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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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mit einer katholischen Mätresse, entgegen Papas Verbot und im pur protestantischen England, dürfte ein pubertärer Akt des Aufbegehrens gewesen sein.
    In schlankerer und jüngerer Version hält Dandy George IV. sich gar für einen modernen, fortschrittlichen Vorzeigemonarchen. Seiner prüden Zeit weit voraus, überlegen und stilprägend, so sah sich Prinny und verlieh sich selbst den Titel »Europas führender Gentleman«.
    Moderne Historiker, allen voran die Kuratoren der historischen britischen Paläste, beschreiben ihn – bei allen Fehlern – tatsächlich als kultivierten Mann. Mit der Förderung einheimischer Autoren wie Jane Austen, mit der Neugestaltung von heruntergekommenen Schlössern wie Windsor oder mit der Restaurierung des Tower hat Prinny seinem Königreich gute Dienste geleistet und die größten royalen Touristenattraktionen erhalten.
    Viele von Prinnys zeitgenössischen Untertanen denken freilich in anderen Kategorien über Moral, Lebenskultur und Fortschritt. Ihnen schien es angesichts eines solchen Kron- und Throninhabers wie Prinny, als sollte ihr nach Amerika ausgewanderter Landsmann Thomas Paine (1737–1809) recht behalten.
    Dieser gelernte Zollbeamte und gelehrte Journalist gehört zu den Gründungsvätern der Vereinigten Staaten und ihrer demokratischen Verfassung. Ja, er erfindet sogar den Namen USA . In Erinnerung an seine königliche Exheimat, den wahnsinnigen George III. und dessen Sohn Prinny, schreibt Paine 1792:
    »Um ein gewöhnlicher Mechaniker zu sein, braucht man einiges Talent; aber um König zu sein, bedarf es nur der tierischen Gestalt des Menschen, einer Art atmender Automat. Die Erbfolge ist eine Satire auf die Monarchie. Diese wird dadurch ins lächerlichste Licht gesetzt … als ein Amt, dem jedes Kind oder jeder Idiot vorstehen kann.«
    In Amerika wird Paines Kampfschrift »Die Rechte der Menschen« – auf die unser Begriff »Menschenrechte« zurückgeht – ein Megaseller.
    Von den damals insgesamt drei Millionen Amerikanern (Sklaven und Indianer ausgenommen) kaufen im Erscheinungsjahr 500.000 das Buch.
    In seiner Yes we can -Antrittsrede hat US -Präsident Barack Obama 2009 ausgiebig aus Paines Pamphlet zitiert. Und die ehemalige Revolutionskampfschrift schien passend, obwohl Obama die Staaten und die Amtsgeschäfte keineswegs von einem König übernommen hat, sondern von einem demokratisch gewählten Präsidenten.
    Indes: Man erinnere sich kurz an den mehr als umstrittenen Wahlsieg von George Bush junior. Oder daran, dass seriöse Politmagazine von »Newsweek« bis »Time Magazin« mehrmals monierten, dass George Bush junior den Präsidentschaftssessel nach kurzer Unterbrechung durch Bill Clinton von George Bush senior »erbte«. Sozusagen nach bester Adelstradition und nicht unbedingt aufgrund überragender politischer Kompetenz und Führungsqualitäten.
    Vor diesem Hintergrund ist es höchst pikant, dass Präsident Obama beim Amtsantritt im Beisein Bushs den radikalen Königskritiker Paine zitiert hat.
    Natürlich nicht mit Paines Anmerkungen über »atmende Automaten, Kinder und Idioten« als Staatschef oder mit Aussagen über dynastische Erbfolgegesetze, die eine Satire sind.
    Zurück in die ferne Vergangenheit und zu Großbritanniens lang verblichenem Skandalkönig »Prinny«, der sich nach seinem Ableben bemerkenswert derb kritisieren lassen muss.
    Die Presse rügt Prinz Dandy als politisches und privates Desaster. Ein Journalist der »Times« etwa würdigt das Ableben des deutschstämmigen Dandykönigs George IV. am 27. Juni 1830 wie folgt:
    (Er war ein) Wortbrüchiger, ein bis über die Ohren verschuldeter und mit Schande bedeckter Wüstling, ein Verächter ehelicher Bindung, ein Kumpan von Spielern und Halbweltgestalten, ein Mann, der gerade ein halbes Jahrhundert vollendet hat, ohne den geringsten Anspruch auf die Dankbarkeit seines Landes oder den Respekt nachfolgender Generationen verdient zu haben. Nie ist jemand weniger betrauert worden als der verstorbene König. Falls George IV. wirklich einen Freund gehabt haben sollte, in welcher gesellschaftlichen Klasse auch immer, ob Frau oder Mann, so möchten wir hier niederlegen, dass deren oder dessen Name bisher nicht zu unserer Kenntnis gekommen ist.
    Oh my Lord , kann man da nur sagen, das ist starker Tobak, und es klingt nicht nach God save the Queen/King , sondern nach knallharter Majestätsbeleidigung, auf die es unter Heinrich VIII. nur eine Antwort gegeben hätte. Und so was in der »Times«? In der

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