Sevenheart-2
Schloss herauskommen, wenn ich es schon geschafft hatte, aus Ciarans Klauen zu entkommen. Ich durfte nur keine unüberlegten Sachen anstellen. Ich musste abwarten, wie sich die Dinge entwickelten.
Die Leute begannen sich zu setzen, doch die Frau mit den langen, seidigen schwarzen Haaren, die mich vorhin verteidigt hatte, kam auf mich und den König zu. Sie legte ihm eine Hand an die Schulter.
„Jade hätte es so gewollt“, sagte sie liebevoll.
Richard blickte sich zu ihr um.
„Wie immer hast du Recht, Rihannon“
Die Frau lächelte mir vertrauenswürdig zu und setzte sich dann neben einen hellblonden Mann, der vermutlich ihr Ehemann war.
Wir begannen zu essen.
Ich fühlte mich wie ein Affe im Zoo, weil mich alle unentwegt anstarrten. Bei jeder Bewegung wurde ich beobachtet. Sie testeten meine Manieren, wie ich aß, wie ich ging, wie ich antwortete, wie ich lächelte, was für Gesten ich zeigte, doch ich ließ mir nichts anmerken.
Nach dem Essen kam Prinz Charming zu mir, bot mir seinen Arm an und führte mich aus dem Saal.
„Wie hat Euch das Essen geschmeckt, Gabriella?“, fragte er, als wir auf dem Weg zu meinem Zimmer waren.
Die Türen wurden von den Dienern wieder geschlossen.
„Sehr gut, danke“
„Das freut mich“
Wir blieben vor meinem Zimmer stehen.
„Erholt Euch erst einmal, Ihr werdet Euere Energie heute noch brauchen. Zweifellos wird es für Euch ein anstrengender Abend werden“
Ich drehte mich um und drückte die Türklinge herunter.
„Gabriella?“
„Ich bin immer für Euch da, wenn Ihr mich braucht“, fügte er hinzu.
„Danke, William“
„Aber nennt mich doch bitte nur Gebbie“, schlug ich vor.
Er lächelte.
„Wenn es Euer Wunsch ist“
Er zögerte einen Augenblick.
„Ich bin Will“
Ich lachte.
„Dann können wir das auch gleich mit dem ,Ihr’ und ‚Euch’ lassen. Ich bin es nicht so gewöhnt“
Auch er lachte nun.
„Es wäre mir sogar eine Ehre, Mylady“
Ich lächelte ihn noch kurz an und verschwand dann in meinem Zimmer.
Bis zum Abend hatte ich noch etwas Zeit für mich. Das war ganz gut so, denn so konnte ich die neuen Eindrücke alle ordnen. Es waren zu viele adelige Personen. Zu viele neue Dinge, die mein Leben umkrempelten. Schon wieder lebte ich ein Leben, das nicht meins war. Schon wieder wurde ich dort gefangen gehalten, wo ich nicht hingehörte.
Ich wollte die Zeit zum Üben nutzen. Die Magie gab mir immer die Sicherheit, die ich brauchte, wenn ich nicht gerade mit Bogenschießen beschäftigt war. Doch hier war sogar das anders.
Ich konnte nicht mehr zaubern.
Seitdem ich das Zimmer betreten hatte, versuchte ich eine Lösung dafür zu suchen, warum ich meine Zauberkräfte verloren hatte. Ich redete mir ein, keine unnötigen Nerven zu verschwenden. Vielleicht gab es auch unter Zauberern eine Krise, vielleicht hatte ich meine Kräfte nicht für immer verloren. Es war ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer, aber er war groß genug, um mich daran zu klammern.
Wenn es hier wenigstens irgendwelche Zauberer geben würde, mit denen ich darüber reden könnte. Ich war hier im Schloss des Königs, hier gab es keine Zauberer, so wie es mir Sunny schon erklärt hatte. Was würde ich nur dafür geben, mit ihr, Reece oder Clodagh zu reden. Mit irgendeinem von ihnen. Sie hatten sich zu tief in mein Herz gefressen.
Wieder kam das hübsche Mädchen, ohne dass ich es merkte. Wieder passierte es geräuschlos. Sie saß einfach nur da und beobachtete mich in meiner verzweifelten Situation. Ein Wunder, dass ich nicht angefangen hatte, mit mir selbst zu reden.
Ich sah zu mir rüber und begegnete ihrem Blick. Sie saß stumm da und hielt meinem Blick stand. Langsam fragte ich mich, was es sich mit diesem komischen Mädchen auf sich hatte. In ihrer Gegenwart wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Irgendwas an ihr war nicht normal. Sie hatte etwas Besonderes, auch wenn ich noch nicht wusste, was.
„Mir ist langweilig“, brummte ich verzweifelt.
Das Mädchen sah nur zu mir und legte sich wieder zwei Finger an die Lippen.
Aha .
Ich sollte also wieder die Klappe halten, schon verstanden.
Sie erhob sich von ihrem Stammplatz und winkte mich zu sich. Ich gehorchte und setzte mich vor ihr auf einen Hocker, ich stellte auch keine Fragen mehr.
Das Mädchen löste die Spangen aus meinen Haaren und öffnete meine Zöpfe. Sie wusch mir in einem runden Gefäß meine Haare, rieb mir irgendwelche Flüssigkeiten hinein trocknete sie mit einem Handtuch
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