Sevenheart-2
ab. Dann begann sie, wieder zu flechten.
Als sie damit fertig war, nahm sie einen feinen braunen Stift und fuhr damit die Konturen meiner Augenbrauen nach. Einen goldenen nahm sie, um meine Augenlider zu bemalten. Sie schwärzte meine Wimpern und tupfte mit einem Schwämmchen goldenes Puder um meine Augen, auf meine Arme und mein Dekollete.
Nachdem sie die Prozedur mit meinem Gesicht beendet hatte, nahm sie sich wieder meine Haare vor.
An den Spitzen waren sie leicht gelockt, am Ansatz glatt. Sie schob alle meine Haare auf eine Schulter, band sie mit einem schwarzen Band zu einem seitlichen Pferdeschwanz zusammen und steckte goldene Spangen hinein. Winzige, fein geflochtene Zöpfchen kräuselten sich um die restlichen Wellen.
Das Mädchen zog mir ein trägerloses, pfirsichfarbenes Kleid an, das am Dekollete herzförmig zusammenlief. An der Brust und Hüfte war das Kleid ziemlich eng, doch an den Beinen fiel es locker auf den Boden herunter und flatterte bei jedem Schritt um meine Füße.
Sie band mir ein goldenes Band um die Taille, das wie ein Gürtel aussah. Für meine Oberarme bekam ich mehrere Reifen, die sich meinen Arm herunterschlängelten. Goldene, große, tropfenförmige Ohrringe kamen zum Schluss. Dann führte sie mich zum Spiegel, sodass ich ihr Kunstwerk betrachten konnte.
Ich stellte fest, dass ich mich fast nicht wiedererkannte.
Das helle Kleid war wunderschön, sehr elegant und doch nicht zu auffällig. Meine Haare waren in einer unglaublichen Frisur verflochten. Bei genauerem Hinsehen konnte ich nicht feststellen, wie sie dies geschafft hatte. Die Frisur bedeckte die Narben an meiner Schulter und Dekollete und Arme glänzten anmutig im Kerzenschein.
Ich musste unwillkürlich Lächeln.
Dieses Mädchen war eine Künstlerin und zwar noch mehr als es Sunny war.
Nach einiger Zeit führte sie mich zu dem riesigen Empfangssaal, in dem ich sehr viele adelige Leute vermutete. Mein Herz fing auf einmal schneller an zu schlagen, meine Hände wurden feucht.
Eine Wache öffnete die schwere Tür und wir betraten den Saal.
Eine riesige Tafel mit Unmengen an Essen stand in der Mitte des Saales. Sie war noch viel größer als die, an der ich heute Mittag gegessen hatte. Sie war vollständig besetzt. Alle Gäste starrten mich an.
Der König saß mit William an dem Ende des Tisches, daneben saßen die Frau namens Rihannon und ihr blonder Mann. Zu ihrer Rechten der spitzbärtige Mann mit einer Frau und auch die Gruppe von jungen Männern, die ich auch schon heute Mittag gesehen hatte, konnte ich dort entdecken. Es waren nur wenige bekannte Gesichter, die andere Hälfte der Tafel war besetzt von Adeligen, die ich noch nie gesehen hatte. Doch zwei Plätze waren frei, und zwar waren es die neben Prinz William.
Das Mädchen steuerte genau darauf zu.
Ich spürte die Blicke der anderen wie Magnete auf mir haften. Sie erhoben sich, als König selbst aufstand, um mir die Hand zu küssen.
„Setzt Euch doch, meine Liebe“, sagte er und deutete auf den Platz neben William.
Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in dem Moment. Alle Achtung und Aufmerksamkeit galt nur mir.
Der König stellte mir einen Gast nach dem anderen vor. Adelige von näherer Umgebung waren für den heutigen Abend angereist. Nur, um die Nichte von Lady Clodagh zu begrüßen.
Die Frauen gaben mir die Hand, nickten mir höflich zu und die Männer küssten sie. Ich wurde mit Komplimenten überhäuft, mit Segen und Glück und auch mit Beileid, dass es ihnen leidtat, für das Schicksal meiner Tante.
Meine Aufgabe war es, höflich zu lächeln, manchmal auch an der richtigen Stelle zu lachen, ein herzliches Sehr erfreut , die Ehre ist ganz meinerseits oder auch hin und wieder ein liebevolles Danke sehr zu trällern.
Nach einer Weile kam ich mir ziemlich dumm vor, jedem die Hand hinzustrecken, damit sie sie mit Küssen überhäuften. Doch ich hatte es bald geschafft.
Als sich die unbekannten Adeligen wieder gesetzt hatten, wandten wir uns nun zu denjenigen, die mit uns zusammen im Schloss wohnten.
Die schwarzhaarige Frau mit ihrem Mann kam als erste auf uns zu.
„Oh“, sagte Richard, „das meine jüngere Schwester“
Sie hatte wirklich Ähnlichkeit mit ihm. Das gleiche schwarze Haar und die gleichen glasblauen Augen, doch ohne den Schmerz, ohne diese Tiefe. Sie waren nur rein und weise.
„Ich bin Lady Rihannon“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln und gab mir ihre kleine, zarte Hand.
Sie war mir schon jetzt sympathisch.
„Es
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