Sex ist verboten (German Edition)
ganzen Weile, aber die Worte kommen mir immer wieder in den Sinn. Er hatte mit den Helfern gesprochen. »Mir ist klar, dass in der Küche keine vollkommene Geschlechtertrennung herrschen kann«, sagte er, »da ihr offensichtlich gemeinsam kochen müsst.« Harper hält seine Rede an die Helfer immer am ersten Abend eines Retreats. Er sitzt auf seinem Kissen auf dem erhöhten Podest, in seinem grauen Pullover und den grauen Hosen. Wir knien vor ihm, die Frauen auf der einen, die Männer auf der anderen Seite; es ist still im Saal, die Meditierenden sind zu Bett gegangen, und er sagt: »Dennoch sollten die Helfer versuchen,
die Trennung im Geiste zu respektieren.
Wenn ihr zum Beispiel zwei Helfer braucht, um Gemüse zu schneiden und nach dem Kochen aufzuräumen, dann nehmt auf jeden Fall immer zwei Männer oder zwei Frauen. Mischt nicht die Geschlechter. Esst nie zusammen. Plaudert nicht.«
Er hielt inne und blinzelte. Harper hat ein ausdrucksloses Onkelgesicht, freundlich, aber eher distanziert. Seine Augen liegen tief, sodass man nie genau weiß, ob sie geöffnet oder geschlossensind. »Sonst«, seufzte er, »nun, ihr wisst, was sonst passieren kann.«
Manchmal kichert jemand, wenn er das sagt, und einmal hat ein Mädchen gefragt: »Entschuldigung, Herr Lehrer, aber was genau
kann
denn dann passieren?«
Harper saß still. Er muss gewusst haben, dass sich das Mädchen über ihn lustig machte. Schließlich sagte er: »Es ist so: Unser Geist ist nicht stark genug, um das richtige Verhältnis zu gewissen Dingen zu haben.«
Ich machte die Klotür zu und ging zurück, um beim Abwasch zu helfen. Wir waschen immer alle zusammen ab. Ich nahm den Schlauch, der über dem ersten Becken hängt, und spülte die Reste von den Tellern. Kristin füllte über dem zweiten Becken die Körbe, schob sie dann in die Spülmaschine und klappte den Deckel zu, um die Maschine in Gang zu setzen. Zwei Minuten später hob Meredith den Deckel hoch, zog die Körbe unter einer Dampfwolke heraus und fing an, alles auszuräumen und zu sortieren.
Ralph schob einen Servierwagen zwischen den Speisesälen und der Küche hin und her. Der Herr Professor kratzte die gröbsten Reste von den Tellern in den Mülleimer. Das ist das Einzige, was man ihm nicht zeigen muss. Stapel für Stapel von schmutzigen Tellern und Schüsseln. Die Pfannen, die Bleche, die Kellen, das Besteck. Das gibt ein ziemliches Getöse. Alle Messer, Gabeln und Löffel müssen getrennt abgebraust werden. Die Maschine kommt mit zu vielen festen Essensresten nicht zurecht.
»Du solltest Gummihandschuhe tragen«, sagt Ralph.
Wenn das Becken verstopft ist, greift er hinein und holt für mich den Dreck heraus. Ich spritze ihm den Ärmel nass und er schreit auf. Ich lache ihn offen an.
Unser Geist ist nicht stark genug, um das richtige Verhältnis zu gewissen Dingen zu haben.
WasHarper sagt, stimmt. Aber bei Ralph habe ich kein Problem. Ich könnte diesen Jungen ewig necken, ohne Gefühle zu entwickeln. »Du hast tolle Zähne, Beth«, sagte Jonathan. »Sie sind wahnsinnig. Riesig.« Carl wollte, dass ich eine Zahnspange trage. Er meinte, sonst würde ich später Schwierigkeiten bekommen. »Wieso haben deine Eltern nichts unternommen?« »Weil sie nur mit mir geredet haben, um sich übereinander zu beschweren.«
Meredith fragte Ralph nach seinem Sternzeichen. Ich spülte Reis und Bohnen aus einer Schüssel, denselben Reis, durch den ich vor zwei Stunden meine Finger gezogen hatte, aber schon wieder verändert – jetzt war er klebrig und verschmutzt.
anicca. Wenn der Fluss weiterfließt, wird sich der Fels eines Tages bewegen.
Die albernsten Sachen kommen mir in den Sinn, wenn ich arbeite, so als hätte ich das
dhammapada
verschluckt. »Wie die Biene den Nektar sammelt und die Blüte wieder verlässt, ohne sie zu verletzen, so möge der Weise in seinem Dorfe walten.«
Aber die Spritzdüse am Schlauch ist toll. Man drückt drauf, und ein Strahl dampfenden Wassers fegt den Dreck weg. Ich liebe das. Die riesige Spülmaschine ist auch toll: heiß, stark, und
schnell.
Zwei Minuten vierzig Sekunden, und die Teller kommen strahlend weiß und sauber heraus. Ich hasse es, mit den Fingern in der Schmiere zu stochern, wenn der Abfluss verstopft ist. »Bitte spritz mich nicht wieder nass, Bess.« Ralph greift hinein. Er hat starke Handgelenke mit feinen blonden Haaren darauf. Sein Sternzeichen ist Wassermann, sagt er. Das gleiche wie Carls. »Ich hatte noch nie was mit einem Wassermann«, teilt uns
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