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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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leer sei. Großzügig verteilt er nur Ratschläge. Er empfiehlt dem Ehepaar von Oranien, sich beim reichen Kurfürsten nach Kräften einzuschmeicheln. Zitat: »Denn es tut den großen Herren wohl, dass man ihnen zu Zeiten gute Worte gibt, so erforderts auch (euer) beider … Notdurft.«
    Ach nee? Dürfte Wilhelm sich gedacht haben. Diesmal wird Anna aktiv und schildert ihrem Onkel in Dresden die Not des Prinzen. Sie verteidigt ihren Mann wie eine Löwin, während sich die Probleme des Prinzen fast mit jedem Tag mehren.
    Am 14. Februar 1568 wird sein Sohn Philipp Wilhelm junior, den er an der Universität zu Löwen zurückgelassen hat, von Herzog Alba gekidnappt und nach Madrid verbracht. Sohn und Vater werden sich ihr Leben lang nicht wiedersehen. Die Entführung ist ein brutaler Akt der Entrechtung und Enteignung Wilhelms. Sein Landes- und Lehnsherr König Philipp will unmissverständlich klarmachen, dass in letzter Instanz er entscheidet, wem was gehört.
    Fernziel der Geiselnahme: Das dreizehnjährige Entführungsopfer soll zum Gegner und Konkurrenten des eigenen Vaters herangezogen werden. Wie dereinst der junge Wilhelm wird auch Philipp von Oranien einer Umerziehung zum Spanienvasallen und Katholiken unterworfen. Nur weit rigider. Sollte die Umschulungsmaßnahme erfolgreich verlaufen und Oranien junior brav sein, darf er später die Güter seines Papas übernehmen. Wenn nicht, Pech gehabt. Es gibt auch andere Vasallen. Wilhelms eigene Ansprüche auf das niederländische Erbe sind in jedem Fall perdu.
    Für die Nassauer geht es ums Ganze. Wilhelm muss und soll der Goldprinz der Sippe bleiben. Die Familie sammelt eifrig wie nie Geld für einen Feldzug. Wilhelms letzte Kostbarkeiten werden versetzt, sein Bruder Johann verpfändet Dillenburger Ländereien zum Kanonenkauf, man verschuldet sich bis an die Grenze des Ruins. Nach Annas Aussteuergut fließen nun auch die Reste ihrer Mitgift in die Finanzierung des Heeres ein. Sie scheint wieder nichts dagegen zu haben.
    Zwar gibt es gelegentliche Reibereien im Damentrakt des Schlosses, aber die kann Anna ertragen, solange Wilhelm bereit zum Austausch ehelicher Zärtlichkeiten und stets an ihrer Seite ist. Und das bleibt er, während seine Brüder Ludwig, Adolf und Heinrich im April 1568 zu einem Sühnefeldzug gegen Alba aufbrechen.
    Mit insgesamt 20.000 Söldnern marschiert das militärische Familienunternehmen Nassau aus mehreren Himmelsrichtungen in die Niederlande ein. Wilhelm hat die Operation geplant und erledigt nun daheim in Dillenburg Propagandaaufgaben. Er verfasst eine Rechtfertigungsschrift für den Angriff, damit der nicht wie die simple Privatfehde eines enteigneten Vasallen aussieht, sondern nach einer politischen Großtat, der sich andere Adlige, Deutschlands protestantische Reichsfürsten und die Niederländer zwingend anschließen müssen.
    Der erste Feldzug beginnt hoffnungsvoll, um dann umso gründlicher zu scheitern. Der Mittdreißiger Wilhelm ist dem alten Haudegen Alba als Stratege weit unterlegen. Sein kleiner Bruder Ludwig heimst anfangs ein paar beachtliche Siege ein, kann aber keine Entscheidungsschlacht herbeiführen. Der Angriff aus mehreren Himmelsrichtungen zerfasert in unkoordinierte Einzelaktionen.
    Eine hugenottische Hilfstruppe, die von Süden her in die Niederlande eindringt, wird aufgerieben. Waldgeusen, die aus dem Wald und aus dem Hinterhalt gegen Alba vorgehen, werden gestellt und hingerichtet. Die Truppen des eben noch erfolgreichen Ludwig von Nassau werden im Juli in einem ostfriesischen Dorf gestellt und von Albas Männern nahezu restlos niedergemacht. Nur eine Handvoll nassauischer Kämpfer kann sich durch einen Sprung in die Ems retten und entkommt. Ludwig ist unter ihnen. Sein Bruder Adolf ist in einer vorangegangenen Schlacht gefallen.
    Wilhelm von Oranien hat vor allem die Solidarität der Niederländer mit seiner Sache deutlich überschätzt. Weder der niedere Adel noch die Städte oder das Landvolk sind ihm in Scharen zugelaufen – da muss er propagandistisch noch nachlegen. Einstweilen sehen viele Niederländer in dem gebürtigen Deutschen nur einen unberechenbaren Gesellen mit unklaren konfessionellen und politischen Präferenzen, der in eigener Sache kämpft und kämpfen lässt.
    Geschlagen geben sich die Nassauer dennoch nicht. Prinz Wilhelm gehört zu der Sorte Politiker, die viermal hinfallen und fünfmal wieder aufstehen.
    Während Bruder Ludwig im Sommer 1568 Anschluss an die Partisanengruppen der Wassergeusen,

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