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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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durch irgendeine Hintertür sein Bourbonen-Geschlecht auf den Thron bringt? Die Monarchiegeschichte und nicht nur Ludwig kennen dafür schließlich längst genug Beispiele.
    Und weil das in königlichen Augen und im dynastischen Denken alles so wichtig ist, können wir heute ahnen, wie das Intimleben zwischen dem gebrechlichen Karl und der sehr hübschen Maria Louisa aussah. Nämlich alles andere als intim und bürgerlich.
    Ein französischer Botschafter/Agent Frankreichs vermeldet nach Versailles, die Entjungferung Maria Louisas habe stattgefunden. Womit die Ehe gültig ist. Der wachsame Politspion hat gegen eine kleine Bestechung dem König Karl ein Paar Unterhosen aus der schmutzigen Wäsche klauen und von einem Arzt seines Vertrauens untersuchen lassen. Die Diagnose: Die royale Leibwäsche weist Spermaspuren auf. Leider kann der Palastspion über ein Ausbleiben von Maria Louisas Menses keine positiven Nachrichten übermitteln. Die Blutspuren kontrolliert der Diplomat nämlich ganz regelmäßig ebenfalls mit Agentenmethoden und Befragungen von Kammerfrauen. Am Ende wird auf höchster Politebene gemutmaßt, die Spermaspuren von Karl II. könnten auch aus Hühnereiweiß gemixt sein, oder der zerbrechliche, kleinwüchsige König ejakuliere frühzeitig.
    Doch egal, ob gefälscht oder echt oder am Ziel vorbei: Befruchtend wirken die schriftlich fixierten königlichen Ejakulate nicht. Zu den zahllosen Leiden des spanischen Karl zählt Zeugungsunfähigkeit. Ein dynastisches Drama, wie wir aus dem Kapitel über Heinrich VIII. inzwischen wissen.
    In Sachen Benimm funktionieren die ehelichen Nächte zwischen Karl und Maria Louisa dafür angeblich tadellos. Wie im Hofprotokoll niedergelegt, begibt sich Monarch Karl zwecks Kindszeugung in folgendem vorschriftsmäßigen Aufzug zu seiner Gemahlin: Die Schuhe müssen eingetreten sein und somit leise Sohlen haben. Der Halbmantel soll über der Schulter, eine Art von Schild an einem Arm, am anderen Arm ein silbernes Nachtgeschirr an einer Schnur hängen. In der einen Hand hat der König zudem einen großen spanischen Degen bei sich zu führen, in der anderen Hand eine Blendlaterne.
    Lässig geht zweifelsohne anders.
    Doch laut Protokoll gilt es, sich unheimlich heimlich zur Königin zu schleichen, um das zu diesen Zeiten am Hof zu Madrid Unaussprechliche zu tun.
    Solche Schilderungen werden reichlich ausgeschmückt und zur allgemeinen Erheiterung in bürgerlichen »Blättern für die deutsche Intelligenz« kurz nach dem Ableben des Monarchen europaweit verbreitet. Motto: Auf höchster Ebene sind nur Verklemmte, Bekloppte und halb Impotente unterwegs. Zumindest auf spanischen Palastfluren.
    Heraus kommt bei Karls nächtlichen Spaziergängen in jedem Fall nichts. Auch eine zweite Gemahlin bleibt mehr oder minder unberührt und die Ehe fruchtlos. Gattin Nummer eins, die nach neunjähriger Ehe mit 27 Jahren vermutlich an einer Austernvergiftung und vielleicht an einer bulimischen Essstörung gestorben ist, soll den bitter einsamen König dennoch bezaubert haben.
    Oder gar verzaubert? Das ist die Frage, die man sich bei Hof und im spanischen Volk stellt. Anlass zu dieser Vermutung ist ein Besuch Karls in der königlichen Gruft und eine Sargöffnung.
    Der »Verhexte« will seine geliebte, stark verweste Maria Louisa in späteren Jahren noch einmal in Augenschein nehmen. Ist das die irre Idee eines einsamen Herzens und eines lebenslang Isolierten? Oder ist es die isolierte Idee eines gemütskranken Irren? Das kann und wird nie jemand wissen. Man kann den Monarchen ins Bett schauen, aber nicht in den Kopf, wo eben auch Gedankenfreiheit herrscht. Und die ist komplizierter als das reine Licht der Vernunft, das die bürgerlichen Aufklärer in die Welt tragen und auf das wir uns heute oft zu gutgläubig verlassen.
    Ein bedauernswertes Geschöpf wie den letzten spanischen Habsburger in historischen Betrachtungen schnell zu übergehen oder in »witzigen« Anekdotensammlungen als komplett durchgeknallten Hallodri auszuschlachten ist nicht vernünftig, sondern unangemessen bis gemein.
    Zurück zum König in der Gruft.
    Nach kurzer Betrachtung seiner verwesenden Exgemahlin soll Karl unter Schreien des Entsetzens davongerannt sein, um fürderhin dauerhaft zu halluzinieren. So die gängige Fama. Verbürgt ist, dass man Karl – nach Art seines Jahrhunderts – wegen Wahnvorstellungen von mehreren Exorzisten und Teufelsaustreibern behandeln lässt. Übrigens auf Wunsch des zutiefst verstörten und

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