Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
das Gerümpel zum Spiegel durch und stolperte über einen echten Bärenkopf. Vor dem verstaubten Spiegel versuchte ich den Verschluss der Kette zu öffnen, doch sie ging nicht auf.
Ich legte sie mir an den Hals und stellte fest, dass sie sehr schön aussah. Doch die Narben an meinem Schlüsselbein stachen mir sofort wieder ins Blickfeld. Jetzt hatten sich seine hässlichen Zähne für immer auf meiner Haut verewigt.
Nachdem ich die Kette wieder abnahm, spielte ich sie zwischen meinen Fingern hin und her. Als sie sich umdrehte, sah ich, dass sie auch auf der Rückseite ein eingraviertes Zeichen enthielt. Ich erstarrte.
Es war das Wappenzeichen vom Wolfslauf, das sich über jeder Tür meines Zuhauses befand.
Es klopfte an der Tür.
Ich wollte die Kette schnell in eine Hosentasche stecken, aber es war schon zu spät.
Ohne auf eine Antwort zu warten, kam jemand rein.
Mein Herz machte einen großen Purzelbaum.
Wir sahen uns einen Moment schweigend an und ich ging langsam wieder aus meiner Hocke.
Nur eine in etwa fünf Zentimeter lange Narbe, die sich an seiner linken Schäfer herunterzog, machte sein junges Gesicht nicht makellos.
In Ciarans Augen stand nicht mehr der gewöhnliche Ausdruck von Kälte geschrieben. Nicht ganz. Es war ein Ausdruck, den ich nicht beschreiben konnte. Er war irgendwie anders.
„Ich mache dir ein Angebot“
Ciaran warf einen Blick auf die Kette in meiner Hand.
„Ich schenke dir diese Kette, wenn ich mit dir trainieren darf“
„Nein!“
Ich konnte nicht mit ihm meine Gabe trainieren. Nicht mit ihm.
Seine blassen, schönen Lippen zogen sich zu einem winzigen Lächeln und zeigten etwas von seinen perfekt aneinanderreihenden Zähnen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, so ein ehrliches Lächeln je von ihm gesehen zu haben. Es passte nicht zu seinen anderen Gesichtszügen. Es brachte mich fast um den Verstand.
„Ich habe erwartet, dass du das sagst“
Andererseits war die Kette so schön. Ich begutachtete sie noch einmal.
„Du kannst natürlich auch mit anderen üben...“
Er tat so, als ob er überlegen würde.
„Mit Godric vielleicht“
Ich war kurz davor, die Schachtel, die vor mir stand, nach ihm zu werfen.
„Mistkerl“, zischte ich.
Wieder ein leichtes Lächeln.
„Du kannst es dir überlegen“
Ich rollte die Augen.
„Na schön“, brummte ich gezwungen, „aber nur, weil ich nicht mit diesem Widerling trainieren will“
Ich hasste es, wenn er sich gesiegt zeigte.
„Du kannst die Kette behalten“, informierte er mich.
„Hatte ich sowieso vor“
Ich versuchte die Kette zu öffnen, aber sie ging wieder nicht auf. Innerlich fluchte ich leise und beließ es dabei.
„Gib mir die Kette“
Zögernd gab ich sie ihm und fragte mich, was er damit wollte. Er öffnete den Verschluss innerhalb einer Sekunde und hielt sie mir hin.
„Oh“, hauchte ich.
Ich schob meine Haare auf eine Seite. Er legte mir die Kette um. Seine Finger versuchten mich nicht zu berühren, dabei zog sich eine Gänsehaut über meinen Nacken. Mein Magen drehte sich um und ich musste mich zusammenreißen. Für einen Moment dachte ich, Einauge stände hinter mir. Mein Atem beschleunigte sich, meine Narbe fing an zu pochen, meine Erinnerungen spielten sich im Schnelldurchlauf ab.
Ich atmete tief durch und unterdrückte einen gequälten Schrei. Es war nur Ciaran. Doch trotzdem ein Mann.
Ich sah im Spiegel, dass seine Augen einen Moment auf meinen Narben ruhten.
Ich drehte mich wieder um und sah ihm in seine alterslosen, erfahrenen Augen. Flüssiges Silber und nichts als Leere.
„Wir fangen morgen nach dem Frühstück an“
Ich schnaufte.
„Mir bleibt wohl nichts anderes übrig“
Ciarans Augen waren wieder kalt. Er schirmte sich vor mit ab. Seine Aura war gefährlich. Es fühlte sich an, als ob sich hinter den silbernen Himmelsaugen gar keine Seele verbirgt. Oder besser gesagt eine leere Seele.
Er hatte wieder den dunkelgrau, eng anliegenden Pulli an, der seinen schlanken Körper betonte. An seiner Talje befand sich ein zehn Zentimeter breiter, brauner Gürtel, an dem zwei Messer hingingen. Eins davon war mir. Seinen Pulli hatte er bis zum Ellebogen hochgekrempelt, sodass man bei der linken Hand nur den schwarzen Handschuh sah und um seinen Hals war ein graues, breites Tuch, das er sich mehrmals umgewickelt hatte.
Ciaran lehnte sich an einen Baum und betrachtete seine Messer.
„Mach dich bereit“
Ich sah verwirrt zu ihm.
„Für was?“
„Du wirst jetzt deinen
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