Sevenheart-2
verwirrender.
„Der Königssohn ist nicht tot? Und nicht verschollen!?“, schrie ich fast.
Ich konnte nicht glauben, dass es die Hoffung Tanderas wirklich gab, dass er sogar hierher kam und dass William sogar darüber wusste, und niemand etwas dagegen unternahm.
Keiner stellte sich dem Kampf gegen Skar. Sie ließen die Leute im Glauben, alles wäre verloren und er lebte wirklich!?
„Nein“, antwortete er.
Er nahm mich sanft bei der Hand und wollte mich hinausführen, aber ich weigerte mich.
„Du weißt, wo er ist!?“
Will sah mich unschlüssig an. Er ging auf mich zu.
„Ich will dich nicht anlügen, Gebbie“
Ich lachte auf.
„Dann lüg mich nicht an!“
Er lachte auch. Ich stemmte die Hände an die Hüfte.
„Also, wo ist er? Was ist mit ihm?“
Er lächelte wieder.
„Ich kann dir das nicht sagen“
Ich schüttelte den Kopf.
„Warum nicht?“
„Ich kann es nicht!“
Ich sah ihn an.
„Weiß der König davon?“
„Nein“
Mir fehlten langsam die Worte.
„Wer weiß noch davon?“
„Wovon?“
„Ja, dass er noch lebt!“
„Gebbie-“, begann er, als er meine nicht begeisterte Reaktion sah.
Er seufzte.
„Ich hätte es dir nicht zeigen sollen“
Ich schüttelte den Kopf. Dann ging ich auf ihn zu und berührte ihn am Arm.
„Mach dir keine Vorwürfe, Will“
Ich seufzte ebenfalls.
„Ich kann nur nicht begreifen, dass der Königssohn lebt und dass er tatenlos zusieht, wie sein Königreich stirbt“
Will hatte sich abgewandt.
„Er kämpft dagegen an und tut alles in seiner Macht stehende, Skar aufzuhalten“
Ich stockte.
„Er sieht nicht tatenlos zu?“
Er schüttelte den Kopf.
„Du kennst ihn nicht, also urteile nicht so früh über ihn. Dieser Mann ist wirklich ein Wunder. Seine Kräfte sind unfassbar. Ich bewundere ihn für das, was er in seinem jungen Leben schon alles alleine bewirkt hat. Und ich weiß, dass er es schaffen wird. Er bekommt alles , was er will“
Ich wurde immer neugieriger.
Wer war dieser Königssohn und welche Rolle spielte er wirklich in unserem Leben? Würde er sich gegen Skar stellen?
Will versuchte wieder, mich an der Hand zu nehmen.
„Komm!“
Ich zögerte.
„Du hast gesagt, dass ich seine Erinnerungen hier sehen kannst, stimmt’s?“
Er nickte leicht. Ich lächelte und drehte mich um.
„Nein, Gebbie!“
„Fass nichts an!“
Doch es war schon zu spät. Ich hatte ein Buch herausgeholt und es geöffnet.
Unmittelbar danach war ich darin verschwunden.
„Du solltest dich nicht selbst leugnen“
Ich befinde mich in einem dunklen Saal.
An der Decke schweben viele brennende Kerzen, in der Mitte des Saals steht sein riesiger Tisch mit rabenschwarzen Stühlen.
Vor mir entdecke ich einen Mann, der mir beim ersten Blick die Sprache verschlägt.
Er ist von beträchtlicher Größe, doch seine Statur ist nicht sonderlich breit oder muskulös. Seine Haare sind weiß. Schneeweiß. Genauso wie seine Augenbrauen und Wimpern und seine Haut. Seine Augen sind grün. Smaragdgrün, und gefährlich.
Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Nacken und lässt mich erschaudern. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie einen so angsteinflößenden, und doch auch faszinierenden Menschen gesehen.
Der Mann schreitet auf mich zu. Ich weiche ihm aus und drehe mich um. Was ich jedoch dann sehe, verschlägt mir noch mehr die Sprache.
Wenige Meter neben mir steht ein weiterer Mann, der nicht minder bewundernswert und angsteinflößend aussieht.
Seine Haare sind rabenschwarz, seine Haut ist milchweiß. Er trägt einen bodenlangen, schwarzen Umhang und einen schwarzen Fingerhandschuh. Seine gefährlichen, eisgrauen Augen ruhen gelassen auf seinem Gegenüber.
„Du bist groß geworden, Ciaran“
Skar ist so weitvorgegangen, dass er nur wenige Zentimeter von Ciaran entfernt steht. Beide Männer sind fast gleichgroß, doch bei genauerem Hinsehen ist der Schwarzhaarige minimal größer. Beide Männer besitzen eine solch starke Aura, dass mir fast schwindelig wird. Beide sehen faszinierend und mächtig aus. Und beide sind tödlich.
„Du hast mich nur lange nicht gesehen, Skar“
Ich schüttele mehrmals hintereinander unglaubwürdig den Kopf. Es ist einfach unmöglich. Ich weiß nicht, welche der tausend Gefühle und Gedanken in meinem Kopf ich berücksichtigen soll.
Ciaran ist der Prinz. Er ist Jades Sohn.
„Wohl war, wohl war. Und doch ist es beinahe so, als ob ich dich erst gestern gesehen habe. Du bist so, wie es dir dein Schicksal
Weitere Kostenlose Bücher