Sevenheart-3
Träne über die Wange. Und dann noch eine. Nekira konnte nicht mehr aufstehen.
„Flieh, Gebbie. Ich werde dir keine Last mehr sein“
Ich schüttelte den Kopf, griff unter meine Freundin und wollte sie hochheben, doch sie bewegte sich nur wenig.
„Was redest du da?“
Ich war am Rande des Wahnsinns.
Sie ergriff plötzlich meine Hand und fing noch mehr an zu weinen.
„Es tut mir so leid... so unendlich leid. Ich konnte nicht mehr schweigen, ich habe nicht mehr ausgehalten“
Sie wandte ihren Blick aus Scham von mir ab. Mein Herz wurde fast in zwei Hälften gerissen. Sie hatten Nekira gefoltert und über mich ausgefragt.
„Das ist mir egal, ich verzeihe dir, Nekira. Aber komm nun, wir haben keine Zeit-“
Sie schüttelte kläglich ihren Kopf.
„Sie wissen von der Kette. Sie wissen, dass du sie trägst!“
Es zog sich noch einen Stich durchs Herz. Doch Nekira tat mir so leid, dass es mir egal war. Ich musste sie da heraus retten. Sie musste mitkommen. Dafür war sie viel zu sehr in meinem Herzen.
„Sunny, verdammt noch mal, hilf mir doch!“, brüllte ich.
„Du kannst nicht mit uns allen fliehen, Gebbie! Ihr werdet nicht wegen mir hier in Skars Gefängnis verrotten! Du hättest schon längst fliehen können, wenn ich nicht gewesen wäre. Und... und ich habe dich verraten“, murmelte sie kraftlos.
Ich sah sie verständnislos an.
„Nekira, nein!“
Als hätte sie meine Gebete tatsächlich erhört, kam Sunny zu mir und sah mich durchdringend an.
„Wir müssen! Jetzt! Sofort!“
Narigs Stimme erreichte mich wie Messerstiche.
„Da sind sie! Holt die Verräter! Holt euch die Kette!“
Ich ergriff Nekiras Hand und wollte sie wieder hochziehen, doch ich schaffte es nicht. Sie griff mit einer angeschwollenen Hand an meine Brust. Dort, wo der Anhänger einmal war.
„Rette Tandera. Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Du bist ein wundervoller Mensch, Gebbie “
Meine Tränen hörten nicht mehr auf zu kullern. Und dann sah Nekira ihren Bruder.
„Niniel!“
Er kam sofort zu ihr und fasst sie an der Wange.
„Nekira-“
Seine Stimme versagte.
„Pass auf sie auf, hörst du“
Er nickte kurz. Und er schaffte es sogar, sie aufzurichten.
„Nekira, verstehst du nicht, wir müssen gehen!“
Sunny wehrte die nächsten Wachen mit einem Zauber ab, dann stellte sie sich zum Ende der Kerkerwand.
„ DIRUPTUS !“, schrie sie aus vollem Leibe.
Die Wand vor ihr zerbröselte in lauter einzelne Steine, sodass wir vor der einsamen Eiswüste standen. Direkt vor unserer Freiheit.
Nekira klammerte sich an ihren Bruder.
„Schnell, gib mir dein Schwert“, murmelte sie.
Und dann sah ich zu, wie dieser Idiot ihr wirklich das Schwert gab. Sie nahm es mit ihren geschickten Kriegerfingern an, umklammerte es fest und rammte es in ihre Brust.
Ich sackte gleichzeitig mit ihr auf den Boden. Sie sah mich an, während der Tod sie schon mit seinen unberechenbaren Armen umklammerte.
„NEKIRA, NEIN!“
Niniels Schwert ragte hinten wieder aus dem Körper von Nekira raus. Ihre Hand schellte vor, sie hob sie kurz, als wolle sie uns zum Abschied winken und dann fiel sie gänzlich in sich zusammen. Ihre orangenen Augen blickten friedlich drein, als sie auf den Kerkerboden plumpste und nie wieder aufwachte.
Mein Herz setzte aus, meine Knie wurden weich und an meinen Fingerspitzen hatte sich ein Schweißfilm gebildet.
Ich gab einen jämmerlichen Laut von mir.
In letzter Sekunde packte mich Nekiras Bruder, zog mich hoch und stürmte mit mir im Schlepptau Sunny nach.
Hinter uns spürte ich, wie sie uns mit Flüchen töten wollten. Doch das war mir egal. Ich wollte nicht weg. Ich wollte zu Nekira. Ich wollte sie hier nicht alleine lassen, bei den widerlichen Ungeheuern.
„Verwandle dich, Gebbie! Oder wir werden alle so enden!“
Sunny gab mir eine Ohrfeige, um mich wieder zu Besinnung zu bringen.
„Du wirst gleich noch zwei weitere Freunde verlieren, wenn du dich nicht zusammenreißt!“, brüllte sie.
Ihre Worte bewirkten Wunder. Ich riss mich tatsächlich zusammen, verwandelte mich in den Adler und ließ Niniel und Sunny aufsteigen. Ein letzter Fluch tötete mich beinahe, aber ich hatte mich schon in die Lüfte der Eiswüste erhoben.
Wir flogen wahrhaftig in unsere Freiheit. Wie Vogelfreie.
Niniel und Sunny waren zwar ungeheuerlich schwer zusammen, doch meine Trauer und Wut verscheuchten die Gedanken an die Last.
Ich flog als Adler und folgte blind meiner Orientierung, während sich Niniel
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