Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis
gibt
wie der eigene Vater. Tatsächlich tut sie sich meist zusammen mit einem Jungen,
der noch mehr Angst hat und noch unerfahrener ist als das Mädchen selbst.
Ich
weiß von größeren experimentellen Gemeinschaften in Europa, die auch versuchen,
es so zu leben. Was dadurch entsteht, ist zum Beispiel beim Mann die Erfahrung: „Ich werde von der Gemeinschaft von Frauen in meiner Sexualität angenommen.“ .Das
führt auch dazu, dass er das Empfinden hat: „Ich möchte der Welt, die mich
hervor gebracht hat, insgesamt meine schöpferische Kraft schenken“. Und die
Frau, die mich als ihren Mann erwählt, ist auch die, der ich meine Lebenskraft
schenken möchte.
Ohne
die Befreiung von der Fixierung ist die Gefahr gegeben, dass es bei dem
Lebensgrundgefühl bleibt. „Irgendetwas, was ich meiner Frau zu geben versuche,
kommt nicht bei ihr an.“ Irgendwann beginnt man dann, parallel Ausschau zu
halten. Und mit der Zeit findet man dann eine andere Frau, von der man denkt:
`Die ist in der Lage, mich anzunehmen` - und dann wieder eine andere. Oder der
Mann geht an Orte, an denen er dafür bezahlt, dass ihm vorgespielt wird, dass
er „angenommen“ ist. Der falsche Umgang mit dem Inzest-Tabu, also die reine
Verleugnung der Anziehung, verhindert, eine Wahrnehmung dafür zu entwickeln,
dass diese Kraft in mir unterstützend wirken will für die Welt um mich herum.
Wenn
ich das bejahen kann, dass ich überhaupt, um zufrieden zu sein, ein Gegenüber
brauche, dem ich meine Lebenskräfte schenken kann, dann erst kann ich die
Lebenszufriedenheit erlangen, die aus dem Tätig-Sein statt aus dem Haben-Müssen
kommt. Zufriedenheit erlangt man niemals durch Konsum, Geld, die hübscheste
Frau der Stadt, das schnellste Auto usw. Nichts davon macht wirklich zufrieden.
Als Mann wird man nur durch das zufrieden, was man für andere Menschen schafft.
Und das hängt ganz stark damit zusammen, dass meine Sexualität am Anfang des
Lebens, in den ersten Lebensjahren und am Anfang der Pubertät, angenommen wird.
In
einem Vortrag über Übergangsrituale habe in ähnlicher Weise verdeutlicht, wie
dieses Nicht-Angenommen-Sein hineinspielt in alle zwischenmenschlichen
Beziehungen, bis in die Gesamtverfassung unserer gegenwärtigen Kultur. In
meiner praktischen Arbeit habe ich dafür immer wieder individuelle Lösungen zu
finden. Ich möchte hiermit auch ermutigen, sich selbst um mehr Wahrnehmung und
schließlich Transformation dieses Themas zu bemühen.
Nur
am Rande sei erwähnt, dass es auch spezifische psychische und psycho-somatische
Erkrankungen gibt, die aus der angesprochenen Thematik hervorgehen.
Insbesondere sind dies Magersucht und Bulimie, Hauterkrankungen und Asthma.
Ohne eine Hinterfragung der verleugneten erotischen Beziehungsstruktur zwischen dem Individuum und seinen Eltern ist hier
meiner Meinung nach wenig zu machen. Auch hier greift wieder das Inzest-Tabu.
Die erotische Beziehung zwischen Klient und seinen Eltern kann nur schwerlich
von einem Therapeuten begleitet werden, der selbst der Verleugnung dieses
Themas unterliegt.
Missbräuchlicher oder heilender
Umgang mit Sexualität
Ich
sollte nicht zum Ende kommen, ohne eine positive Perspektive aufzuzeigen. Sie
ist gar nicht so weit weg. Ich habe gesprochen über eine Sexualität, die
entsteht und eingegangen wird aus einer Situation heraus, in dem man sich im
Zustand der Bedürftigkeit befindet, in einer Art, in der man jemand anderen
benutzt, um diese Bedürftigkeit ersatzweise zu stillen. Wenn Sexualität auf
diese Art zustande kommt, ist sie immer eine Art von Missbrauch – ohne schlechten
Vorsatz natürlich. In der Regel redet man sich sogar intensivst ein, dass es
sich hierbei um tiefste Liebe handele.
Eine
zufriedenstellende Sexualität ist eine Sexualität, die durchaus mit
Bedürftigkeit beginnen kann, die damit beginnt, dass tatsächliche bestehende
Bedürfnisse wie die nach Hautkontakt , dem Lösen feinerer und gröberer
Verspannungen im Körper, Gehalten-Werden , Vertiefung der Atmung und anderes wahrgenommen, ausgedrückt und erfüllt werden. Man kann daraus
bewusste Rituale gestalten. Tantra-Massagen sind z.B. solche Rituale. Wenn Mann
und Frau dann rundum satt, zufrieden in ihrer Körperlichkeit sind und auch
keine verleugnete Angst mehr im Raum ist, nicht mehr sein kann, wenn man sich
wirklich gegenseitig in der ganzen Verletzlichkeit und Bedürftigkeit gezeigt
hat, dann kann etwas von innen heraus entstehen, dass nur geringste Berührungen
braucht,
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