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Sex oder Lüge

Sex oder Lüge

Titel: Sex oder Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Heitmann Alison Kent
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kein Wort geschrieben. In den Artikeln über unsere Musik geht es immer nur um kurze Ausschnitte von Songs, die aus dem Zusammenhang gerissen werden. Und ja, ich wusste, worauf ich mich einlasse, als ich diese Karriere gewählt habe.“
    Sicher hatte sie mit einigem von dem gerechnet, was über Evermore geschrieben wurde, aber Caleb bezweifelte, dass sie oder die anderen Bandmitglieder darauf vorbereitet gewesen waren, als ihnen vorgeworfen wurde, sie würden in ihren Texten zu Drogenkonsum, Gelegenheitssex, Aufruhr und sogar zum Selbstmord aufrufen. Das alles war zwar nichts Neues in der Musikbranche, aber durch die verstärkte Internetpräsenz der Band wurde das alles einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt.
    Als Max Savage hatte Caleb über all das bereits berichtet. Er hatte auch enttäuschte Fans interviewt, die behaupteten, durch ihre Affäre mit dem charismatischen konservativen Abgeordneten würde Ravyn ihre eigenen Ideen verraten. Damit würde sie zeigen, dass sie nicht hinter ihren eigenen Texten stand.
    „Sie wissen sicher, dass es heißt, Sie würden Teddy Eagleton nur heiraten, um Ihre Musik familientauglich zu machen. Wer kann seinen Kindern noch verbieten, die Songs von Evermore zu hören, wenn der konservative Abgeordnete Eagleton die Leadsängerin geheiratet hat?“
    „So ein Blödsinn.“ Brenna schüttelte den Kopf. „Teddys Generation ist mit den Songs von Def Leppard und Poison aufgewachsen, meine Generation mit Marilyn Manson und Nine Inch Nails. Teddys Generation hat sich zu anständigen Menschen entwickelt und meine auch. Die Kids von heute, also die Altersgruppe meiner Schwester, werden sich ebenfalls prächtig entwickeln. Das hat nichts mit der Musik zu tun, sondern damit, dass man erkennt, wer man ist und was man will.“
    Er konnte nicht glauben, dass sie so naiv war oder, schlimmer noch, dass er sich unwohl fühlte, weil er zum Teil mitverantwortlich war für den Kummer, den die Presse ihr bereitet hatte.
    Caleb schüttelte diese Gedanken ab. „Glauben Sie, dass die Kids im Alter Ihrer Schwester wissen, wer sie sind und was sie wollen? Meinen Sie nicht, dass sie sich beeinflussen lassen, wenn Evermore darüber singen, allem Schmerz ein Ende zu setzen?“
    Brenna warf ihre Gabel auf den Tisch und ließ sich auf ihrem Stuhl nach hinten sinken. „Na, großartig! Immer werden solche Textzeilen aus dem Zusammenhang gerissen, ohne dass jemand darauf achtet, was davor oder danach kommt.“
    „Habe ich falsch zitiert?“
    „Ja, was meinen Sie denn?“
    Als Caleb etwas einwenden wollte, hob sie die Hand, schloss die Augen und sang dann einen ihrer Songs. Sie sang darüber, wie schwer einem das Leben manchmal erscheint, aber dass man nicht allein bleiben müsse. Das Ende der Schmerzen sei ganz nah, man müsse nur die Hand ausstrecken, und dann könne man sich selbst aus seiner Einsamkeit befreien.
    Als sie schließlich verstummte, tief durchatmete und ihn wieder ansah, erkannte Caleb Tränen in ihren geröteten Augen. Sie hatte all ihre Gefühle in den Song gelegt, und das hatten auch die übrigen Restaurantgäste bemerkt, die jetzt aufstanden und applaudierten.
    Selbst Caleb war gerührt.
    Brenna griff wieder nach ihrer Gabel und flüsterte: „Ich singe davon, seine Zukunft selbst zu gestalten. Wie kann man das als destruktiv bezeichnen?“
    Darauf wusste er auch keine Antwort. Er atmete tief durch. „Wollen Sie durch eine Beziehung mit einem Abgeordneten Ihre Mutter dazu bringen, Ihr Leben als Musikerin zu akzeptieren?“
    „Wenn meine Mutter und ich nur wegen meiner Musik zerstritten wären, könnte es vielleicht helfen, mit Teddy zum Weihnachtsdinner zu erscheinen. Aber es geht nicht um die Musik, daher stimmt es nicht, was Sie sagen.“
    Interessiert beugte er sich vor. „Worum geht es zwischen Ihrer Mutter und Ihnen?“
    Verärgert lehnte auch Brenna sich nach vorn. „Wenn dieses Interview nicht vorzeitig beendet sein soll, stellen Sie mir diese Frage nicht noch einmal.“
    Anscheinend war das ein wunder Punkt. Er würde später darauf zurückkommen. „Sprechen wir über Ihren Bräutigam. Wie haben Sie ihn kennengelernt? Wie hat Ihre Beziehung sich im Lauf der Monate entwickelt? Wie haben Sie beide die öffentliche Reaktion aufgenommen? Welche Konsequenzen hat das für Ihre Band?“
    Was Brenna ihm in den nächsten zwei Stunden erzählte, hatte Caleb zum Teil schon gewusst oder zumindest vermutet. Was ihn an der jungen Frau überraschte, war ihre Verletzlichkeit. Als

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