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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Nummer fünfzehn, der Nachfolger des Sonnenkönigs, gilt damals wie heute als einer der ausschweifendsten Erotomanen auf Frankreichs Lilienthron. Und zum Märchen ius primae noctis hat er entscheidend beigetragen.

Ein royaler Hirschpark voller Huren
    Keine Legende ist, dass der Bourbonen-König Ludwig XV. im Jahr 1755 in »Parc-aux-Cerfs«, einem Viertel des palastnahen Städtchens Versailles, zwei Häuser für minderjährige Privathuren anmieten lässt. Die teils erst vierzehnjährigen Mädchen stehen nur dem Monarchen zu Diensten und werden bei Bedarf in den Palast geschmuggelt. Bis zu drei Mädchen gleichzeitig leben im Königsbordell.
    Ausgesucht und handverlesen werden die königlichen Callgirls von Ludwigs erstem Kammerdiener. Wichtigstes Auswahlkriterium ist die Jungfräulichkeit der Beischläferinnen, daher auch ihr extrem jugendliches Alter. Der Bourbone ist jedoch kein notorischer Päderast, noch will er das ius primae noctis ausüben, er möchte sich lediglich vor Geschlechtskrankheiten schützen. Überhaupt legt er Wert auf die Sauberkeit seiner Beischläferinnen. Im Wohnheim an der Straße des heiligen Medericus gibt es ein luxuriöses Badezimmer.
    Womit nur ganz kurz der populäre Irrtum widerlegt sein soll, dass Versailles ein Hof voller Schmutzfinken war. Es gab dort sowohl Toiletten, bewegliche Kommoden mit Nachttöpfen als auch eine Kultur der toilette au sec . Man wusch (!) sich mit Parfüm und Tüchern und überdeckte nicht einfach den Körpergeruch. Abgestandenes Wasser war eindeutig die schlechtere Alternative.
    Wo es möglich war, liebte man in königlichen Kreisen das Schwimmen in fließenden Gewässern und genussvolle Bäder in frischem, parfümiertem Nass. Das Thema royale Schmutzfinken geistert noch heute durch »aufgeklärte« Hirne. Genau wie die Vorstellung, dass im Spiegelsaal zu Versailles der verlotterte Adel regelmäßig in die Ecken pinkelte. Er tat es nicht. Versailles war kein öffentliches Parkhaus der Neuzeit.
    Zurück zum sauberen Sex von Ludwig XV. Damit sich der geschlechtliche Vollzug für den König auch religiös nicht schmutzig anfühlt, lautet das oberste Gebot des Monarchen: Erst ein Gebet, und dann ins Bett. Auf Knien neben seinem Lotterbett wird vor dem Sex gemeinsam das »Vaterunser« aufgesagt.
    Schutzherrin und Förderin des Etablissements ist übrigens die Marquise de Pompadour. Aus ganz vernünftigen Überlegungen. Die erotische Beziehung zwischen ihr und Ludwig ist längst eingeschlafen und soll überhaupt nie das aufregendste Element ihrer zwanzigjährigen Verbindung gewesen sein.
    Die Pompadour, die in einigen Briefen über die eigene Unlust an der Lust Ludwigs klagt, möchte jedoch ihre Position als offizielle Mätresse bewahren und den König von ihrer Konkurrenz bei Hof ablenken. Den »gegenseitigen Gebrauch der Geschlechtswerkszeuge« (so eine nüchterne Umschreibung des bürgerlichen Aufklärers Immanuel Kant für die eheliche Sexualität) delegiert die Favoritin des Königs lieber an unbedeutende Juniorkräfte. Madame de Pompadour ist nicht umsonst eine große Freundin des aufgeklärten Verstandes und will Hirn und Leib lieber für sinnvollere Dinge einsetzen. Etwa in den Ressorts Kultur, Bildung und Außenpolitik.
    Nachwuchsprobleme gibt es im royalen Hurenhaus anscheinend nicht. Ludwigs erster Kammerdiener – so heißt es in Briefen von Madame Pompadours Zofe – kann sich vor Aufnahmeanträgen kaum retten. Häufig würden die gar von Müttern gestellt. Wenn das stimmt, dann wohl, weil viele für sich und ihre Töchter nur das Beste wollen: eine Karriere bei Hof. Madame Pompadour, in Sachen Lebensstil ein Idol ihrer Zeit, spielt in gewissem Sinn die Moderatorin einer Supermodelshow à la Versailles.
    Der Aufstieg vom reinen Bettschatz zur Favoritin ist jedoch Illusion und so selten wie heute eine Weltkarriere dank eines Auftritts in einer Talentshow.
    Ludwig, der später auf die gefälschte Gräfin du Barry reinfällt, rückt für kleinbürgerliche Bordellmädchen keine Schlösser heraus, egal wie putzig er sie findet. Er gibt sich vor den Mädchen gar als polnischer Edelmann mittleren Alters aus, der gegen Unterkunft, hübsche Kleidung, Essen und eine Aufwandsentschädigung ein wenig Entspannung von seinem Leben bei Hof erwartet. Das ist seine Version bürgerlicher Privatsphäre.
    Ob alle Mädchen dem König die Nummer mit dem polnischen Edelmann abgenommen haben, darf bezweifelt werden. Wie freiwillig sie sich hingegeben haben ebenfalls. Besser als

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