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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Thronfolgerzeugung gern bis zum sechzehnten Lebensjahr gewartet. Man will die wertvollen Brut- und Zeugungsmaschinen nicht beim ersten Versuch überlasten.
    Das ungleiche Ehepaar Beaufort-Tudor wird in einer zugigen Waliser Burg untergebracht. Die neuen Lancaster-Verwandten und ihr zukünftiger Nachwuchs sollen vor dem Zugriff der Yorks geschützt werden. Inzwischen sind nämlich die Rosenkriege York gegen Lancaster ausgebrochen. Die Flucht in die Burg nutzt leider nicht viel.
    Bevor Margaret Mutter wird, wird sie erst einmal Witwe. Ihr Gatte Edmund stirbt im November 1456. Offiziell fällt der werdende Vater und Großvater von Heinrich VIII. der Pest zum Opfer. Inoffiziell flüstert man von Gift aus der Hausapotheke der Yorks. Ein eingeschmuggelter Koch oder ein Page soll, laut zeitgenössischen Gerüchten, dem Tudor ein Pulver ins Ale gestreut haben.
    Zwei Monate nach seinem Tod gebiert die dreizehnjährige, verwitwete Margaret am 28. Januar 1457 ihr Kind. Es ist eine dramatische Niederkunft. Mitten im Winter herrschen eisige Temperaturen in den Gemäuern, die Schwangere fiebert, ihr schmächtiger Körper ist den Wehen und den Anstrengungen der Geburt kaum gewachsen. Man zerrt ihr das Baby ohne Rücksicht auf Verluste aus dem kindlichen Leib.
    Es ist ein Wunder, dass Margaret überlebt und einem gesunden Sohn das Leben schenkt. Die viel zu frühe Schwangerschaft und die harte Geburt haben ihren Preis. Margarets Körper stellt das Wachstum ein, und obwohl sie im Laufe ihres 66 Jahre währenden Lebens noch dreimal heiraten wird – sie ist als reiche Erbin begehrt –, kann sie nie mehr Kinder bekommen.
    Ihr erstes und einziges Kind tauft sie auf den Namen Heinrich, und das ist keinesfalls fantasielos, es ist eine Absichtserklärung. Heinrich ist der typische Königsname im Hause Lancaster, die Yorks ziehen hingegen Richard vor.
    Freilich kann zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, dass die Zwölfjährige soeben mit dem künftigen König Heinrich VII. niedergekommen ist, aber die Teenager-Mama schwört sich: Dieses Kind soll es einmal besser haben als ich. Sehr viel besser.
    Es gehört nicht viel Fantasie dazu, um sich zu erklären, weshalb die minderjährige Lady Beaufort, verwitwete Tudor, nach einer so freudlosen Jugend eine maßlose Macht- und Geltungssucht entwickelt, die später allen Tudors eigen ist. Ihr Baby soll auf den Thron und sie für alles entschädigen, was sie durchgemacht hat und noch durchmachen wird.
    Es heißt, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht. Im Falle Heinrichs VII. ist es die Mutter. Der Sohn wird sie mehr als reich belohnen und sie verehren und, wie wir noch sehen werden, seiner späteren Ehefrau eine Schwiegermutter aus der Hölle bescheren. Margaret Beaufort versteht sich bis ans Ende ihrer Tage als die eigentliche, erste Königin der Tudors und erzieht auch alle ihre Enkel, darunter Heinrich Nummer acht, zu gnadenlosen Aufsteigern.
    Dieses Happy End liegt für sie und ihr Baby allerdings noch fern, denn inzwischen sind – wie erwähnt – die Rosenkriege ausgebrochen, und alle machen mit.
    Die Lancasters, die Yorks und die Tudors werden eine autobahnbreite Blutspur und noch mehr Stoff für Shakespeare-Königsdramen hinterlassen. Darunter den für das berühmteste Schauspiel über königlichen Machtmissbrauch, Ehrgeiz bis zum Exzess und Einsamkeit an der Spitze des Reiches. Titel: Richard III.

Es bleibt in der Verwandtschaft: Königs- und Kindsmorde in Kathedralen und im Tower
    Wir erinnern uns kurz: Um 1450 gilt der Lancaster-König Heinrich VI. bereits als kaum noch zurechnungsfähig. 1452 heckt er die Verlobung der Tudors aus. Danach erleidet er im Jahr 1453 tatsächlich einen nervlichen Totalzusammenbruch. Der Monarch erstarrt oft tagelang und ist völlig bewegungsunfähig, muss gefüttert, gewaschen und getragen werden, brabbelt unverständliches Zeug. Heute nimmt man an, dass er an einer katatonischen Schizophrenie und an massiven Depressionen litt, weshalb er mental und psychisch in den Zustand eines Fünfjährigen zurückfiel. Der König soll gar am Daumen gelutscht haben.
    Und just in diesem Zustand und noch im selben Jahr präsentiert seine ungeliebte Königin Margarete von Anjou ihm sehr, sehr überraschend ein eigenes Baby, einen Sohn.
    Es ist zum Verrücktwerden – und genau das tut Heinrich VI. jetzt endgültig. Er erkennt den Sohnemann, als er ihn zum ersten Mal sieht, nicht einmal, sondern entwickelt voll ausgeprägte Wahnschübe.
    Nicht nur Richard von

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