Sexsüchtig: Natürlich rein fick-tief ... ;-) (German Edition)
Sie diese Dame?»
Eine schätzungsweise siebzigjährige Frau strahlt mich von dem Foto an. Ihre Haut ist runzlig, aber ihre Augen funkeln voller Leben. Sie hat weiße Haare, die schon ein wenig licht sind, und ihre schmalen Lippen hat sie mit korallenrotem Lippenstift bemalt, der so gar nicht zu ihrem Alter passen will.
Ich runzle die Stirn und starre weiter auf das Bild, und mir ist, als würde ich in ihren Augen etwas erkennen, aber ich kann es nicht zuordnen.
Bedauernd hebe ich die Schultern und sehe die Therapeutin an. «Tut mir leid …»
Sie lacht. Dann blättert sie einige Seiten zurück in dem Album. «Vielleicht ist sie Ihnen eher so bekannt?»
Neugierig nehme ich ihr das Album aus der Hand und erstarre, als ich das Bild sehe.
«Mrs. McCarlsen!» Ich erkenne die Freundin meiner Mutter sofort, das Bild muss ungefähr aus der Zeit stammen, in der sie bei uns verkehrte. Eine gepflegte, attraktive Frau mit sorgfältig frisierten Haaren, elegantem Make-up und diesen unnachahmlichen Nylonstrümpfen unter einem strengen Kleid.
«Woher …?» Ich sehe ihr in die Augen, und dann erkenne ich sie. Wieder betrachte ich das Foto, um erneut in Dr. Sterlings Gesicht zu sehen. «Sie sind …»
«Mein Mädchenname ist McCarlsen», sagt sie und lacht so laut, dass ich zusammenzucke. «Ihre Frau ist eine gute Journalistin, Mr. White. Sie hat gründlich recherchiert über Ihre Vergangenheit und über Ihre Mutter dabei meine ausfindig gemacht, die leider vor drei Jahren verstorben ist. Ich habe keinerlei Erfahrung in der Behandlung von nichtstofflichen Süchten, aber trotzdem war Ihre Frau der Meinung, dass ich genau die Richtige sei für diesen Job.»
Sie nimmt mir das Album aus der Hand und betrachtet versonnen das Bild, dann klappt sie es zu und zwinkert. «Grüßen Sie Ellen von mir, bitte. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft!»
Ich hauche ihr einen Kuss auf die Wange, und sie errötet. Endlich. «Wenn ich nicht verheiratet wäre …», sage ich grinsend, und sie macht eine abschätzige Handbewegung. In der Tür drückt Dr. Sterling mir ihren dicken Notizblock in die Hand, in dem sie ständig herumgekritzelt hat. «Happy Thanksgiving», sagt sie zum Abschied, dann verlasse ich sie.
Die Sonne scheint auf das schwarze Dach meines Autos, und ich öffne vorerst alle vier Türen, bevor ich mich hineinsetze und die Klimaanlage einschalte. Dann ziehe ich mein neues Handy aus der Tasche und schaue erwartungsvoll in den Posteingang. Eine Nachricht von Liz.
«Verlag begeistert. Glückwunsch! Werde dich vermissen, bleib anständig! Hugs Liz.»
Im Kofferraum des familientauglichen Geländewagens stapeln sich meine Habseligkeiten, eine lange Autofahrt liegt vor mir. Ich bin glücklich.
Kapitel 23
Es ist kalt. Zum ersten Mal seit Jahren sehe ich Schnee, nur ein paar Flocken zwar, aber der eisige Wind, der sie durch die Luft wirbelt, hat es in sich. Der Verkehr am späten Nachmittag irritiert mich, es ist hektisch und voll auf der Straße, aber nach einer Weile schaffe ich es, so etwas wie einen Parkplatz zu ergattern.
Dann steige ich aus und friere. Trotzdem bin ich froh, hier zu sein. Bald ist Weihnachten, und ich habe die Nase voll von Weihnachten unter kitschigen Palmenbäumen. Ein Santa Claus läuft im Kostüm durch die Straße und verschwindet im Eingang eines Kaufhauses. Ich verschränke die Arme vor dem Körper und gehe ohne meine Koffer die Straße entlang.
Ein junges Mädchen geht mit gesenktem Kopf an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. In einer Kaffeebar hole ich mir eine Latte to go, die zumindest meine Hände wärmt, und eile weiter die Straße hinunter.
Niemand nimmt Notiz von mir in dieser Stadt, ich bin einer unter vielen und genieße die Anonymität der Menge. Ich werde nicht an der Oberfläche schwimmen, aber ich werde auch nicht untergehen.
In der 52. Straße sehe ich an einem riesigen Haus empor und versuche von unten, die vierzehnte Etage auszumachen. Ich war lange nicht hier.
Mit klopfendem Herzen drücke ich auf die Klingel, die schon früher unsere war. Hier haben wir gelebt, hier haben wir angefangen. Unsere erste gemeinsame Wohnung, in der wir auch geheiratet haben, bevor wir nach Miami zogen.
«Daddy?» Jennys Stimme klingt seltsam durch die Gegensprechanlage, aber mein Herz rast vor Freude. «Ja, Süße, ich bin es!» Ein Jubelschrei lässt sogar die Menschen auf der Straße hinter mir lächelnd aufsehen, dann öffnet sich die große Tür.
Ich lasse den Aufzug links liegen und
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