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Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Titel: Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fried-Guenter Hansen
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Persönlichkeit rührt, wo es wirklich in die Intimität, in die Verletzlichkeit geht – insbesondere, wenn wir auf das Inzest-Tabu zu sprechen kommen.
    Es ist eine nicht zu leugnende
Tatsache, dass es eine besondere erotische Anziehung gibt zwischen Jungen und
ihren Müttern und Mädchen und ihren Vätern. Wenn ich Menschen in meiner Arbeit
danach befrage, bekomme ich als erstes eine Reaktion wie: „Weiß ich nichts von,
bei mir bestimmt nicht.“ Es kann Monate in der therapeutischen Arbeit dauern,
bis die Erinnerung wieder auftaucht. Das Thema ist in unserer Gesellschaft so
stark tabuisiert, dass es bereits in dem Moment, wo es auftritt, also wo ein
Junge in die Pubertät eintritt und es spürbar wird, er vor Gleichaltrigen so
tut, als fände er seine Mutter hässlich und blöd. Und das passiert umso
lautstärker, je mehr er sich selbst davon überzeugen muss. Tatsächlich ist sie
nur deswegen so blöde und so hässlich, weil sie ihn in seinen nächtlichen
Träumen verfolgt und er große Schwierigkeiten hat, damit zurechtzukommen.
Dasselbe gilt auch für jede Frau.
    Ich erlaube mir mal in die Runde die
intime Frage an die Frauen, wie es ihnen zu Beginn ihrer Pubertät mit ihren
Vätern ging. Wenn ihr euch nicht erinnern könnt, muss es ja nicht heißen, dass
es nicht so war. Aber vielleicht kann die eine oder andere von den Frauen sich
auch erinnern?
    --- Lachen —

 
    Zuhörer:
Wobei ich glaube, dass Mädchen eher bereit sind zuzugeben, dass sie für ihren
Vater schwärmen oder den Vater der Freundin.

 
    Ja, für die Jungen ist das natürlich
viel schlimmer, weil es eine Ohnmachtserfahrung ist, die es zu verleugnen gilt.

 
    Zuhörer:
Und wenn Mädchen in einer Familie aufwachsen, wo kein Vater da ist, die suchen
sich dann einen Ersatzvater, eine Ersatzbezugsperson oder wie läuft es da ab?

 
    Die malen sich ihren Papa. Ich gebe
dazu auch mal die tantrisch-buddhistische Erläuterung. Danach ist es so, dass
wenn ein Wesen wiedergeboren wird, es sich angezogen fühlt von einem Mann und
einer Frau, die gerade in körperlicher Vereinigung sind. Diese energetische
Erfahrung ist eindeutig anziehend. Wenn das Wesen dann dazu kommt, das ganze
Drumherum irgendwie passend findet, muss es eine Entscheidung treffen. Wenn es
in diese Vereinigung rein will, kann es das nur von der einen oder der anderen
Seite. Wenn es sich dann reinfallen lässt in den Vereinigungsprozess, dann
entscheidet es sich: Ich vereinige mich als Frau mit dem Mann, oder ich
vereinige mich als Mann mit der Frau. Und dementsprechend ist dann das
Geschlecht, das ich bekomme. Das heißt, mein Zeugungsimpuls ist: „Ich werde
geboren zu dem einen Zweck, mich körperlich mit dieser einen Frau vereinigen zu
können“ oder umgekehrt, ich werde als Mädchen geboren: „Mein Geburtszweck ist
es, mich mit diesem Mann zu vereinigen“. Es bleibt praktisch körperlich
gespeichert, auch da, wo der Vater körperlich nicht mehr in der Familie
anwesend ist. In ihr ist trotzdem das Bild ihres Vaters gespeichert. Vor allem
bei Männern kann man daraus auch noch ein weiteres Phänomen ableiten: dass sie
sich besonders häufig und intensiv von Frauen angezogen fühlen, die sich im
Alter ihrer Mutter zum Zeitpunkt der zeugenden Vereinigung befinden.

 
    Es gibt in indigen Kulturen und auch
hier in Europa Rituale, in denen diese sexuelle, inzestuöse Verbindung in einem
Übergangsritual aufgelöst wurde, also wo die sexuelle Bindung vom Sohn auf die
Mutter oder von der Tochter auf den Vater aufgelöst wurde. Solche Rituale gibt
es meines Wissens hier in Deutschland nicht mehr. Das kann zur Folge haben,
dass diese Fixierung lebenslang erhalten bleibt. Es gibt diesen Impuls: Wenn
ich meinen Körper in seiner Bedürftigkeit empfinde, wenn ich hoffe, dass mich
jemand anders davon erlöst, solange lebe ich zwangsläufig in einer
Suchtkrankheit oder Konsumhaltung, muss etwas immer wieder suchen, das mich von
einem Gefühl des Unvollständig-Seins, Bedürftig-Seins zumindest vorübergehend
erlöst. Und am ehesten suche ich Hilfe, Erlösung bei jemandem, dem ich mich von
Kindheit an anvertraut habe. Und wenn ich den nicht in der Familie finde, dann
vielleicht bei einem ähnlich sehnsüchtigen Wesen – womit wir uns der
psychologischen Grundlage von Missbrauchserfahrungen nähern.
    Obwohl eine Auflösung dieser Fixierung
möglich ist, gehe ich davon aus, dass es die Beziehungsstrukturen der meisten
Menschen in westlichen Kulturen belastet. Unsere Kultur ist

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