
    „Liegt es an der Schule oder an mir?“, fragte er, als er den Motor startete.
    „Weder noch“, antwortete ich knapp.
    „Muss ich mir Gedanken machen?“
    Er sah mit einem Seitenblick zu mir.
    „Das einzige, was du musst, ist fahren. Und das schnell. Ich habe Hunger“
    Seth fing an zu lachen. Ich tat so, als ob ich aus dem Fenster sehen würde.
    „Aua! Deine Laune ist echt übel“
    „Fahr einfach und stell die Fragen nachher, wenn ich meine Mordpläne fertig geschmiedet habe“
     
    Nach dem Abendessen fand ich überraschender Weise Seth in meinem Zimmer vor, der auf meinem Bett saß und gerade ein Telefongespräch beendete. Neben ihm lag mein Handy. Ich betrat mein Zimmer, sah ihn fragend an. Er hielt den Finger vor die Lippen, bedeutete mir, noch still zu sein.
    „Alles klar. Ich sag ihr bescheid. Ja, dir auch. Bis morgen“
    Er legte auf.
    „Rate mal, wer angerufen hat“, sagte er begeistert.
    Ich zuckte mit den Schultern, machte mich auf eine Überraschung bereit.
    „Weiß nicht“
    Doch dann dämmerte es mir langsam.
    Dale.
    „Du hast ihm doch nicht etwa meine Handynummer gegeben!?“
    Seths Gute-Laune-Ausdruck schwand sofort.
    Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Vielleicht würde mir ein Gebet helfen.
    „Was wollte er?“, fragte ich tonlos.
    „Na ja, er hat gesagt, dass du einige Kurse mit ihm zusammen hast und er wollte sich unbedingt einmal wieder bei uns melden, fragen, was wir so machen...“
    „Weiter?“
    Meine schlechte Laune kam allmählich wieder. Ich hoffte, dass meine Vorahnung nicht bestätigt würde.
    Seth räusperte sich.
    „Er wollte morgen mal vorbeikommen“
    Ich riss die Augen auf und rappelte mich hoch.
    Meine Vorahnung hatte sich bestätigt.
    „Und du hast gesagt: Hey, klar, Kumpel, du bist hier immer willkommen. Wir freuen uns, wenn du morgen hier vorbeikommst“
    „So ganz hab ich das nicht gesagt“
    „Oh, Seth!“
    Toll gemacht.
    „Was denn?“
    „Es reicht mir schon voll und ganz, dass ich ihn in zwei Kursen ertragen muss. Stell dir vor, ich würde deine Exfreundin morgen einladen“
    „Das ist was anderes. Lisa hängt noch immer an mir wie eine Klette“
    „Dale ist nicht viel anders, glaub mir“, versicherte ich ihm.
    „Er ist ein guter Freund von mir“, sagte er.
    „Ich dachte, er war ein guter Freund“
    „Wir hatten in letzter Zeit nur nicht so viel miteinander zu tun“
    „Und jetzt hat er zufälligerweise mal angerufen und wollte sich mal wieder mit seinem ehemaligen besten Freund treffen?“, fragte ich scharf.
    „So ungefähr“
    „Und zufälligerweise wollte er noch meine Handynummer haben, weil er genau weiß, dass ich sie ihm nicht in hundert Jahren geben würde“
    Seth fasste meinen Arm.
    „Hey, Löckchen, reg dich ab. Es ist nur Dale mit ein paar Freunden“
    Ich sah ihn fassungslos an. Dann entriss ich mich ihm. Mir fiel fast alles aus dem Gesicht.
    „Nur Dale mit ein paar Freunden!? Du hast Dale mit ein paar Freunden eingeladen!?“
    Connor