Sevenheart-3
und Sunny aneinander kuschelten und die Wärme meiner Federn ausnutzen. Denn wenn sie das nicht gemacht hätten, wären sie zweifellos erfroren.
Der Flug tat mir unglaublich gut. Er verscheuchte alle Gedanken und ich konnte unbeschwert fliegen wie ich nach meiner Flucht vom Schloss geflogen bin. Wieder wusste ich nicht, wie lange und wohin ich flog, doch ich hörte ein Gespräch mit Niniel und Sunny, wie sie darüber redeten, dass wir schon einen Tag und eine Nacht ohne Essen und Trinken auskamen. Sie beschwerten sich aber nicht, und so sah ich mich dazu verpflichtet, zu landen und mich zurückzuverwandeln.
Normalerweise wäre ich schon längst erschöpft von der hohen Last und dem tagelangen Fliegen ohne essen und trinken, doch die Wut und Trauer über Nekiras Tod verschafften mir unglaubliche Kraft. Abgesehen davon war da, Gott sei Dank, immer noch die Kette, die mir Kraft verlieh.
Als ich ein wenig tiefer flog und mir einen Weg durch die hohen Eisberge suchte, bemerkte ich erstaunt, dass die Berge immer weniger und kleiner wurden, bis ich den Anfang eines kleinen, grünen Waldes erkennen konnte. Erfreut darüber verstärkte ich mein Tempo und suchte mir einen geeigneten Platz zum Landen.
Niniel und Sunny stiegen von mir ab und ich versuchte, mich zurückzuverwandeln. Es ging aber nicht. Ich steckte im Körper eines Adlers fest.
Ich merkte, dass Sunny zu mir sah.
„Gebbie?“
Ich musste mich daran erinnern, dass sie meinen Namen rief. Gebbie. So hieß ich. Das war mein Name.
Niniel machte sich auf in den Wald, um Brennholz und Essen zu suchen. Sunny trat zu mir, als sie mein Problem erkannte. Sie berührte mich mit ihren heilenden Händen. Ich wollte sie umarmen, ich wollte mich bei ihr ausweinen, doch in der Adlergestalt besaß ich nur geringe Gefühle.
„Du hast mir gefehlt, Zukunftsmädchen. Ohne dich war die Festung langweilig. Weißt du, es hatte sich alles verändert, seitdem du geflohen bist. Reece hatte niemanden mehr, mit dem er trainieren konnte, Niall war sichtlich enttäuscht, als er merkte, dass keiner auf seine Witze so lachten konnte wie du, Shaimen und Cormarck konnten niemanden mehr mit ihrem umfangreichen Unterricht langweilen und ich hatte nicht nur meine beste Freundin verloren, sondern auch jemanden, der zu der Schwester geworden war, die ich nie gehabt hatte“
Ich erinnerte mich mit einem Lächeln an die schönen Momente in der Festung, wie Sunny und ich vor unseren Wachen geflohen sind, an die erste Übungsstunde mit Reece, an die Witze von Niall. Aber vor allem erinnerte ich mich wieder an einen Zauberer. Ciaran, hieß er, der mir mein Herz gestohlen hatte.
Ich sammelte alle meine Gedanken zusammen und konzentrierte mich, so wie es mir meine Lehrer beigebracht hatten. Dann sah ich alle meine Liebsten vor mir, und es war nicht nur meine Familie Zuhause, sondern auch die Menschen, die hier zu meiner Familie geworden sind.
Innerhalb wenigen Sekunden konnte ich meine Arme und Beine wieder spüren, meine Finger, meine Tasche und die smaragdgrüne Kette, die nun in voller Größer an meiner Brust hing.
Ich sah in Sunnys blaubeerfarbene Augen. Wir fielen uns in die Arme und weinten. Ich wusste nicht, ob es Freudetränen waren oder nicht. Vermutlich beides.
„Danke“
Nachdem wir uns wieder voneinander lösen konnten, sahen wir Niniel vor uns, der sich lautstark räusperte.
Sunny und ich sahen uns an, lächelten und wischten und die letzten Tränen ab. Niniel hatte meinen Wasserbehälter mit reinem Quellwasser gefüllt und reichte ihn uns. Wir tranken ein paar Schlücke und ließen ihm den Rest. Dann machte er sich ans Feuer.
Wir wussten, dass es gefährlich war und dass man die Flammen einige hundert Meter weit sah, doch das war uns egal. Wir mussten unsere erfrorenen Glieder wärmen.
Sunny, Niniel und ich saßen wenig später um das Feuer herum und aßen eine Ente, die Niniel in der Nähe eines Sees erlegt hatte.
Traurig musste ich feststellen, dass mir meine beiden Begleiter, John und Nekira, sehr fehlten.
Nach dem Essen nahm ich Sunny bei der Hand und begann, große Steine zu suchen.
„Wir sollten wenigstens ein Andenken an sie errichten“, sagte ich zu ihr, während ich die schweren Brocken auf einen Haufen schichtete.
Niniel kam mir zu Hilfe und sammelte ein paar Tannenzapfen, die er unter der Schneedecke hervorkramte. Zusammen gestalteten wir ihren Gedenkstein.
Es war ein kleiner Kreis aus Steinen, in welchem vier Tannenzapfen lagen, die ordentlich
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