Sexpertin in Mord
dirigierte
Martin Goodman und Jackie Kruger zu ihren Plätzen. »Tacitus und die andere
Sklavin auf diese Seite.« Dann wies er mit einer Hand aufs andere Ende des
Tisches. »Und dort nehmen natürlich Sejanus und Agrippina Platz .«
Ich registrierte, daß er Marty
neben die Contessa plazierte und Jackie auf die
andere Seite des kleinen dicken Wichtes, mich aber setzte er zwischen sich und
Mr. Amalfi. Dann wartete der Kaiser, bis sich alles niedergelassen hatte, ehe
er sich auf die Liege neben der Contessa streckte.
»Nur eines noch, ehe wir unser
Fest beginnen.« Seine Stimme schien ein ganz klein wenig zu scherzen. »Obwohl
ich, als euer Kaiser, wohl weiß, daß ich mich unter guten und
vertrauenswürdigen Freunden befinde, so gibt es doch noch jemanden, den ich gleichfalls
in unseren Kreis bitten muß .«
Er klatschte laut in die Hände,
und unmittelbar darauf löste sich plötzlich eine riesige Gestalt aus dem
Schatten hinter seinem Rücken. Beinahe hätte ich laut aufgeschrien, denn der
Rübezahl namens Ali sah noch furchterregender aus als sonst, mit blankem
Oberkörper und türkischen Pluderhosen, in deren Gürtel dieses fürchterliche
gezackte Schwert steckte.
»Ali, der inzwischen mein
ergebener persönlicher Leibwächter geworden ist«, erklärte Harry liebenswürdig,
»war ursprünglich ein Geschenk von einem meiner recht abenteuerfreudigen
Kapitäne, der ihn als Piraten im Mittelmeer gefangen hatte. Bitte, laßt euch
durch seine Anwesenheit den Appetit nicht verderben, er neigt nur dann zur
Gewalttätigkeit, wenn er das Gefühl hat, die Person seines Kaisers sei bedroht.
Und nun —«, er schaute Mr. Amalfi an, »— wollen wir beginnen ?«
Mr. Amalfi ergriff einen Pokal
und erhob sich. Füße scharrten, als jedermann es ihm gleichtat.
»Ein Prosit dem Kaiser«, sprach
Mr. Amalfi mit Grabesstimme. »Da muß der Becher bis zum letzten Tropfen geleert
werden. Ihr werdet mir alle den Trinkspruch nachsprechen und dann eure Becher
in einem Zug austrinken .«
»Wer das nicht tut, wird
bestraft«, bemerkte Harry beiläufig. »Er wird entweder auf der Stelle von
meinem treuen Ali enthauptet, oder er muß drei weitere Becher Wein binnen fünf
Minuten trinken .«
Mr. Amalfi hob seinen Pokal.
»Heil, Cäsar, dir !« rief er. »Heil dir, o mächtiger
Tiberius !«
»Heil, Cäsar, dir !« echote es aus allen Kehlen. »Heil dir, o mächtiger
Tiberius !«
Ein Weilchen dachte ich schon,
ich käme diesem Becher niemals auf den Grund, und es schien, als sollte ich
mich in Wein ertränken. Aber schließlich schaffte ich es irgendwie und setzte
mich aufatmend wieder hin. Die anderen sahen aus, als hätten sie denselben
Kummer, und zu allerletzt wurde die ehrenwerte Pamela fertig, die einen
höflichen Rülpser von sich gab, als sie wieder Platz nahm.
»Das Fest kann beginnen«,
sprach Harry.
Ich sah ihm zu, wie er einen
ganzen Fasan packte, ein Bein abriß und es der Contessa formvollendet reichte,
die es mit dankbarem Lächeln entgegennahm. Dann schnalzte er einmal mit den
Fingern. Ali ergriff einen gewaltigen Weinkrug und ging herum, wobei er die
Pokale wieder bis zum Rande füllte. Wenn ich lange genug Herr meiner Sinne
bleiben wollte, um Harry später in mein Zimmer zu locken, sagte ich mir, dann
brauchte ich jetzt vor allen Dingen eines: Nahrung. Es gab weder Teller noch
Besteck, weshalb ich es wie der Kaiser machte und mich meiner Finger bediente.
Ich hatte gerade einen herzhaften Bissen Fasan geschluckt, da stand Harry mit
dem nachgefüllten Becher in der Hand auf, und natürlich mußten wir alle seinem
Beispiel folgen.
»Wir trinken auf das Wohl der
Kaiserin, der dunkelhaarigen Zauberin Julia !« Er
lächelte ein bißchen. »Ich brauche wohl niemanden daran zu erinnern, daß für
die Säumigen dieselbe Strafe wie zuvor gilt ?«
»Auf die dunkelhaarige Zauberin
Julia!« Jedermann sprach wieder die Worte nach, und darauf folgte eine
ausgedehnte Stille, die nur von Gurgelgeräuschen unterbrochen wurde.
Irgendwie offenbarte das
Kerzenlicht eine neue sanfte und schimmernde Wärme, als ich mich wieder
hinsetzte. Es weckte in mir den Gedanken, was ich doch für ein Glückspilz sei,
daß ich in einer solch lieblichen Nacht mit so reizenden Menschen zusammen sein
dürfe. Und dann, drei Mundvoll Fasan später, erhoben wir uns alle miteinander,
um aufs Wohl der ersten Kaiserin, der huldvollen Agrippina zu trinken. Die
ehrenwerte Pamela nahm den Trinkspruch huldvollerweise mit einem schrillen
Schluckauf entgegen,
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