Sexpertin in Mord
Hälfte erinnerst. Ich kann dir
versichern, daß niemand versucht, mich zu ermorden! Schau her !« Er lächelte auf mich herab. »Es gibt eine Möglichkeit, das ganz leicht zu
beweisen. Wir gehen jetzt in dein Zimmer und schauen nach. Wenn du siehst, daß
es leer ist und niemand darin lauert, dann weißt du, daß du dir keinerlei
Sorgen mehr zu machen brauchst .«
»Nein !« schrie ich. »Marty wartet dort mit diesem schrecklichen Messer auf dich, und
sobald du einen Fuß ins Zimmer setzt, bringt er dich um !«
»Unsinn.«
Er schob mich beiseite und nahm
mit entschlossener Miene Kurs auf die Tür. Ich wußte genau, daß nichts ihn
aufhalten würde, was ich auch sagte — also mußte ich zu einer Verzweiflungstat
schreiten. Und dann hatte ich plötzlich eine Eingebung, kam ihm um einen halben
Meter an der Tür zuvor und zog rasch den Schlüssel aus dem Schloß.
»Gib mir den Schlüssel«, sagte
er knapp.
»Du kriegst ihn nicht«,
erklärte ich ihm. »Ich werde nicht zulassen, daß du in deinen Tod rennst, Harry
— Eure Hoheit .«
Dann langte er plötzlich nach
dem Schlüssel, aber ich war schneller als er. Ich zog ein bißchen am Vorderteil
meiner Tunika und brachte den Schlüssel an meinem Busen in Sicherheit.
»Siehst du wohl !« sagte ich triumphierend. »Jetzt kannst du nicht hinaus .«
Eine ganze Weile stand er nur
da und guckte mich an. Langsam begann es in seinen Augen zu glühen, und dann —
es machte mich richtiggehend nervös —, dann sträubte sich sein Schnurrbart ganz
von allein.
»Scheherazade«, sagte er
heiser. »Du brauchst dir doch keine so wunderbare Story ausdenken, nur um
sicherzugehen, daß niemand uns hier stört !«
»Mein Name ist Mavis«,
berichtigte ich ihn automatisch, »und ich habe mir die Story nicht ausgedacht.
Sie ist wahr .«
»Natürlich, Darling«, schnurrte
er. »Ich verstehe vollkommen .«
Dann nahm er mich an den
Schultern und zog mich an sich. Im nächsten Augenblick war ich so eingepackt
wie die unterste Sardine in der Büchse. Es war, als wiederhole sich die jüngste
Geschichte — der raffinierte kleine Schnurrbart kitzelte wieder meine Oberlippe,
und ich erwiderte den Kuß ganz gegen meinen Willen, bis seine Hände wieder ein
Stückchen zu weit wanderten und die kalte Wirklichkeit zu ihrem Recht kam.
Nicht nur sie war kalt, die Hände waren’s ebenfalls! Ich löste mich aus seinen
Armen und wich rasch zwei Schritt zurück.
»Jetzt hör mich mal an, Harry .« Ich lächelte freundlich. »Du verstehst ja alles ganz
falsch. Hör mir doch nur einen Augenblick zu, ich will dir alles noch einmal
erklären. Schließlich sind wir doch zwei vernünftige Menschen und... iiih !«
Die vielen I auf einmal
entfleuchten mir, weil er auf mich losging, als sei ich die erste Frau, die er
nach zehn oder zwanzig Jahren zu Gesicht bekam. Harry wirkte wie ein Wirbelwind
mit zwanzig Händen, deren jede nach einer anderen Stelle griff, und keine der
betroffenen Stellen war nach meiner Ansicht zum Hingreifen geeignet. Also wich ich wieder zurück, aber diesmal war ich nicht schnell
genug. Eine der Wirbelwindhände bekam den oberen Rand meiner Tunika zu fassen.
Harry hielt fest, ich setzte meinen Rückzug fort, mithin mußte etwas anderes
nachgeben, und man braucht wohl nicht dreimal zu raten, um auf die Tunika zu
kommen. Zwei Sekunden später hielt er sie in der Hand — und ich stand da in
meinem trägerlosen Oberteil und den sparsamen Höschen.
»Ah, wie wundervoll!« Er hielt
einen Augenblick inne, um mich vom Hals bis zu den Knien zu röntgen, und dabei
wurde die irre Glut in seinen Augen immer irrer. »Du bist eine Houri , die dem Paradies entsprungen ist !«
Ich war in diesem Augenblick
nicht ganz sicher, was denn eine Houri sei, aber es
schien mir leicht, da zu einer fundierten Annahme zu kommen. Da war er auch
schon wieder hinter mir her, und ich konnte seinem ersten Ansturm zwar
ausweichen, aber die Lage wurde sehr rasch verzweifelt. Es fehlte schlicht an Raum
zum Manövrieren, denn dieses blöde Bett füllte fast das ganze Zimmer. Er
wirbelte auf dem Absatz herum und nahm mit weit ausgebreiteten Armen wieder
Kurs auf mich, und wenn Rotkäppchen das mit dem Wolf für ein Problem gehalten
hatte, dann offenbar nur, weil sie nie mit seiner Hoheit, Freund Harry,
zusammengetroffen war.
Ich sah keinen anderen Ausweg
als den aufs Bett. Das vermaledeite Möbel reichte mir ja bis zur Brust, deshalb
mußte ich einen Anlauf nehmen und dann mit allen vieren auf die Oberfläche
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