Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Sie räuspert sich. «Ich finde ihn nackt einfach nicht schön. Angezogen schon.»
(Hier kommt ein weiterer unbewusster Glaubenssatz heraus: Man kann nur etwas an mir lieben, das schön ist.)
«Du musst deinen Körper nicht unbedingt schön finden, um ihn zu schätzen, zu lieben und zu achten», sage ich ihr. «Kannst du das nachvollziehen?»
«Hm …», sinniert sie, «vielleicht sollte ich ihm begegnen, wie man auch anderen Menschen begegnet. Nicht jeden seiner Freunde findet man uneingeschränkt schön, dennoch liebt man sie für das, was sie sind, und das wiederum verschönert sie. Aber bei mir selbst sind die Maßstäbe schon sehr hoch. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ihn erst während einer Schwangerschaft lieben könnte. Denn bisher ist mein Körper nur meine Hülle und hat diese vorrangig optische Aufgabe für mich zu leisten. Wenn er aber Leben schenkt und wirklich wichtig wird, ich denke, dann werde ich ihn lieben.»
Wie so viele Menschen betrachtet Ines ihren Körper nicht als etwas, das sie
ist
, sondern als etwas, das sie
hat
– fast wie einen Gebrauchsgegenstand; in ihrem Fall ein Gegenstand, der dazu dienen soll, sie gut aussehen zu lassen.
«Dein Körper ist bereits jetzt wichtig und wertvoll», sage ich, «denn er schenkt bereits jetzt einer sehr wichtigen und wertvollen Person Leben: DIR . Der Gedanke mit der Schwangerschaft ist zwar schön, aber das kann danebengehen – weil sie auch schwierige Seiten hat und weil es Komplikationen geben kann. Diese Probleme sind bei Frauen, die mit ihrem Körper nicht im Reinen sind, sogar meist stärker. Ich denke, es wäre gut, wenn du es schon vorher schaffst, dich mit ihm eins und richtig gut zu fühlen. Er ist nicht eine Hülle! Dein Körper, das bist du, und zwar in ganz irdischer und greifbarer Form. Deine Seele und dein Geist zeigen sich ja auch in ganz vielen körperlichen Dingen. Und: Wie du mit deinem Körper umgehst, so gehst du auch seelisch-mental mit dir um – z.B. wie sehr du versuchst, ihn zu beherrschen, statt in ihn hineinzuhorchen und auf ihn zu hören, ob das, was du für ihn tust (Ernährung, Erholung, Bewegung, Schlaf usw.), das Beste für ihn ist. Und das alles hat ja wiederum eine ganz starke Rückwirkung auf deine Seele, dein gesamtes Wohlbefinden und auch auf deinen Geist.»
Ines versucht unter anderem, möglichst wenig zu essen, außerdem absolviert sie eine festgelegte Anzahl von Trainingsstunden im Fitness-Studio – das klingt eher nach «Ich kontrolliere und forme meinen Körper» als nach Freude an der Bewegung. Ich frage sie «Wollen dein Körper und deine Seele dieses Fitnessprogramm überhaupt? Wenn es dir eigentlich kaum Spaß macht, rate ich dir, Sportarten (oder besser: Bewegungsarten) zu suchen, die sich gut für dich anfühlen.»
Ines’ Body-Mass-Index liegt bei 17,3. Ein Wert unter 18,5 gilt für ihr Alter medizinisch als «untergewichtig» und oft schon als gesundheitlich bedenklich, ein Wert unter 17,5 wird bereits als Magersucht klassifiziert. Im gesamten Körper herrscht Mangelzustand, und das zeigt sich an vielen Stellen, so etwa:
an den Hormonen: Das Defizit an Körperreserven (z.B. Fettdepots) signalisiert dem Körper, dass er auf keinen Fall schwanger werden darf; also drosselt er die Sexualhormone und die Libido;
an der Scheidenbefeuchtung (die Drüsen brauchen Nährstoffe und Hormone, um zu funktionieren);
am Immunsystem (unter anderem entsteht eine Neigung zu allen möglichen Infekten, auch der Scheide).
Vermutlich haben Ines’ häufige Pilzinfektionen auch ihre Scheidenflora und die Lubrikationsfähigkeit angegriffen; daher brennt es beim Verkehr schneller.
Wie die meisten Untergewichtigen ernährte sich auch Ines mangelhaft; ich konnte sie zwar nicht dazu bewegen, zuzunehmen, aber immerhin dazu, einige Richtlinien zu befolgen, um eine ausreichende Menge der notwendigen Stoffe aufzunehmen.
Auf einer unbewussten Ebene lauern bei Ines eine Menge unbearbeiteter Probleme und Ängste, darunter auch die vor Kontrollverlust und vor dem Erwachsenwerden. Körperlich zeigen sich diese bei ihr vor allem in zwei Bereichen: im Beckenboden (der unter anderem den Blasen- und Scheideneingang reguliert) sowie im vaginalen Bereich. Der Beckenboden steht für etwas ganz Existenzielles im Menschen; hier kann sich etwa Existenz- oder Todesangst zeigen (selbst Erwachsene machen sich manchmal bei extremer Angst in die Hose).
Der vaginale Bereich steht vor allem für die Identität als Frau und für
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