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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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Meredith mit. So viel zur Trennung im Geiste.
    Tony schrubbt gerade die Kasserollen. Vielleicht ist er Professor für Müllentsorgung. Kristin hat noch gar nichts gesagt. Sie räumt schnell das Geschirr ein, damit wir fertig werden und essen können. Keiner will essen, ehe der Abwasch erledigt ist.
    WENN DU WÜSSTEST, WIE GUT DIESER TYP AUSSIEHT, DER MICH HIER DAUERND ANBAGGERT ! Das ist die Art von SMS, die ich noch vor einem Jahr an Jonathan und Carl geschickt hätte. Manchmal habe ich beiden den gleichen Text geschickt. EIN TYP HAT VERSUCHT MICH ZU KÜSSEN, ALS ICH AUS DER U-BAHN STIEG. JETZT VERFOLGT ER MICH AUF DER SHAFTESBURY AVENUE ! Carl ließ alles stehen und liegen und kam sofort, um mir zu helfen. EINER DER ROADIES BELÄSTIGT MICH. ICH TRAUE MICH NICHT AUFS KLO, FALLS ER MIR HINTERHERKOMMT . Das stimmte sogar. Ich war in der
12 Bar.
Carl tauchte auf, bereit für eine Schlägerei. Carl war ein echter Kavalier. PASS AUF DICH AUF, BETH , schrieb Jonathan. Er saß gerade mit seiner Frau, Pardon, Ex-Frau, im Restaurant.
    Wenn wir unser Essen in den Raum der Helferinnen bringen, ist immer eine dabei, die schweigen will, oder das Gebot der rechten Rede strengstens befolgen möchte, und eine, die reden will, reden muss, gar nicht anders kann. Kristin ist Lettin. Bestimmt schneidet sie sich die Haare selber. Sie sehen so strähnig aus. Sie hat graue Augen, die ein bisschen schief stehen. Als ihr ein Platz in unserem Zimmer zugewiesen wurde, zog sie als Erstes die Matratze von ihrem Bett und legte sich auf die nackten Holzplanken. »Ich weiß, der Buddha sagt, man soll nicht auf hohen Luxusbetten schlafen«, sagte Meredith kichernd, »aber ist das nicht ein bisschen übertrieben?« Allerdings benutzt sie ein Kopfkissen. Sie schüttelt das Kissen auf, zieht eine Decke über sich und legt sich direkt auf den Holzrost. Ich mag sie. Ich mag ihre großen Hände und ihren plumpen, gebückten Gang. Ich mag ihre Energie. Sie macht alles mit zu viel Energie. Beim Mittagessen sitzt sie mit ihrem Couscous auf den Knien auf einem Stuhl in der Ecke und isst schnell und schweigend. Sie hat schwere Knochen. Kiss-kisshat Zoe immer dazu gesagt. Wir mussten etwas aus dem Gefrierschrank auftauen, weil das Curry alle war. Paul hatte sich in der Menge geirrt. Schon zum dritten Mal in Folge.
    Am Tisch saß ein Neuankömmling und füllte das Dhamma-Serviceformular aus; eine kräftige Frau in den Vierzigern. »Was soll ich schreiben«, wollte sie wissen, »wenn ich die Fünf Regeln seit dem letzten Retreat nicht ganz genau eingehalten habe?« Sie hat einen australischen Akzent und ein Doppelkinn.
    Kristin aß weiter. »Die Frage bringt jeden in Verlegenheit«, sagte Meredith. »Sei ehrlich«, sagte Ines strahlend. »Man kann nichts falsch machen, wenn man ehrlich ist.«
    »Die genaue Frage«, sagte die Australierin, »lautet: ›Haben Sie seit Ihrem letzten Retreat im Dasgupta-Institut die Fünf Regeln peinlich genau befolgt?‹ Ich schätze, sie nehmen mich auch, wenn ich es nicht getan habe.«
    »Hör mal«, mischte ich mich ein, »sie wollen ja keine Details wissen, oder? Du brauchst ihnen nicht unbedingt zu sagen, dass du
jede
Nacht einen draufmachst.«
    Die Australierin lächelte nicht, aber Kristin platzte laut heraus. Sie brüllte vor Lachen.
    Mrs. Harper kam mit Livia, der weiblichen Kursbetreuerin, und einem französischen Mädchen namens Stephanie herein. Livia sagte, sie begegne immer wieder Leuten, die sie in früheren Leben schon gekannt haben musste. Sie hakte in der Halle die Meditierenden auf der Liste ab, und plötzlich sah sie ein Gesicht, von dem sie wusste, dass sie es kannte. Mehr als kannte, jemanden, dem sie einmal sehr nah gewesen sein musste. Mrs. Harper sagte, das käme in Meditationszentren häufig vor, weil diese Orte Menschen zusammenbrachten, die sich schon seit mehreren Leben auf dem Pfad des Dhamma befinden, Menschen, die kurz davor sind, Arahants zu werden. Meredith erklärte, ihre Mutterhätte sowohl den Namen als auch das Sternzeichen und sogar den Aszendenten ihres Vaters schon in dem Moment gewusst, als sie ihn zum allerersten Mal sah. »Sie sagt immer, es ist eine Ehe, die schon seit tausend Leben hält.«
    Ich lachte. »Meine Mutter und mein Vater haben immer gesagt, der einzige Unterschied zwischen ihrer Ehe und dem Dreißigjährigen Krieg bestünde darin, dass der Krieg beendet ist.«
    Mrs. Harper wandte sich vom Tisch ab, um zu lächeln, und ich sah genau, dass ihr Lächeln bedeutete, das ist eine

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