Sevenheart-2
nutzen, weil du mich damit ohnehin nicht abschießen kannst, und zum anderen habe ich ein Messer einstecken, das ich dir trotzdem in die Brust rammen kann“
Er sah mich einen Moment lang sprachlos an.
„Hmm“, machte er tonlos.
Dann lachte er los und ich stimmte in sein Lachen ein.
„Das wäre dann wohl dumm gelaufen“, sagte er und gab mir mein Bogen zurück.
„Stimmt“
Cedric sah mich einen Moment noch lächelnd an. Kurze Zeit später hörten wir vertraute Stimmen und drehten uns um.
Ich sah Glenna, zusammen mit Moriath, auf uns zukommen. Torc hatte sich in den hinteren Teil des Schlossgartens zurückgezogen und wartete mit aufmerksamen Augen auf sie.
„Gebbie!“, rief Glenna.
„Cedric!“
Sie trafen zu uns.
„Ah, Glenna! Wir wollten gerade gehen. Gebbie hat eine Audienz bei dem König und William hat mich beauftragt, sie dorthin zu geleiten“, informierte sie Cedric.
Moriath musterte mich mit einem skeptischen Blick. Sie sah Glenna fragend an. Diese sprach ihre Gedanken aus:
„Du willst doch nicht etwa so zur Audienz kommen“
Ich sah selbst an mir herunter. Natürlich meinten sie meine Hose.
„Nun, ja...“, murmelte ich.
Moriath lachte auf. Dann warf sie einen Blick auf Cedric.
„Wir werden sie selbst zum König führen. Vorerst werden wir sie ankleiden müssen. Ihr könnt Eueren Tätigkeiten nachgehen, Lord Cedric“
Cedric sah zu Glenna, als suche er ihre Bestätigung. Glenna nickte.
„Wie Ihr wünscht, Prinzessin“
Er wandte sich zu mir.
„Schönen Tag noch, Mylady. Wir sehen uns“
Nach einer Verbeugung nahm er Pfeil und Bogen und verschwand mit einem offenen Lächeln.
Gleich danach ging ich mit Moriath, Glenna und Torc zu meinem Zimmer. Dort zogen sie mir ein Kleid an und steckten meine Haare hoch. Als sie nun endlich mit meinem Aussehen zufrieden waren, waren sie auch der Meinung, ich könnte so vor den König treten.
Glenna verabschiedete sich von mir und Moriath begleitete mich zum Königssaal.
Eine der Palastwachen kündigte mein Antreffen an.
Ich trat durch die geöffneten Saaltüren.
Am Ende des Saales saß der König auf seinem Thron. Es war der gleiche Saal, indem auch die letzte Feier stattgefunden hat. Die Feier, an der William mir seinen Heiratsantrag gemacht hatte und ich zu seiner Verlobten wurde.
Dieses Mal war er nur vollkommen leer.
König Richard nickte mir lächelnd zu, als ich vor ihn trat und mich verbeugte.
„Gabriella! Welch Ehre, Euch so zeitig hier anzutreffen“
Er winkte mich näher zu sich. Ich merkte, dass sein Blick auf meine Hand wanderte.
„Ihr wisst nicht, wie sehr ich mich freue, dass William Euch zu der Seinen nehmen wird“
Er sah mich liebevoll an, und gleichzeitig wusste ich, dass er es ernst meinte. Seine sonst so unerreichbaren Augen waren in dem Moment etwas lebhafter. Man konnte fast vermuten, wie sie ausgesehen haben, als er noch jung und glücklich war.
„Ihr werdet eine gute Königin sein. Euere Tante wäre stolz auf Euch“
Ich nickte ihm zu. Clodagh würden wahrscheinlich die Worte fehlen, wenn sie wüsste, in welcher Situation ich mich befand.
Der König fasste an den Arm des kleinen Thrones neben sich.
„Setzt Euch doch bitte, meine Liebe!“
Ich sah ihn stutzig an, setzte mich jedoch schließlich auf den Thron neben ihn. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit.
Ich war gezwungen, in den Saal zu blicken und stellte mir vor, wie es wäre, die Menschenmassen zu überblicken, die sich bei Festlichkeiten hier versammeln würden. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn William auf Richards Thron neben mir regierte. Wie es wäre, wenn ich tatsächlich Königin werden würde.
Das war absurd, fast sogar grotesk. Ich schüttelte den Gedanken so schnell wie möglich ab und versuchte ihn zu verdrängen.
König Richard sah zu mir.
„Mein Neffe liebt Euch wirklich über alles andere. Und mit Recht. Ihr seid eine wunderschöne, junge Dame. Er hat solches Glück, aus Liebe zu wählen“
Ich lächelte leicht. Nach einem weiteren Moment seufzte der König.
„Wisst Ihr, Gabriella, ich wünschte-“
Er brach ab. Ich sah betroffen zu ihm und bemerkte, dass seine Augen sich für einen winzigen Augenblick mit Tränen gefüllt hatten.
„Ich wünschte, mein Sohn wäre an seiner Stelle“
Ich stockte.
Die Offenheit des Königs verblüffte mich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er über seinen Sohn redete, schon gar nicht, dass er mich an seiner Seite hätte sehen wollen.
„Manchmal denke ich, er
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