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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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brachten - warum waren sie gestorben, wenn nicht seinetwegen? Er hatte es nicht gewollt, gewiß, diese bluttriefenden Soldaten, diese zerstückelten Kinder flößten ihm Grauen ein... Und verriet die Traurigkeit, die man in all seinem Tun ahnt, nicht die unheilbare Schwermut dessen, der jede Nacht Rahels Stimme hörte, wie sie ihre Kleinen beweinte und jeden Trost zurückwies?... Es war
    besser, ein Ende zu setzen, sich nicht zu wehren, zu sterben, um nicht als einziger leben zu müssen und um anderswohin zu gehen, dorthin, wo er vielleicht Beistand finden würde. Er hat den Beistand nicht gefunden, er hat sich darüber beklagt, und um das Maß voll zu machen, hat man ihn zensiert!... ›Warum hast du mich verlassen?‹, das war ein aufrührerischer Schrei, nicht wahr? Darum her mit der Schere!«141
    Doch nicht nur das Problem des Jesus, sondern auch das der
    übrigen historischen Personen ist auf die übergläubige Weise der Jünger kaum zu lösen: War es tatsächlich der Wille Gottes, daß sein Sohn zur Erde kam, um zu leiden und zu sterben, so waren Menschen nötig, um diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Demnach wären alle, die »Jesus« haßten, verleumdeten, verleugneten, verrieten, verurteilten und töteten, Ausführende des Gotteswillens gewesen. Am Beispiel des Judas wird das Dilemma der Jünger-Theorie deutlich:142 Entweder war dieser ein fester Bestandteil der vorausschauenden Vorsehung Gottes und unschuldig. Oder »Jesus« ließ sich selbst täuschen, war nicht von vornherein über den Verrat eines Wolfs im Schafspelz informiert; das wirft kein gutes Licht auf sein Verhältnis zum Vater. Oder »Jesus« wußte von
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    alldem, verhinderte aber nicht, daß ein Mensch an ihm schuldig wurde, sondern drängte Judas geradezu in den Verrat hinein: Dann handelte der Sohn Gottes schäbig, und Judas wäre legitimiert.
    Noch folgenschwerer ist die Jünger-Theorie selbst: Seit den rich-tungweisenden Aporien und Irrlehren der frühesten Jünger hat die Dogmatik der Christenheit, immer wieder, immer diesen Jüngern auf der Spur, »unseren Gott« fest im Griff. Das Neue Testament kann sich nicht vom Alten lösen, gerade in Sachen Gott nicht: Da dieser als unwandelbar gilt, muß er sich, das heißt unserem Wunsch
    treu bleiben. Insbesondere die Lehre vom erlösenden, Gott versöhn-nenden Kreuzestod »Jesu« ist nur zu verstehen (und psychologisch stimmig) vor dem Hintergrund des geschilderten Gottesbildes. 143
    Noch immer führt kein Weg daran vorbei, daß »unser Gott« ein
    Gott ist, der Blut liebt, vergossenes Blut, grauenvoll vergossenes Blut. Die Belege für diese Vorliebe des Jünger-Gottes im Alten Testament sind Legion,144 kultische Handlungen, Bundesschlüsse, gerechte Kriege, Landnahmen, Strafen sind voller Blut, geradezu trunken von Blut. Und der Kreuzestod des einzigen Sohnes reiht sich in der Jünger-Predigt nahtlos ein in eine bestimmte Vorstellung von Gott: Dieser soll seit Adam und Eva gekränkt sein, durch die fortwährenden Missetaten der Menschen beleidigt. Nun zürnt er, läßt sich von den vielen Schlacht- und Blutopfern nicht endgültig versöhnen, plant - der liebe Vater des Neuen Testaments - ausdrücklich den Foltertod »Jesu«.
    Was für ein Gott, »unser Gott«! Ein Urbild menschlicher Tyran-nenherrschaft (Percy Bysshe Shelley145), ein grimmiges, eifersüchtiges, zorniges Wesen, das die Missetaten der Väter an den folgenden Generationen heimsucht, das haßt und die verfolgt, die es hassen.
    Eine Gottheit, die die ihr angetanen Beleidigungen furchtbar rächt, die Menschenopfer durch das Schwert und den Strick im größten Maßstab gebietet und annimmt, auf daß ihr Zorn besänftigt werde.
    Ein gefräßiger Gott, ein verzehrendes Feuer, dessen Anblick tötet-Ein Wesen, das ebenso empfindlich gegen Beleidigungen wie emp-fänglich und erkenntlich für Schlachtopfer (als Zeichen liebenden Gehorsams) ist.146
    Manche der besten Köpfe des Abendlandes ertrugen einfach den
    patriarchalen Tyrannen nicht, versuchten, sich - um Gottes willen! - vom traditionellen Bild zu lösen: Es ist eine »scheußliche und beispiellose Blasphemie, zu behaupten, der Allmächtige Gott habe 176
    Moses ausdrücklich befohlen, ein harmloses Volk zu überfallen und wegen unterschiedlichen Gottesdienstes jedes seiner Lebewesen vollkommen zu vernichten, jedes Kind und jeden unbewaffneten Mann kaltblütig zu ermorden, die Gefangenen abzuschlachten.
    die Ehefrauen in Stücke zu hauen und allein die jungen Mädchen für

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