Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Geschehen ein. Sie werden merken: Die ungewohnte Rolle kann ziemlich schwer sein!
3. Dienen und Bedientwerden
Version für Mutige und Fortgeschrittene: Bieten Sie Ihrem Schatz an (vielleicht zu seinem Geburtstag?), mal einen ganzen Tag lang seine «Dienerin» bzw. sein «Diener» zu sein: Er oder sie darf sich alles wünschen. Oder Sie spielen die «Gebieterin»/den «Gebieter» und er/sie ist dann beim nächsten Mal dran.
Geilheit oder Innigkeit, Trieb oder Seele?
Was das Herauslassen ihrer Lust betrifft, sind Männer im Durchschnitt noch zurückhaltender als Frauen. Das hängt einerseits mit dem Selbstbild zusammen, andererseits haben die meisten Männer den Gedanken im Hinterkopf, dass sie immer geistesgegenwärtig genug sein müssen, um die Frau im Auge zu behalten und wachsam zu sein für ihre Signale (etwa, wo man an Grenzen gelangt). Bei vielen Männern ist jedoch alles allzu sehr kontrolliert: Kaum ein Ton oder gar obszönes Wort dringt aus ihrem Munde, es gibt keine ausufernden Bewegungen, wenig spontane Impulse bzw. kein spontanes Umsetzen … So wird es auch für die Frau schwer, alle Kontrolle abzugeben.
Sprich: Ob man sich fallen lassen kann, hängt auch davon ab, ob der Partner es kann; vielleicht auch, ob er sehr still oder sehr passiv ist und dem anderen fast alle Führung überlässt; gerade Frauen kann das ziemlich verunsichern. Das heißt: Zu viel Führung zu übernehmen ist nicht gut, zu wenig aber eventuell auch nicht (je nach Stil der Beteiligten). Es ist ein gegenseitiger Austausch, wie bei einem schönen Tango, bei dem sich die beiden nicht nur der Musik hingeben, sondern auch in einem fließenden Gleichklang bewegen.
Manchmal ist es (wie ich schon erwähnte) völlig okay oder sogar klasse, einfach nur seinen Trieben freien Lauf zu lassen. Das heißt, man ist mehr oder weniger selbstbezogen und lässt sich von «animalischer», ungezügelter Lust leiten. Schwimmt der Partner gerade auf der gleichen Welle – geil! Oder er/sie lässt sich davon anstecken – auch gut. Für manche Menschen ist das die einzige Form, die in ihren Augen unter «erstrebenswerten/erfüllten Sex» fällt. Für andere wiederum fällt darunter nur der liebevoll-verbundene Sex, bei dem man sich dem anderen besonders nah fühlt, mit ihm «verschmilzt».
Die Frage ist: Kann es gelingen, dass sich fast jede Form von Sex erfüllt anfühlt? Ich denke schon, aber dazu gehören Mut und Vertrauen (auch Selbstvertrauen). Denn es geht darum, dass Sie Ihrem Partner nicht nur Ihren Körper öffnen, sondern auch Ihre Seele: über die Augen, den Gesichtsausdruck, die Berührungen und indem Sie sich auf ihn einlassen. Und er tut dasselbe. Sprich: Sie lassen beim Sex alle Gefühle zu und zeigen sie. Das gilt für Liebe, Leidenschaft, Anlehnungsbedürfnis usw. ebenso wie für negativ Besetztes wie Wut, Traurigkeit, Unsicherheit, Ängste.
Das ist für viele Menschen mehr, als sie vertragen können, weil dabei oder davor einer der vielen Schutzmechanismen wirkt, von denen ich verschiedentlich in diesem Buch berichtet habe. Wenn man es aber schafft, sich dem anderen auch seelisch zu öffnen und sich gegebenenfalls überwältigen zu lassen (von Geilheit, Liebe, Traurigkeit, was auch immer), bekommt der Sex eine ungeheure Intensität und Qualität; dann fühlen sich sogar «kleine Akte», die man normalerweise als banal abtun würde, besonders an und stärken das Band zwischen Ihnen beiden.
Solcher Sex ist körperlich und seelisch so befriedigend, dass sogar der Orgasmus in den Hintergrund rücken kann (für viele Männer mag das nicht sehr erstrebenswert klingen – ich empfehle, es einmal auszuprobieren!). Was hilft, um dorthin zu gelangen: Achtsamkeit (siehe Kapitel 9), Kontaktaufnahme (siehe S. 199) und langsamer Sex (zumindest zur Einstimmung).
Übung: Öffnen Sie Ihre Augen für den Liebsten. Sehen Sie ihm ins Gesicht, während Sie stöhnen, erotische Worte austauschen oder ihn stimulieren, und legen Sie Ihren Gefühlen keinerlei Zügel an. Das kann sich zuerst seltsam anfühlen, Willenskraft kosten, sogar verwirrend sein. Denn die entstehende Intimität kann so intensiv werden, dass man sie kaum noch aushält. Vielleicht ist auch Ihr Partner irritiert, fühlt sich beobachtet usw. Beruhigen Sie ihn dann, bitten Sie ihn, es auch einmal zu versuchen. Erwarten Sie freilich nicht, dass er es sofort erwidert, man muss sich erst daran gewöhnen. Tauschen Sie sich auch verbal aus: Wie fühlen Sie sich gerade? Und wie sieht’s
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