Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis
ausgerichtet auf
das Bedienen dieser Suchtstrukturen, es gibt diesen großen Markt an
menschlicher und sexueller Konsumware. Darin ist ein großer Bereich dieses
unbefriedigte Bedürfnis, nämlich: „Ich bin geboren worden, um meine Sexualität
meiner Mutter zu schenken.“ Ohne eine Auflösung bzw. eine Umorientierung ist
jede sexuelle Begegnung Teil einer verzweifelten Suche, ist jeder sexuelle
Partner letztlich in irgendeiner Weise „verkehrt“.
Wenn ich keinen Weg dafür finde, führt
das zwangsläufig zur Depression, weil meine ganze schöpferische Lebenskraft,
alles, was ich an kreativem Potential in mir habe, ob nun Schreiben, Musik
machen, was auch immer ich zu Kreativität zähle, nicht sein eigentliches Ziel
finden kann. Wenn ich ein junger Mann bin, habe ich das Bedürfnis, alles, was
ich an schöpferischer Kraft habe, der Person zu schenken, die mir mein Leben
geschenkt hat, sprich meiner Mutter. Wenn da dieses Tabu drauf liegt, dieses
Tabu mit der körperlichen Vereinigung, das biologisch und genetisch ja wichtig
ist, habe ich eine eingebaute Bremse.
Das Problem an dem Tabu liegt darin,
dass diese Kraft verleugnet wird, dass man nicht darüber reden kann, dass man keinen Weg dafür findet, wie man
diese Energie produktiv im Leben einsetzen kann, anstatt mit diesem Gefühl
durch die Welt zu laufen: „Ich kann diese Energie nicht leben“. Also, da geht
es nicht nur um eine Entladung von Angstspannung, sondern auch einen Druck, der
in uns besteht in Form von schöpferischer Kraft.
Ein Weg, diese schöpferische Kraft,
die in meinem Becken ihren Ursprung hat, auszudrücken, ist die Sexualität, z.B.
als Mann mit einer Frau zu schlafen und zu sehen, wie ich ihr Wohlbefinden
steigern kann. In Übergangsritualen geht es darum, dass sich dieses Gefühl umwandelt,
dass ich dieses Gefühl nicht nur einer einzigen, bestimmten Frau geben will,
sondern dass es sich umwandelt: dass diese eine Frau für alle Frauen steht,
dass ich es allen Frauen geben will. Wenn es ein solches Ritual am Übergang
zwischen Kindheit und Erwachsensein nicht gab, was kann man dann noch tun?
Aufhebung der sexuellen
Fixierung
Zuhörer: Wie sahen solche Rituale aus?
Vor
150 Jahren war es hierzulande üblich, dort, wo es intakte Nachbarschaften gab,
z.B. in Arbeitersiedlungen, dass wenn ein Junge in die Pubertät kam, die Frauen
in der Nachbarschaft untereinander ausgemacht haben, wer sich dessen angenommen
hat. Ganz einfach, es ist mit der Mutter des Jungen gesprochen worden. Und dann
gibt es auch diese energetische Verbindung, wo gefühlsmäßig rüber kommt: „Eine
Mutter hat einen Weg gefunden, mir das zu geben, was ich brauche, ohne das
Inzesttabu zu brechen".
In
eingeborenen Kulturen ist es ähnlich. Aus Westafrika kenne ich ein Ritual, wo
zum Beispiel die Jungen irgendwann in einer Neumondnacht von ihrem Schlafplatz
entführt werden, in eine ebenfalls dunkle Hütte kommen, wo eine Frau auf sie
wartet. Es ist so dunkel, dass der Junge nicht genau sehen kann, wer es ist.
Und die Frau ist danach ausgewählt, dass sie körperlich der eigenen Mutter ähnelt.
Es bleibt ganz bewusst im Unklaren.
Zuhörer: Das gilt für Jungen
oder für Knaben. Für Mädchen ist mir so etwas nicht bekannt. Da muss wohl die
Jungfräulichkeit erhalten bleiben.
Also
in monotheistischen Kulturen wie dem Islam und dem Christentum – denkt nur an
das erste Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, du darfst keine anderen Götter
neben mir haben!“ – gibt es einen besonderen Kult um die Jungfräulichkeit,
genaugenommen um den Allein-Besitzanspruch eines Mannes. Dort gibt es kein
Ritual. Die Fixierung auf den Vater soll also sogar erhalten bleiben. Und
dieser entscheidet, wen er an seiner Stelle als Geliebten der Tochter
akzeptiert.
In
einheimischen Kulturen ist es eher so, dass es ein Fest gibt für die
Entjungferung und dieses Mädchen sich gezielt unter den Männern im Stamm einen
erfahrenen Mann aussucht, der ihr ein „väterliches“ Gefühl an Sicherheit und
Geborgenheit gibt, mit dem sie die erste Nacht verbringt. Diese Entjungferung
wird sogar öffentlich gefeiert als Eintritt in die Welt der Frauen.
Ich
hoffe, es gilt nicht für euch, aber in meiner Arbeit habe ich noch keine Frau
erlebt, für die die erste sexuelle Erfahrung nicht eine traumatische Erfahrung
war. Meiner Meinung nach sollte sich eine junge Frau für ihre erste Begegnung
einen Mann erwählen, der ihr dasselbe Gefühl von Vertrauen und Sicherheit
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