Sex oder Schokolade

Kerzen auf dem Kaminsims und auf dem Sofatisch an.
    Sabrina wollte gegen diese offensichtlich romantische Stimmung protestieren, aber dann gestand sie sich ein, dass sie sich genau das hier ersehnt hatte. Es tat ihr ein bisschen Leid, dass sie auf den Ring verzichten musste, aber bei so einer Belohnung würde sie  gern jede Wette verlieren.
    „Lehn dich zurück." Kit schob ihr die Kissen zurecht.
    Sabrina hielt die Schultern verspannt, bis Kit sie von hinten tiefer in die Kissen  drückte und sie kurz massierte. Kraftlos ließ sie den Kopf zur Seite an seine Hand  sinken.
    „Was soll das denn geben?" fragte sie flüsternd.
    „Das wird meine Präsentation."
    „Die Gäste bei der Veranstaltung werden aufgetakelt sein und zu enge Schuhe  tragen. Sie werden sich nicht wohl fühlen, sondern unendlich gelangweilt sein."
    „Dann werden wir sie zum Lächeln bringen."
    Kit hob ihr Haar an und küsste sie auf den Nacken. Ein Schauer lief ihr über den  Rücken, und dann streifte etwas Seidiges ihre Haut. Sie wollte danach greifen, doch in dem Moment bedeckte der Schal schon ihre Augen. Erregt holte sie tief Luft.
    „Wieso verbindest du mir die Augen?"
    „Damit du dich ganz auf deinen Geschmackssinn konzentrierst." Seine Stimme klang samtweich. „Und auf deinen Geruchssinn." Behutsam verknotete er den Schal an ihrem Hinterkopf.
    Als Kit das Tablett holte, hob Sabrina den Schal an einer Seite etwas an. Dieser  Mann mochte ernstere Absichten haben, als ihr lieb war, aber auf jeden Fall hatte er  einen klasse Po. Bei so einer Rückansicht hörte jede Frau sofort zu protestieren auf.
    Kit hielt das Tablett so hoch, dass sie nicht sehen konnte, was daraufstand. „Du  sollst nicht gucken."
    Hatte Marjorie ihr im Grunde nicht die Erlaubnis gegeben? Seit dem Nachmittag bei  ihren Eltern war Sabrina sich nicht mehr so sicher, dass die zweite Ehe ihrer Eltern ein Fehler war. Ihr war klar, dass sie sich in vielen Dingen geirrt hatte. Wieso sollte sie sich nicht gehen lassen und einfach genießen? Wo ist deine Willenskraft? fragte sie sich sofort.
    Vielleicht bekam sie diese Kraft durch die Schokolade in Kits Desserts zurück. Immerhin stand der Ring auf dem Spiel.
    „Fangen wir mit etwas Leichtem an." Er setzte sich neben sie auf das Sofa.
    Sabrina war sich seiner Nähe sehr bewusst. Sie wollte sich an ihn schmiegen, aber wenn sie noch einen Rest an Beherrschung bewahren wollte, durfte sie das auf keinen Fall tun. Durch die Augenbinde fühlte sie sich verletzlich. Kits leichte Berührung an ihrem Knie spürte sie wie eine unglaublich sinnliche Liebkosung.
    Durch den dünnen Schal erkannte sie Schatten und Licht, und wenn sie das Gesicht leicht hob, konnte sie durch den schmalen Spalt unten Kit erkennen, wie er eines der Desserts in ein Schälchen füllte. Ganz bewusst atmete sie tief aus und entspannte sich. Hier ging es nicht um Versprechen und Verpflichtungen, sondern um puren Genuss.
    Kit beugte sich näher zu ihr, und sofort nahm Sabrina seine Wärme und seinen Duft wahr.
    „Aufmachen."
    Zögernd öffnete sie den Mund.
    Kit schob ihr einen Bissen zwischen die Lippen. Es war kalt, glatt und süß, mit einem Hauch Zitrone. „Schmeckt gut." Der luftig leichte Bissen glitt ihre Kehle hinab.
    „Noch ein Bissen?"
    Sabrina öffnete den Mund. „Hm. Was ist das?"
    „Baiser mit Limonencreme. Fast ohne Kalorien. Wir können daraus kleine Bällchen formen oder es wie Inseln in einem Eisbecken treiben lassen. Die Damen werden es lieben."
    „Da hast du Recht. Meine Zustimmung hast du."
    „Hier kommt noch etwas." Sanft stieß er mit einer Gabel gegen ihre Lippen.
    Sabrina griff nach seinen Unterarmen und öffnete gehorsam den Mund. Wieder schmeckte  es nach Zitrone. „Limonen? Schmeckt gut, aber wo bleibt die Schokolade?"
    Er zog den Arm zurück. „Dräng mich nicht."
    Sie hörte, wie er die Schälchen wechselte. „Probier das hier mal."
    Sabrina spürte eine knackige Kruste auf der Zunge, und dann schmeckte sie eine  sehr süße Frucht. Sie schluckte. „Das fand ich nicht so gut."
    „Pfirsichtorte. Die kann ich auch mit Erdbeeren machen oder mit Kiwi."
    „Nein. Eine Obsttorte ist nicht sehr originell." Mit einem Finger schob Sabrina die Augenbinde etwas hoch und blickte Kit an. „Dominique will, dass das ‚Decadence' an  diesem Abend einen bleibenden Eindruck hinterlässt."
    Kit zog die Binde wieder nach unten und drückte Sabrinas Hände wieder in den  Schoß. „Ich habe ja auch gerade erst angefangen."
    Sie