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Sevenheart-2

Sevenheart-2

Titel: Sevenheart-2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora_Jackson
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tatsächlich egal.
    Ich erreichte mein Zimmer gerade im richtigen Moment. Schon als ich mich hinter mein Bett kauern wollte, fingen meine Tränen an zu fließen. Hier endete mein Weg der Selbstbeherrschung. Ich konnte nicht mehr stark sein.
    Die Tränen flossen wie ein Wasserfall aus mir heraus.
    Das erste Mal seit ich mich in der Festung befand, weinte ich jetzt. Ich dachte an alle schrecklichen Momente, aber vor allem auch an alle schönen, weil ich wusste, dass sie ihr Spiel mit mir spielten. Es zeriss mir das Herz, wenn ich daran dachte, dass Reece und Sunny sich nur mit mir angefreundet hatten, weil es ihre Aufgabe war. Nun konnten sie stolz auf sich sein. Sie hatten ihren Job nämlich verdammt gut gemacht.
     
     
    Ich bemerkte zwar, dass Sunny in mein Zimmer kam, aber ich nahm nicht wahr, dass sie sich zu mir auf den Boden hockte und anfing, mich zu trösten. Sie sagte kein Wort und stellte auch keine Fragen, sie fuhr mir nur ab und zu mit ihrer Hand durch die Haare. Ich weinte mir meine Seele aus dem Körper, all meinen Frust und meinen Kummer, doch der innerliche Schmerz ließ sich nicht ausweinen. Es tat nach wie vor noch weh. Mein Vertrauen war missbraucht. Das Problem dabei war, dass die Personen, die ich da schon eingeschlossen hatte, dort nicht mehr so einfach herausgingen. Sie hatten sich dort festgefressen.
    Die Stiche, die ab und zu mein Herz durchzogen und an die ich mich schon fast gewöhnt hatte, wurden stärker. Sogar das Weinen tat schon weh. Mein Brustkorb fühlte sich an wie ein einziges zusammengeflicktes Wrack, das sich nur noch wie durch tausend Nadeln zusammengehalten davor bewahrte, nicht auseinanderzufallen.
    Ich wusste, dass ich nun genug geweint hatte. Vermutlich gingen mir schon die Tränen aus. Ich musste auf andere Gedanken kommen, denn ich hatte einen Plan.
    Sunny sah mich mit einem bemitleidigten Blick an. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu sammeln. Es war der richtige Zeitpunkt, mit ihr zu reden.
    „Es tut mir leid“, murmelte ich, „ich kann mich auch nicht immer zusammenreißen“
    Mir gelang sogar ein Zucken der Mundwinkel, das eigentlich ein Lächeln werden sollte.
    Sunny umarmte mich sanft und tätschelte meinen Kopf.
    „Es war gut, dass du mal geweint hast. Ich werde dich immer wieder trösten, wenn du es willst“
    „Danke“
    Es war ein aufrichtiges Danke , das noch mit einem leichten Lächeln begleitet wurde. Ich konnte zwar keinem mehr trauen, doch sie hatte sich zumindest Mühe gemacht.
    „Wenn du mit mir über irgendetwas reden willst, dann kannst du es ruhig machen. Dafür sind Freundinnen da“
    Freundinnen . Schön, wenn es so wäre. Es würde so gut tun.
    Aber sie hatte Recht, es gab etwas, worüber ich mit ihr reden wollte, ob Freundin oder nicht.
    „Wie war es, als er dich mitgenommen hatte?“, fragte ich.
    Sunny stutzte einen Moment.
    „Ich bin freiwillig mit ihm mitgegangen, damals hatte ich nichts zu verlieren. Meine Mutter hatte sich schon früh aus dem Staub gemacht und mich mit meinen Geschwistern alleine gelassen. Meinem Vater war es egal, was wir taten. Wir bedeuteten ihm nichts, zumindest wir nicht. Meine Stiefschwester war von einer anderen Frau, die mein Vater sehr geliebt hatte, doch sie ist früh gestorben. Aus Frust hatte er sich meine Mutter genommen. Er hatte uns nie wirklich geliebt. Nicht meine Mutter, nicht mich oder meinen kleinen Bruder. Er liebte nur unsere Stiefschwester, die seiner ersten Frau wie aus dem Gesicht geschnitten war. Sie war zwar älter als ich, doch sie ließ mich die ganze Arbeit machen. Ich konnte kochen, putzen, waschen und wurde sogar noch geschlagen, wenn ich etwas nicht schaffte. Sie dagegen rührte nicht mal ihren kleinen Finger im Dreck. Du kannst dir vorstellen, dass ich freiwillig aus meinem alten Leben geflohen bin. Manchmal bereue ich es, wenn ich Zeit zum Nachdenken habe. Ich hätte meinen kleinen Bruder nicht einfach so alleine lassen sollen. Er hätte mich gebraucht“
    Einen Augenblick kam mir diese Geschichte so mitfühlend und ehrlich rüber, dass ich nicht glauben konnte, dass Sunny mich so hinterging. Aber andererseits konnte ich mir bis vor ein paar Wochen auch nicht vorstellen, dass die reizende, hübsche Sunny problemlos Männern ihre Messer in den Rücken rammte.
    „Anfangs hatte ich wirklich Angst vor Ciaran gehabt. Er kam manchmal so bedrohlich und angsteinflößend rüber. Damals war er noch anders, damals war er noch verschlossener. Ich dachte, dass Satan ihn geschickt hatte, um

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