Sevenheart-2
getötet worden. So, wie manch anderer, der sich in dem verbotenen Wald verirrt hatte“, lächelte er.
Der Wald war also tatsächlich ein lebendes Labyrinth mit tödlichen Fallen, das von Shaimen gesteuert wurde.
Plötzlich gingen wieder die großen Türen des Saales auf und mehrere elegante Männer betraten den Raum, gefolgt von einer hochgewachsenen Person und weiteren Leibgarden. Der Prinz erhob sich sofort bei ihrem Anblick und ich tat es ihm unwillkürlich nach, wobei ich nicht auf meine Manieren achtete und fast mein Weinglas umstieß. Die Situation war angespannt, keiner wagte es, einen Fehler zu machen. Ich war noch immer perplex.
„Lord William!“
Die hochgewachsene Person mit den ebenholzschwarzen Haaren begrüßte ihn mit einem bedachten Kopfneigen.
„Richard“, sagte er mit höchstem Respekt.
Er verbeugte sich tief vor dem einschüchternden Mann.
Ich begriff, dass ich es hier nicht mit einer normalen Person zutun hatte. Es ging über alle Personen hinaus, welche ich bis jetzt in meinem Leben getroffen hatte.
Das war der König von Tandera und er begegnete meinem Blick.
Clodaghs Nichte
Je länger ich in das Gesicht des Königs sah desto nervöser wurde ich.
Seine Haare waren rabenschwarz und dicht, doch man konnte schon einzelne graue Haarsträhnen erkennen, die sich entlang der Schläfe hochzogen. Seine Augen waren hellblau, erfahren und mit einer gewissen Tiefe. Auch sie waren erfahren durch Schmerz, trüb und unerreichbar, wie die von einem Menschen, der schon lange gestorben war.
Sein Gesicht war schon von kleinen Falten gekennzeichnet, seine Augen lagen in Schatten, obwohl er erst im Alter von sechsunddreißig Jahren war. Trotz dem, was aus dem begehrten König nun geworden ist, konnte man bei genauerem Hinsehen den jungen, schönen Mann erkennen, den Königin Jade geliebt einst hatte.
Es war der Mann, der vor vielen, vielen Jahren sein Herz verloren hatte.
„Ist sie das?“, fragte König Richard, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Ich war wie gelähmt und unfähig zu antworten, weil ich den Mann beobachtete, der vor Schmerz in sich zusammengefallen und dessen Seele nichts als ein nutzloses Wrack war. Er war unantastbar und seine unsichtbare Mauer, die ihn umgab, war fast so undurchdringlich wie die von Ciaran.
Der König war nicht mehr richtig hier, fast so wie seine geliebte Frau, denn mit ihr ist auch ein ziemlich großer Teil von ihm gestorben.
Einen Moment war ich unfähig, das um mich herum wahrzunehmen, weil ich auf einmal nachvollziehen konnte, warum er zu dem geworden war, was er war. Ich konnte ihm nichts übel nehmen, nur weil er einen schwierigen Kampf mit sich lange Zeit her verloren hatte und aus Trauer um seine Liebsten fast wahnsinnig wurde. Es war ein Kampf, den ich selbst mit mir kämpfte, doch ich wusste nicht, ob ich ihn jemals gewinnen würde.
„Ja, das ist sie“
Prinz Charming kam auf mich zu, nahm mich bei der Hand und führte mich zum König. Ich wusste nicht, ob ich mich verbeugen oder einen Knicks machen sollte, aber da ich einen Knicks schon einmal vermasselt hatte, entschied ich mich diesmal für eine Verbeugung. Obwohl Clodagh es mir verboten hatte, tat ich es.
Der König nickte mir zu und ich richtete mich wieder auf.
„Wie heißt Ihr?“
„Gabriella“, antwortete der Prinz für mich.
Der König blickte sich um und warf ihm einen Blick zu. Erst jetzt sah ich die einzige Frau zwischen den Männern und einige junge Männer in Williams Alter, die wahrscheinlich nicht zu den Battlern gehörten, weil sie edle Kleidung trugen und stolze Haltungen bewahrten.
Der König wandte sich wieder zu mir und musterte mich mit seinem leeren, trüben Blick.
„Wo kommt Ihr her? Wir kennen hier keine Mädchen, die bewaffnet sind“
Ich schluckte leise.
„Ich wohne mit meinem Vater abseits des verbotenen Waldes und auch abseits des Dorfes. Mein Vater liebt es abgeschieden und ruhig. Dort, wo wir für uns sein können, Euere Hoheit“, antwortete ich selbstbewusst.
Der König nickte uninteressiert.
„Was hat dann ein Mädchen wie Ihr in einem verbotenen Wald zu suchen?“
„Ich hatte mich verirrt, Sire“
Er hob eine Augenbraue und winkte einen Diener zu sich.
„So sah es aber nicht aus“
Der Diener brachte tatsächlich meine Tasche, meine Klamotten und meinen Bogen samt Köcher. König Richard hielt zum Beweis den Bogen hoch. Prinz Charming ging plötzlich zu ihm vor.
„Sie sagt die Wahrheit, Richard. Sie war im Wald jagen und
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