Sex ist verboten (German Edition)
um ins Dasgupta-Institut zu kommen. Das Dasgupta-Institut kostet nichts, es verlangt nur völlige Hingabe. Mrs. Harper sitzt vor mir, ihr breiter Rücken atmet ruhig. Rechts von ihr sitzt Livia, dann kommt Stephanie, dann Ines. Sie alle baden in Mi Nus Glanz. Nur Marcia und ich nicht. Ich hasse Marcia. Ich kenne sie kaum. Marcia ist ein Dreckstück.
Segne sie. An ungeraden Tagen wird gesegnet. An geraden Tagen widerstehe deinen Aversionen.
Der Mond ist unerreichbar weit weg. Hat in der Nacht am Strand der Mond geschienen? Nimm ihm alle Tagebücher weg und vernichte sie. Tu ihm den Gefallen. Nimm sein Leben und wirf es weg. Mach es! Geh in sein Zimmer, schnapp dir seine Hefte und schmeiß sie in den Müll. Vergessen ist das Beste. Konzentrier dich auf deinen Atem, Beth. Der Atem, der um die Nasenlöcher streicht. Du findest deine Gedanken superinteressant, nicht wahr, Mr. Tagebuchschreiber, Mr. GH Wer-immer-du-bist? Das ist die Wahrheit. Egal, ob sie schmerzlich sind. Deine Gedanken machen dich interessant. Oh, was habe ich für komplexe Gedanken. Oh, was bin ich für ein
interessanter
Mensch. Er findet sich toll, beim Schreiben des Briefes, beim Schreiben seines Tagebuchs. Ach, die arme gequälte Seele. Ich bin ein faszinierender Mann. So wie ich leide. Ich bin so zärtlich zu meiner Tochter. So ein Schwachsinn! Spritz diesen Dreck weg. Pardon,Professor Tony, könnten Sie diese Tagebücher bitte abkratzen? Diesen Wortmist. Damit ich sie in die Spülmaschine stecken kann. Professor der Linguistik vielleicht? Diesen Geschichtenmist. Oder der Literatur. Konzentrier dich auf deinen Atem, Beth. Dein Atem ist viel interessanter als dieses Tagebuch. Das Wesen deines Atems in diesem Augenblick ist für dich von allergrößter Bedeutung. Allergrößter Bedeutung.
Ich würde meinen rechten Arm dafür geben, so verliebt …
Nein!
Ich löste meine Beine und rappelte mich auf. Meine Knöchel waren taub. Sie waren gar nicht da. Ich stolperte zwischen den Kissen hindurch auf die Veranda.
Mrs. Harper sprang auf und kam mir nach.
Ich zog hastig meine Schuhe and und lief in den Regen hinaus.
»Elisabeth! Du darfst den Saal während der Festen Entschlossenheit nicht verlassen, das weißt du doch. Du bist Helferin.«
Ich verzog das Gesicht. »Ich habe Blähungen, Mrs. Harper. Ich wollte nicht stören.«
GEMÜSE
IM DASGUPTA-INSTITUT WIRD ZWAR nicht getötet, aber endlos viel zerhackt, zerschnitten, geschnippelt, geschnetzelt, gehobelt, gewürfelt und gerieben. Wir sind mal wieder mit dem Gemüse dran. Das ist eine Art Strafe, glaubt Paul. Paul ist auch einer von diesen geschlechtslosen Dhamma-Typen, die sich immer an die Regeln halten. Ohne darüber nachzudenken. Er denkt nicht. Er hat einen Friseurhaarschnitt mit Scheitel und trägt blassblaue Hemden und graue Pullover. Harper trägt auch einen grauen Pullover. Sie haben sich vollkommen hingegeben. Kristin hält sich an die Regeln, aber Kristin denkt und leidet. Kristin versucht zu wachsen. Aber es ist doch schwachsinnig, Leute zu mögen oder zu hassen, die man nur zehn Tage lang sieht, besonders, wenn es im Dasgupta-Institut gerade darum geht, wie verrückt es ist, sich an etwas zu hängen, wo doch alles auf der Welt nur entsteht, um wieder zu vergehen.
Beim Treffen um drei war Kristin die Einzige, die sich nicht freiwillig meldete, für nichts. Wir holen uns Stühle aus den Zimmern der männlichen und weiblichen Helfer und setzen uns im Halbkreis um die Aufgabentafel neben dem kleinen Kühlschrank. Morgen gibt es Schwarze-Bohnen-Eintopf und Feigenbrot. Tag vier.
Vipassanā
-Tag. Ines meldete sich als Chefköchin. Mal wieder. Ines meldet sich dauernd freiwillig. Sie hat sich selbst für den Titel der Miss Dahmma-Service 2010 nominiert.Badeanzug nicht erforderlich. Paul hat ihr Marcia als Assistentin zugewiesen. »Der Bohneneintopf ist eine Bombe«, sagte ich zu Marcia. Meredith fing an zu grinsen. Gestern habe ich herausgefunden, dass Meredith schon ins Dasgupta-Institut kommt, seit sie dreizehn ist. Ihre Mutter hat sie damals zu einem Kinderkurs angemeldet. Inzwischen ist ihr das Institut zu einer Art zweitem Zuhause geworden. »Ich habe schon immer meditiert«, sagt sie und fängt an zu kichern.
Kristin spricht nie mit Meredith.
Ich meldete mich freiwillig für die
Besonderen Wünsche.
Paul las sie vor. Ein Käsesalat-Sandwich. Eine Schüssel Kompott mit Joghurt. Eine Portion Toast mit Margarine.
»Geflügelsalat also«, sagte ich.
Rob grinste. Tony auch. Aber Paul
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