Sevenheart-2
Über ihn sagt man, dass er schon damals einer der stärksten Zauberer Tanderas war“
Ich erstarrte.
Wenn wirklich reines Zaubererblut in mir fließen würde, wäre ich genauso wie Jades verschollener Sohn. Diesen Punkt meiner Lüge hatte ich nicht beachtet. Ich konnte hier nämlich aus irgendeinem Grund nicht mehr zaubern.
„Vielleicht habt Ihr Recht“, murmelte ich kaum hörbar, „jedoch war mein Vater kein König und meine Mutter nicht Lady Clodagh“
Praidana verstummte und nahm sich etwas von dem Kuchen. Glenna startete eine Unterhaltung mit ihrer Freundin, doch das Augenpaar des stummen Mädchens spürte ich deutlich auf mir ruhen. Ich warf ihr unwillkürlich einen Blick zu und sah einen unerklärlichen Ausdruck in ihren Augen. Irgendetwas wusste sie über mich.
Rivy beugte sich plötzlich über den Tisch zu Glenna.
„Sag schon, wie läuft es zwischen dir und Sin?“, fragte sie leise.
Glenna kicherte. Ihre Bäckchen begannen, rot zu glühen.
„Ach“
Sie machte eine abwegige Geste, musste dann aber lachen.
„Er hat mich um ein Treffen gebeten“, sprudelte es dann aus ihr heraus.
Rivy schlug sich die Hand vor den Mund. Auch sie musste lachen.
„Du hast ihn schon jetzt um den Finger gewickelt, meine Liebe!“
Glenna klimperte ein paar Mal mit ihren gold überhauchten Wimpern.
„Das will ich doch hoffen“
Sie nahm ein Törtchen von seinem Tablett und biss herzhaft hinein. Ich sah das stumme Mädchen lächeln. Auch sie hatte die Konversation mitverfolgt.
Glenna bot mir ein Törtchen an, doch ich lehnte dankbar ab. Als sie dann die Augenbrauen runzelte, deutete ich auf meine Taille.
„Tut mir leid, das Kleid erlaubt es mir nicht“
Gerade, als sie etwas darauf erwidern wollte, trat jemand neben uns und räusperte sich lautstark. Glenna und ich sahen beide auf und entdeckten die Frau des Mausgesichts.
„Lady Evenon!“
Glenna wandte sich mit einem überraschten Lächeln zu ihr. Die Frau nickte ihr kalt zu.
„Prinzessin“
Erst dann sah sie mich. Sie musterte mich mit einem Blick, der mich töten sollte. Abfällig und kalt.
„Die Prominenz höchst persönlich ist eingetroffen. Wie schön. Hat Euch die Jagd mit den vielen jungen Männern Spaß gemacht? Konntet Ihr schon jemanden für Euch ergattern?“
Ich hielt ihrem Blick stand. Sie wusste aus irgendeinem Grund, dass ich verbotener Weise auf der Jagd war. Zudem wusste sie genau, dass es der Prinz und andere adelige Männer waren und dass ich die einzige Frau war. Hatte man mir schon Spione auf den Hals gehetzt?
„Es hat mir wirklich Spaß gemacht, danke der Nachfrage. Das nächste Mal könnt Ihr zuschauen, wenn Ihnen so viel daran liegt“
Ich legte meinen Kopf schief und sah sie frech an.
„Wohl kaum“
Die Frau raffte empört ihre Röcke. Ich spürte, dass sie mich am liebsten geschlagen hätte, doch sie musste sich zusammenreißen.
„Praidana, Arove, wir gehen!“
Die beiden Zwillinge warfen ihrer Mutter einen flehenden Blick zu.
„Aber Mutter-“
„Keine Widerrede! Ich habe gesagt, wir gehen!“
Missmutig erhoben sich die beiden Mädchen und traten zu ihrer Mutter. Diese warf mir noch einen durchdringenden Blick zu und stampfte mit ihren Töchtern auf den Fersen davon. In mir stieg ein triumphierendes Lächeln auf.
Glenna hatte sich zu mir gewendet und sah mich interessiert an.
„Ganz schön mutig von dir, dich mit Lady Evenon anzulegen“
Ich erwiderte ihren Blick.
„Ach“, murmelte ich.
Ich habe mich schon mit ganz anderen Personen angelegt, dachte ich.
„Ich habe keine Angst vor ihr“
Unwillkürlich musste ich einen Blick auf das stumme Mädchen werfen. Sie beobachtete mich noch immer hemmungslos.
„Weißt du, die sind einfach nur neidisch“, meinte Glenna auf einmal.
Sie biss in einen Keks und legte ihn wieder vorsichtig auf ihren Teller. Ich lächelte leicht.
„Ich weiß, dasselbe hat dein Bruder auch gesagt“
Sie hielt in der Bewegung inne und weitete ihre Augen.
„Genau deswegen“
Ich sah sie fragend an.
„Wegen William. Weil du sein Interesse erregt hast“
„Er hat mir das Leben gerettet“, erklärte ich.
Aus lauter Aufregung vergaß ich mein regelmäßiges Atmen und holte kurz tief Luft.
„Gebbie! Alles in Ordnung?“
Ich erstarrte und versuchte hektisch, wieder Luft zu holen, aber ich bekam keine.
„Gebbie?!“
Glenna war aufgestanden. Ich versuchte zu ihr aufzusehen, aber ihre Gestalt verschwamm vor meinen Augen. Dann nahm eine Schwärze von meinen Augenwinkeln
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