Sex for One
Forschungsergebnisse über die weibliche Sexuali-tät veröffentlicht, die Freuds These vom »reifen, vaginalen
Orgasmus« demontierten. Sie fanden heraus, daß alle Or-gasmen auf die Klitoris zentriert sind und die Einteilung in
vaginale und klitorale Orgasmen falsch ist.
Die Kontroverse vaginal versus klitoral war für mich aber
kein Thema, denn ich erlebte beide Stimulierungen zu-gleich. Wenn ich auf dem Rücken lag, drang Blake von der
Seite her in mich ein. Mit der freien Hand und feuchten
Fingerspitzen massierte er sanft meine Klitoris, während
wir langsam und hingebungsvoll vögelten. So hatte ich das
Beste zweier Welten. Bei einem anderen erotischen Zwi-schenspiel legte er meine Hand auf die Klitoris und forderte
mich auf, mich selbst zu stimulieren. Wieder Neuland! Jetzt
konnten wir uns beide auf unsere jeweiligen sexuellen Ge-fühle konzentrieren. Ich konnte meine Erregung kontrollie-ren, indem ich mich schneller oder langsamer bewegte. Wir
erlebten immer bessere Orgasmen, und manchmal kamen
wir sogar zusammen, was großen Spaß machte, weil nicht
mehr all unsere Energie darauf gerichtet war. Doch trotz
dieses wundervollen Sexlebens masturbierte ich überra-schenderweise noch mehr als sonst, wann immer wir nicht
zusammen sein konnten.
Wir wußten beide, daß die Masturbation unseren sexuel-len Verstand gerettet hatte, und wir gelobten, nie wieder
eine zweitrangige sexuelle Beziehung zu akzeptieren. Die
Masturbation war zwar natürlicher Bestandteil unserer
sexuellen Begegnungen, doch es zum ersten Mal gemein-sam zu machen, fanden wir beide schwierig. Immerhin
hatten wir das unser ganzes Leben lang nur allein und
heimlich gemacht. Diese Entblößung machte mich sehr
unsicher. Wenn ich ihm klarmachte, daß ich im Hinblick auf
den Orgasmus nicht von ihm abhängig war, erschütterte ich
vielleicht sein romantisches Weltbild. Mit derartiger sexuel-ler Offenheit war ich sehr vorsichtig. Zu jenem Zeitpunkt
hätte mich jede Kritik von ihm wieder hurtig in die Missio-narsstellung getrieben.
Zuerst mußte ich den Mut aufbringen, mich allein beim
Masturbieren im Spiegel zu beobachten. Als ich merkte,
daß es nicht lächerlich oder befremdend wirkte, sondern
einfach nur sexuell und intensiv, staunte ich. Bis /u diesem
Moment hatte ich keine Ahnung, wie ich als sexuelles We-sen aussah. Mit dieser neuen erotischen Erfahrung konnte
ich bei Blake den Durchbruch wagen. Wir feierten unsere
sexuelle Unabhängigkeit, indem wir einander zeigten, wie
wir allein erstklassige Orgasmen erleben konnten. Wir fan-den es beide toll! Das gemeinsame Masturbieren entmystifi-ziert die romantische Vorstellung vom Orgasmus, und ich
trat von meinem Podest herab, um zu einer sexuell gleich-rangigen Partnerin zu werden.
Mit dieser Freiheit machten wir viele neue Entdeckun-gen. Die gemeinsame Masturbation ermöglichte alle mögli-chen Experimente. Vom Zusehen lernten wir, welche Mani-pulationen und Berührungen am besten waren. Von den
eigenen Reaktionen nicht in Anspruch genommen, konnten
wir einander sorgfältig beobachten und alle Einzelheiten
registrieren. Wir konnten beim Anstieg auf den Höhepunkt
zusehen, wie der ganze Körper am Orgasmus beiteiligt war.
Es war ein Kursus in menschlichem Sexualverhalten.
Unsere Beziehung vertiefte sich auch seelisch. Wir waren
sogar noch freier und aufrichtiger im Umgang mit unseren
Gefühlen - vielleicht weckte diese gemeinsame sexuelle
Aktivität Verständnis für die Menschlichkeit des anderen.
Wir fühlten uns jedenfalls miteinander wohler. Von der
ersten Erregung bis zum Orgasmus dauerte es bei mir
gewöhnlich eine halbe Stunde, und manchmal störte mich
dabei der Gedanke, daß er dabei müde wurde. Da wir nun
wußten, daß ich auch allein weitermachen konnte, ver-schwand der Druck. Ich brauchte mich nicht mehr zu beei-len, bis ich kam.
Mit dem befreienden Akt der Masturbation brauchten wir
uns auch nicht mehr den Bedürfnissen des anderen anzu-passen. Wenn einem von uns nicht nach Sex zumute war,
konnte der andere masturbieren, was oft denjenigen, der
nicht bei Stimmung gewesen war, anturnte. Blake konnte
mir offen sagen, wann er lieber masturbierte, als Verkehr
oder oralen Sex zu haben. Er merkte auch, unter welchem
Druck er sexuell gestanden hatte, immer zur Verfügung
stehen zu müssen. Es war ihm fast unmöglich, nein zu
sagen, wenn Aussicht auf Sex bestand. Am besten ließ sich
das vermeiden, indem er Streit anfing. Doch jetzt war
Weitere Kostenlose Bücher