Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
wenn Sie mit ihm Sex haben? Stört da irgendwas?»
«Das Bett ist in Ordnung, die Beleuchtung auch, Kerzenlicht. Es ist eine WG , und das ist halt etwas ungünstig. Ich kann da nie ganz loslassen aus Angst, gehört oder gestört zu werden», erklärt sie.
Meine Hausaufgabe an sie lautet, diese Dinge zu ändern und darauf zu achten, was passiert. Also anders verhüten, das Zimmer abschließen (Vera lebt in einer WG , so wie ihr Freund), Sex haben, wenn die Mitbewohner nicht da sind.
Einen Monat später berichtet sie mir, sie habe zwar zweimal Sex unter günstigeren Bedingungen gehabt (unter anderem verhütet sie jetzt mit einem Vaginalring); einen Orgasmus erlange sie zwar immer noch nicht, aber weil sie die anderen Störfaktoren aus dem Weg geräumt hat, kann sie jetzt den größten viel genauer erkennen:
«Ich mache mir fast die ganze Zeit Druck, glaube ich. Ich denke beim Sex so Sachen wie: ‹Jetzt kommt er bestimmt gleich› oder ‹Ich muss mich ranhalten und einen Orgasmus bekommen, sonst habe ich wieder nichts davon.› Und beim Vorspiel: ‹Jetzt komm möglichst bald, er hat bestimmt bald keine Lust mehr, an Dir rumzufummeln› oder ‹Jetzt hört er sicher gleich auf, dabei ist es doch gerade so schön. Wie sage ich ihm nur, dass ich nicht mehr lang brauche bis zum Orgasmus?›. Und immer wieder: ‹Ich bin viel zu langsam!›
Der Druck bezieht sich darauf, mit ihm mithalten zu wollen oder zu müssen. Ich erlaube mir nicht, mehr Zeit zu brauchen als er. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt. Und ich will es ihm recht machen, unbewusst. Zudem befürchte ich, dass er meine Lieblingsstellen nicht findet und ich leer ausgehe. Und dann habe ich noch Angst, nicht genug für ihn zu machen. Manchmal blockiert es mich für ein paar Minuten so sehr, dass gar nichts mehr geht.»
Ich gebe ihr den Rat, sich in so einem Moment unbedingt zu trauen, das Geschehen zu unterbrechen und Sven zu sagen, was sie braucht, um runterzukommen und zu entspannen. Für sie funktioniert es am besten, wenn sie ihn bittet, sie einfach nur in den Arm zu nehmen und sanft zu streicheln (nicht im Intimbereich oder an den Brüsten).
Außerdem soll sie Sven sagen, welche Gedanken ihr beim Sex im Kopf herumspuken, und ihn fragen, wie er dazu steht. Nachdem Vera das gemacht hatte, kann Sven sie nicht nur besser verstehen und besser auf sie eingehen, sondern sie auch in allen Punkten beruhigen.
Welche Rolle spielt das Unbewusste?
Vera hat dasselbe Problem wie Ines: Sie glaubt, sich dem Tempo ihres Freundes anpassen zu müssen. Und beide scheuen es nicht nur, sich diesbezüglich ihrem Freund mitzuteilen; sie überlassen die Regie im Bett komplett dem Mann. Wobei Vera keineswegs passiv ist; im Gegenteil ist sie sehr bemüht, es ihm recht zu machen, während sie selbst zu kurz kommt. Denn «etwas» in Vera und Ines glaubt: «Ich bin es nicht wert, dass er mehr Zeit und Mühe für mich aufwendet. Ich muss so pflegeleicht (also anspruchslos und angepasst) sein wie früher bei Mama und Papa, damit ich nicht nerve, sondern liebgehabt werde.» Daher ist auch die Sorge, ihn zu enttäuschen, immer mit an Bord. Aber wie kann es sein, dass sie lieber selbst enttäuscht und frustriert sind, anstatt einmal zu riskieren, dass ihr Freund es sein könnte? Und warum können diese beiden jungen Frauen es nicht «einfach» ändern, selbst wenn es ihnen schließlich klar wird?
Weil in einer engen Beziehung sehr oft dieselben unbewussten Gefühle aktiviert werden, wie wir sie früher in unserer Herkunftsfamilie hatten. Und weil das Unbewusste meist eine größere Macht über uns hat als das Bewusstsein.
Basis-Informationen über das Unbewusste
Nur etwa ein Zehntel der Vorgänge in unserem Gehirn sind uns bewusst oder können recht gut ins Bewusstsein geholt werden (in Form von wahrnehmbaren Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen, Impulsen und Ähnlichem mehr). Der allergrößte Teil aber, rund 90 Prozent, läuft unbewusst ab, also kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Man kann auch nicht einfach «hineinsehen» – und doch werden wir davon gelenkt.
Man kann sich das Gehirn ähnlich wie einen Computer vorstellen: Man sieht nur das, was man sich schnell auf dem Bildschirm holen kann. Sehr viele Inhalte, z.B. Programme, Schaltkreise und Unmengen von Dateien, kann man nicht sehen, dennoch sind sie da und bestimmen zum größten Teil, wie der Computer funktioniert und läuft, also wie er etwas verarbeitet (bzw. ob er manches überhaupt angemessen verarbeiten kann). Vieles
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