Sevenheart-2
wusste nichts davon. Wenn ich sie nicht gerettet hätte, hätte der Bär sie getötet“, verteidigte er mich.
Der König kam einen Schritt näher, betrachtete meinen Bogen und beugte sich dann zu mir vor.
„Ihr wisst doch hoffentlich, dass man dort im Wald nicht jagt, nicht wahr?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, Sire, das wusste ich nicht. Ich habe dort immer gejagt“
Der König richtete sich wieder auf und lachte.
„Ihr seid ganz schön mutig, Kleine. Mutig ist auch Euere Kleidung, die Ihr tragt. Vielleicht könnt Ihr mir erklären, warum ein Mädchen so etwas anzieht“
Er nahm meine Hotpans und mein Top in eine Hand und begutachtete es interessiert.
„Ich kann nicht in Kleidern kämpfen. Ich... ich fühle mich in Hosen wohler“
Clodagh hätte mich für diese Aussage umgebracht. Wie ich mich es trauen konnte, dies vor einem König zu sagen, wusste ich selbst nicht.
Plötzlich fingen alle herzhaft an zu lachen und ich fühlte mich so dumm wie noch nie.
Als der König sich wieder beruhigt hatte, sagte er:
„Ein Mädchen, das halbnackt in einem verbotenen Wald jagt und gleichzeitig eine bezaubernde Dame sein kann... Wen hat William da nur ins Schloss gebracht?“, lachte er.
Wieder fingen die anderen an zu lachen.
Von wegen halbnackt ...
„Wer seid Ihr wirklich, Gabriella?“
Plötzlich verdunkelte sich des Königs Miene schlagartig. Es kehrte ein Ausdruck in sein Gesicht, der mir tierisch Angst machte. Es war fast so, wie wenn Ciaran wütend wurde. Auch er konnte so angsteinflößend werden.
Die anderen verstummten alle auf einmal, es legte sich eine unheimliche Stille in dem Saal. Der König beugte sich zu mir vor, ohne aufzuhören, mich mit einem funkenden Blick anzustarren.
„Wo habt Ihr diese Kette her?“
Seine Augen weiteten sich und er zeigte auf meine Kette. Ich umklammerte sie mit einer Hand und verspürte den Drang, einen Schritt nach hinten zu weichen. Es war die Kette, die Ciaran mir geschenkt hatte. Die Kette, die ich in der Rumpelkammer gefunden hatte und auf deren Rückseite das Wappenzeichen von meinem Zuhause abgebildet war.
„Ich habe sie geschenkt bekommen“, sprudelte es aus mir heraus.
Der König bäumte sich vor mir auf. Ich spürte alle Augenpaare auf mir haften, sie alle standen im Raum und trauten sich nicht zu bewegen.
„Lügt mich nicht an!“
„Ich habe sie geschenkt bekommen, Euere Hoheit“, erwiderte ich wieder, diesmal tapferer.
„Wo hast du sie geklaut?“, hauchte er kaum hörbar, als könnte er es selbst nicht wahrhaben.
Ich hatte Angst vor dem, was kommen könnte.
Warum glaubte er mich nicht?
Ich dachte an Zuhause, an meine harten Übungsstunden mit Clodagh und mir fiel meine Rettung ein. Clodagh war auf diesem Schloss. Sie wurde überall hier geehrt. Sie war eine Legende und ich war ihre Hoffnung. Ihre Schülerin und ihre Freundin.
„Ich habe sie von Clodagh“, sagte ich mit fester Stimme.
Eine unangenehme Pause entstand. Ich hatte sogar den Eindruck, es wurde noch stiller wie vorher. Wieder bekam ich das Gefühl, man könnte meinen eigenen Herzschlag hören.
„Das ist unmöglich!“, zischte der König, doch ich hörte ihm an, dass er verwirrt war.
„Clodagh ist schon seit dreizehn Jahren nicht mehr hier! Sie wurde mit einem Fluch in eine andere Zeit verbannt. Redet nicht so einen Unfug!“
Der König versuchte sich zu beherrschen. Es schien so, als ob er sich plötzlich aus seiner unantastbaren Hülle befreit hatte und auferwacht war.
Ich wusste, dass das ein gefährliches Thema war. Clodagh war hier heilig.
„Clodagh... Sie ist meine Tante“
Ich erinnerte mich, dass ich es sagen konnte, wenn ich mal in Not sein würde. Clodagh wusste zwar damals noch nicht, dass ich ohne sie in ihre Welt kommen würde, aber das machte keinen Unterschied.
Ich betete, mit meiner Lüge weiterzukommen. Etwas anderes blieb mir nicht übrig.
„Sie lügt!“, rief plötzlich jemand, der aus der Menge hervorkam und zum König trat.
Es war ein Mann mit spitzer Nase, spitzem Kinn und einem kleinen Bart. Er sah ziemlich gemein aus.
„Lady Clodagh hatte keine Nichte, Euere Majestät. Sie hatte keine lebenden Verwandten“, flüsterte er bedacht.
Der König winkte ihn ab und wandte sich wieder zu mir.
„Könnt Ihr beweisen, dass Ihr die Wahrheit sprecht, Mylady?“
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und hoffte, mich mit dieser Aussage retten zu können. Mir blieb nichts anderes übrig als weiter zu lügen. Ich hatte mich schon zu weit in
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