Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
hätten wir die perfekte Beziehung», lautet Bennys Antwort.
«Und dann? Was wäre dann?», hake ich nach.
«Na, das volle Programm: In ein, zwei Jahren heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen», gibt er ohne großes Nachdenken zurück.
In drei Intensiv-Sitzungen legen wir die verborgenen Hintergründe frei: Eigentlich fühlt er sich noch viel zu jung, um sich auf eine «endgültige Bindung», Hausbau, Familiengründung festzulegen. Bei dem Gedanken ist ihm total unwohl. Doch er tut es trotzdem: Er reinszeniert die Beziehung seiner Eltern. Er hat seinen Vater von Kindesbeinen an auf einen Sockel gestellt, und da steht er heute noch. Aufgrund seiner maßlosen Bewunderung für seinen Vater eifert Benny ihm unbewusst in etlichen Dingen nach, ohne es hinreichend zu hinterfragen – etwa ob das wirklich sein Interesse, sein Wunsch, sein Ziel ist. Seinem Vater gefällt Julia und auch der Gedanke, einmal ihr Schwiegervater und Großvater ihrer Kinder zu werden. Benny hat sich eine Beziehung eingerichtet, die der seiner Eltern ganz ähnlich ist, mit einer Frau, die seiner Mutter ähnlich ist, und wundert sich jetzt, dass es ihm zu viel und zu eng wird.
Wie sein Vorbild erobert und dominiert Benny die Frauen, bis sie abhängig von ihm sind wie seine Mutter von seinem Vater (er rekonstruiert eine vertraute Situation). Die Frauen vor Julia verließ er immer sofort, sobald sie zu anhänglich wurden. Denn dann setzt er sie (seine früheren Kurzaffären und nun auch Julia) unbewusst mit der Mutter gleich und hat keine Lust mehr auf sie. Erstens weil er die Abhängigkeit seiner Mutter nicht gutheißt; zweitens weil man für die eigene Mutter kein erotisches Verlangen empfinden darf und Benny dementsprechend innerlich zurückschreckt vor sexuellen Handlungen mit ihr; und jetzt ist Julias Abhängigkeit belastend und einengend für ihn und mit zu viel Verantwortung und Verpflichtung verbunden.
Zudem sagt sein Unbewusstes: Solange es keinen Sex mit ihr gibt, kann sie auf keinen Fall schwanger werden. Irgendwann will ich das vielleicht, aber auf keinen Fall jetzt schon! Weil Benny es nicht vermag, ihr und sich das offen einzugestehen und demgemäß zu handeln, übernimmt sein Körper das für ihn, indem er die Intimität unterbindet und so die Beziehung unterläuft. Mit Erfolg, denn solange Erotik, Lust und Sex in dieser Beziehung fehlen, rückt das «volle Programm» in weite Ferne. Und die Frage ist ja auch, ob er das überhaupt wirklich will. Um näher an seine eigene Gefühlswelt heranzukommen, riet ich Benny unter anderem, sich von seinen Eltern abzunabeln.
Ein weniger komplexes Beispiel, in welchem Maße sich das Unbewusste auf den Sex auswirken kann, liefert Daniel (25):
«Zu Anfang lief es zwischen meiner Frau und mir sehr gut, auch sexuell. Unsere Beziehung begann vor genau drei Jahren. Acht Monate später wurde sie schwanger, dann kam das Baby, und vor gut einem Jahr haben wir geheiratet.
Wir haben noch regelmäßig Sex, so etwa zwei- bis dreimal pro Woche, soweit wir die Zeit finden. Wir haben viel Stress mit der Arbeit und dem Kind. Aber praktisch ab dem Moment, als sie mir mitteilte, dass wir Eltern werden, habe ich Erektionsprobleme, also seit gut zwei Jahren. Beim Sex habe ich nach einer Minute den Erguss, danach wird ‹er› nicht mehr steif. Das war vorher noch nie so, da konnte ich unterschiedlich lang verkehren, so zwischen 20 und 40 Minuten. Woran kann das liegen?»
Wie immer checken wir zuerst die körperlichen Faktoren: Daniel ist schlank und gesund, raucht und trinkt nicht, bewegt sich ausreichend. Verhütet wird mit der Pille. Er onaniert selten, kommt auch dabei sehr schnell. (Weil er sich immer unter Zeitdruck fühlt, vermute ich.)
«Wie geht Ihre Frau mit dem vorzeitigen Erguss um? Und mag sie den Sex trotzdem?», frage ich ihn.
«Sie sagt zwar immer, es wäre okay, aber ich glaube, dass eine Frau wohl kaum nach einer Minute auf ihre Kosten kommt. Aber zum Orgasmus bringe ich sie schon – von Hand.»
Zuerst einmal finden wir heraus, dass Daniel gar keine echte Erektionsstörung hat, sondern das nur denkt, weil sein Penis ab und zu nicht ganz steif wird und weil er nach dem Orgasmus nicht gleich wieder kann. Der schnelle Erguss muss an sich auch kein Problem sein, wenn der Sex beiden Beteiligten trotzdem Spaß macht.
«Von daher», rate ich, «sollten Sie sich erst einmal ein bisschen entspannen. Das ist wichtig, denn der Hauptgrund für einen zu schnellen Orgasmus ist, dass die
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