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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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als Regenten wieder ab. Es folgen neue Kämpfe. Zum Leidwesen Heinrichs VI., der Krieg nun mal nicht mag. Darum übernimmt in vielen Fällen seine Frau das Kommando. Von wegen nur eine Frau, pah!
    (Klammer auf. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass Margarete und einige andere Frauen im Mittelalter – und in der Renaissance – den Männern in Sachen Machthunger, Grausamkeit und Kriegsgeschäft in nichts nachstanden, sofern sie Königinnen oder anderweitig mächtig waren. Feministinnen dürften sich schwertun, diese Kriegsgöttinnen als Vertreterinnen des friedlichen, besseren Geschlechts zu verherrlichen. Nur in rühmlichen Ausnahmefällen waren aufmüpfige King Mums , Königsgattinnen und Schwiegermütter friedfertig, einfühlsam, überragend intelligent oder sonst wie vorbildlich.
    Zu Recht weist die feministische Geschichtsforschung allerdings darauf hin, dass erfolgreichen Königinnen von den fast ausnahmslos männlichen Geschichtsschreibern gern besondere Perversionen angedichtet wurden. Also seien Sie bitte skeptisch, wenn etwa Frankreichs Renaissance-Königin Katharina von Medici eine Inzestliebschaft mit einem Sohn untergeschoben wird oder wenn die russische Zarin Katharina die Große als sexsüchtiges Monster vorgeführt wird, das es in speziell angefertigten Holzgerüsten mit Stallhengsten trieb. Letztere werden wir uns noch genauer anschauen. Klammer zu.)
    Margarete von Anjou, verheiratete Lancaster, jedenfalls lässt sich von den Yorks nichts gefallen, und die Yorks zahlen mit gleicher Münze zurück . Tit for tat , sagen die Engländer, Wurst wider Wurst, heißt das bei uns. Mal sind die Yorks an der Macht, mal die Lancasters. Und so geht das nun die nächsten dreißig Jahre. Weil es sich um einen Krieg handelt, kommen verschiedene Hauptdarsteller darin um, aber es gibt reichlich Nachwuchstalente, die die Lücken schließen.
    Der geistig abwesende und nicht zu gebrauchende Heinrich VI. wird während der Kriegshandlungen immer mal wieder im Tower eingekerkert. Ab und zu kommt er raus, weil seine Queen siegreich ist. Dann darf der König als ihre Marionette auf dem Thron sitzen, damit Margarete von Anjou im Namen ihres Sohnes in Ruhe regieren kann.
    Ob sich der arme Heinrich VI. über die gelegentlichen Freigänge gefreut hat, darf bezweifelt werden. Immerhin hatte der Monarch im damals knapp 450 Jahre alten Tower, der halb Kerker war und halb Königsresidenz, endlich einmal Ruhe. Und Zeit, um Gedichte zu schreiben, die zwar nicht Shakespeare, die aber dennoch recht gut sind und ziemlich genau umreißen, was draußen niemand kapieren will.
    Königreiche sind nur Bürden,
    Staat ist ohne festen Halt.
    Reichtum ist die Würgefalle
    Und wird nimmer alt.
    So weit zu der Frage: Wer ist hier gaga und wer normal?
    Und was treiben derweil die Tudors? Sie mischen selbstverständlich mit. Offiziell auf der Seite der Lancaster, inoffiziell in eigener Sache. Immer frei nach Shakespeare: »Die Zeit befiehlt’s, ihr sind wir untertan.« Und: »Oft sagt man ein Ding und meint es nicht so.« Etwa Sachen wie: »Heil dem regierenden König, allein für ihn leben und sterben wir.« Von wegen.
    Onkel Jasper Tudor und Opa Owen Tudor haben schließlich einen eigenen süßen kleinen Erben namens Heinrich, den sie zu gern als Heinrich Nummer sieben aufs Thrönchen setzen würden, um einen eigenen königlichen Familienbetrieb zu gründen. Zwar muss sich der kleine Heinrich noch ziemlich weit hinten in der Warteschlange einiger York- und Lancaster-Prinzen anstellen, aber Onkel und Opa tun landesweit alles, um die Schlange zu verkürzen.
    1461 etwa treten die beiden Tudors in Hereford an der Grenze von Wales gegen die »Sonne von York« an. Unter diesem Spitznamen ist Edward, der älteste Sohn des Herzogs von York, im Thronfolgekrieg unterwegs. Leider ziehen die Tudors (diesmal) gegen ihn den Kürzeren. Jasper Tudor kann nach einem kurzen Massaker zwar fliehen, sein 61-jähriger Papa Owen aber hat weniger Glück.
    Kurze Gedächtnisstütze: Owen Tudor ist der Nacktschwimmer und siegreiche Eroberer von Königin Katharina. Der wackere Gewandmeister wird festgenommen und auf den Marktplatz von Hereford geschleppt. Zwecks Hinrichtung. Bevor der Gründer der Tudor-Dynastie den Nacken vor dem Beil des Scharfrichters beugt, hinterlässt er der Nachwelt einen Beweis für Galgenhumor à la Tudor. Seine angeblich letzten Worte sind: »Auf dem Block soll nun liegen der Kopf, der zu liegen pflegte in Königin

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