Sex oder Lüge
finden.“
Der Kellner brachte Kaffeesahne, deckte Tassen und Teller auf den Tisch, reichte ihnen die Speisekarten und erklärte ihnen die Spezialitäten des Tages.
Während Brenna aufmerksam zuhörte, holte Caleb aus der Jacketttasche sein kleines Aufnahmegerät, stellte es an und zückte seinen Notizblock.
„Suchen Sie sich in aller Ruhe etwas aus, ich komme gleich wieder und nehme die Bestellungen auf.“ Der junge Kellner, der in schwarzer Hose, weißem Hemd und mit roter Krawatte vor ihnen stand, wollte sich gerade abwenden, als Brenna ihn aufhielt.
„Könnten Sie mir eine Portion Krabbenchips bringen?“ Fragend sah sie zu Caleb, doch der schüttelte den Kopf. „Das wäre im Moment alles.“
„Kommt sofort.“
Caleb wartete, bis der Kellner gegangen war. „Stört es Sie, wenn ich unsere Unterhaltung aufzeichne? Ich mache mir auch Notizen, aber mit Aufzeichnung ist es immer zuverlässiger.“
Sie griff nach dem Recorder, schaltete ihn ein und hielt sich das Mikrofon direkt vor den Mund. „Und wir wissen doch alle, wie viel Wert Reporter auf zuverlässige Berichterstattung legen.“
Auf diese Diskussion wollte er sich im Moment nicht einlassen. „Sie haben Max die Exklusivrechte gewährt, und diese Verpflichtung nimmt er sehr ernst. Am liebsten ist es ihm, wenn Sie in eigenen Worten Ihre Beziehung zum Abgeordneten Eagleton schildern.“
Mit einem Schulterzucken reichte sie ihm den Recorder zurück. „Bringen wir’s hinter uns. Um drei bekomme ich eine Gesichtsmaske und eine Massage.“
Caleb nahm ihr den Recorder ab und ließ ihn laufen. Er musterte die junge Frau, die überraschend eingehend die Speisekarte studierte. Als der Kellner die Krabbenchips servierte, bestellte Brenna eine große Folienkartoffel mit allen Zutaten. Da es Caleb im Moment völlig egal war, was er aß, bestellte er einfach das Gleiche.
Brenna bestand darauf, dass er auch von den Krabbenchips aß, und nach dem ersten Bissen war er froh, dass er sich hatte überreden lassen. „Das gefällt mir so daran, beruflich unterwegs zu sein.“
„Krabbenchips zum Lunch?“
„Das Frühstück, der Lunch, das Dinner oder auch der Snack um Mitternacht.“
„Bei so einer Ernährung sollten Sie nur zusammen mit dem Mediziner Ihres Vertrauens verreisen.“
„Ach, ich brauche nur meine umfangreiche Reiseapotheke.“
Brenna stieß die Luft aus und aß von ihren Chips. Eine Weile schwiegen sie, bis sie schließlich fragte: „Wo fangen wir jetzt an? Was wollen Sie hören? Wie Teddy und ich uns kennengelernt haben? Die Details der Hochzeit? Oder Insider-Infos über unser neues Album?“
Alles, dachte Caleb. Doch er wartete mit der Antwort, während der Kellner ihnen riesige Backkartoffeln mit geschmolzener Butter, Sour Cream, Käse, Schnittlauch und Speck servierte. Sein Magen knurrte. „Gestern habe ich den Abgeordneten in der Lobby gesehen.“
Entnervt erwiderte Brenna seinen Blick. „Es ist eine Hochzeit. Ich bin die Braut, er ist mein Bräutigam.“
„Lehnt er es immer noch ab, dass die Presse dabei ist?“ Caleb zog ein Stück Kartoffel durch die geschmolzene Butter.
Bevor sie antwortete, ließ sie sich vom Kellner noch ein Mineralwasser bringen und trank einen Schluck. „Begeistert ist er nicht davon, dass die Medien durch Max Savage vertreten sind, aber er stimmt mir zu, dass es besser ist, als wenn wir auf Maui heiraten und Hubschrauber über dem Strand kreisen. Oder wenn es anschließend Dutzende von sich widersprechenden Berichten gibt, die ihm nur noch größere Probleme bereiten. Die Reporter werden ihn zwar trotzdem mit Fragen nerven, aber …“
„Aber zur Not gibt es dann wenigstens Aufzeichnungen, mit denen sich die Wahrheit belegen lässt.“
„Genau.“
„Ich bin sicher, für ihn als Politiker sind die Medien manchmal genauso lästig wie für Sie mit Ihrer Rockband.“
Nachdenklich ließ sie das Besteck sinken und lockerte die Schultern, als müsse sie überlegen, welche ihrer Gedanken sie mit einem Reporter teilen wollte. Als sie Caleb wieder ansah, las er aus ihrem Blick eher Verunsicherung als Selbstbewusstsein, und das faszinierte ihn genauso sehr wie ihre Antworten.
„Wir lieben unsere Arbeit“, stellte sie klar. „Die Band und ich glauben an das, was wir mit unseren Songs vermitteln wollen. Es bedeutet uns sehr viel.“
Als sie den Blick auf ihren Teller senkte, wirkte sie wie ein kleines Mädchen, dessen Gefühle verletzt worden waren. „Aber darüber wird in den Berichten natürlich
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