Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Quote als Mindestmaß, wenn der Partner deutlich weniger Lust und Initiative zeigt. Eine meiner Klientinnen sagte:
«Er würde am liebsten jeden Tag, mir würde einmal im Monat reichen. Also betont er immer wieder, dass zweimal pro Woche ‹normal› ist, und deutet an, dass man sich Sorgen um die Beziehung machen müsste, wenn es weniger ist. Also zwinge ich mich in Dreiviertel der Fälle, es mit ihm zu tun und irgendwie Lust zu entwickeln. Zum Orgasmus reicht es meistens nicht.»
Für längere Beziehungen ist diese Quote meiner Ansicht nach völliger Quatsch. Sie wird angehoben durch Personen, deren Beziehung noch frisch ist oder die viele Sexabenteuer haben (da kommt es ja durchaus mal zu 15 Akten pro Woche – das hebt den Durchschnitt natürlich rapide an!) und durch die ein oder andere Schwindelei. Hier ein typisches Beispiel aus meiner Paarberatung: Er sagt: «Wir tun es ein-, zweimal pro Woche». Sie sagt: «Wir haben ein bis drei Akte pro
Monat.
» Raten Sie mal, was davon stimmt, als wir die letzten zehn Male mittels Kalender rekonstruieren. Die Angabe der Frau trifft übrigens auf die Mehrzahl der Paare zu, die mindestens zwei Jahre zusammen sind.
Wenn spezielle Wünsche des Partners zu weit gehen
Was wir beim Sex tun, erwarten und zulassen, bemisst sich stark daran, was wir für «normal» oder für akzeptabel halten. Manche müssen sich jedoch wenig Gedanken darüber machen: Das sind die, die einen Partner haben, der so abhängig von der Beziehung ist, dass er sich kleinmacht und sich sexuell unterordnet. Das kann bisweilen bizarre Formen annehmen, etwa dass ein Mann an einer verkümmerten Form von Sex verhungert, gar keinen mehr bekommt wie Bernd (S. 100), oder dass Frauen grässliche Dinge dulden, wie etwa Jessica (20):
«Mein neuer Freund steht unheimlich auf Seidenstrumpfhosen und lässt sie auch beim Sex an, das heißt, die Strumpfhose ist auch über seinem Penis, und er dringt so in mich ein. Ich selbst stehe nicht darauf, aber ich kann’s ihm auch nicht verbieten, oder? Zwei Monate lang ging es, mit Gleitmittel. Aber vor ein paar Wochen hat so ein Jucken angefangen, das jetzt in ein Brennen übergegangen ist. Ich vermute, ich habe mir da einen Infekt eingefangen oder so etwas, aber kann der von der Strumpfhose kommen?»
Jessicas Frauenarzt stellte fest: Ja, sie hat eine Scheidenentzündung. Bei der Entstehung wirkten drei Ursachen zusammen:
Das Material der Strumpfhose trocknet die Scheide aus, sodass schädliche Keime sich dort besser ausbreiten können. Gleitgel hilft hier wenig, unter anderem weil es nicht der natürlichen Vaginalflora entspricht.
Da der Freund vermutlich nicht immer eine neue Strumpfhose benutzt, man diese aber nicht bei 60 oder 90 Grad waschen kann, sammeln sich jede Menge Keime an. Igitt!
Sie mag seine Marotte nicht, traut sich aber nicht, sie abzulehnen – also macht das an ihrer Stelle der Körper, indem er eine Entzündung entwickelt. So kann sie nämlich einfach ihrem Freund sagen: «Nein, kein Strumpfhosensex mehr», ohne die «Spielverderberin» zu sein.
Ich sage ihr, sie solle sich lieber trauen, ihm direkt zu sagen, dass der Sex mit seinen blöden Strumpfhosen sie nicht anmacht und sie keine weiteren Scheidenentzündungen haben will, bis das Gewebe dort nachhaltig geschädigt ist.
Dies ist eines der Beispiele für Sex-Eigenheiten, die man seinem Partner oder seiner Partnerin nicht unbedingt zumuten sollte. Als ich es online stellte, protestierte ein Fetischanhänger: «Er hat doch ein Recht, seine Vorliebe auszuleben!» Kann er gerne machen. Aber wenn sie diese Vorliebe nicht teilt und obendrein körperliche Schäden davonträgt, hilft nur eins: lassen. Dann kam das Argument: «Aber wenn er das braucht für seine Lust, kann er das nicht einfach lassen!» Richtig, einfach wird es vielleicht nicht. Im oben beschriebenen Fall handelt es sich vermutlich um eine seltsame Gewohnheit, und seiner Freundin zuliebe sollte er versuchen, sie sich abzugewöhnen.
Das fand der anonyme Fetischanhänger gar nicht gut: «Was, er soll seine Lust unterdrücken?!»
Nun: Ob Jessicas Freund seine Vorliebe mit sich allein auslebt, ist seine Sache. Aber Sex zu zweit darf nicht so aussehen, dass der eine seiner Lust frönt und der andere etwas erleidet. Und sexuelle Vorlieben sind beeinflussbar, das heißt, die meisten kann man sich ebenso abgewöhnen (bzw. durch etwas anderes ersetzen) wie etwa das Rauchen.
Weit übler als Jessica haben es Petra (unten) und Liane
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